Heinsberger Janek Flöper sucht verzweifelt Praktikumsplatz

Von Inklusion nicht viel zu spüren


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Janek Flöper ist auf der Suche nach einem Praktikumsplatz. von Nils Dinkel
Janek Flöper ist auf der Suche nach einem Praktikumsplatz. © Nils Dinkel

Heinsberg. Seit einem Jahr sucht Janek Flöper aus Heinsberg vergeblich einen Praktikumsplatz im Bereich Wirtschaft und Verwaltung. Darin hat der 21-Jährige gerade den schulischen Teil seines Fachabiturs absolviert und visiert ein Duales Studium an, was sehr bemerkenswert ist. Denn: Janek ist Aspherger Autist mit einer Inselbegabung im mathematisch-analytischem Bereich.


Einsen und Nullen bereiten ihm somit keinerlei Probleme. „Wenn andere zum Taschenrechner greifen, hat er die Aufgabe längst gelöst“, sagt seine Mutter Marita Flöper. Seine Schwäche, begründet mit seinem Krankheitsbild: In der Kommunikation im Umgang mit Kunden sowie beim Telefonieren gesteht sich Janek Defizite ein und wirkt dabei unsicher und gehemmt. Selbst wenn das Telefon zuhause klingelt, hebt er den Hörer nicht ab. Auch mit dem Zeitgefühl hapert es. Daher soll für ihn möglichst vieles strukturiert ablaufen.

Janek wird als humorvoll und ehrgeizig beschrieben, ist sehr belesen und will gerade in Bereichen von Buchführung, beim Sortieren und Wiederfinden von Akten sowie allgemeinen Bürotätigkeiten punkten. „Er hat ein absolutes Langzeitgedächtnis. Viele Inhalte sind sofort auf Abruf verfügbar. In ihm schlummert eine Wahnsinns-Bibliothek“, sagt Marita Flöper. Seine Behinderung bringe demnach nicht nur Nachteile mit sich.
Wie für Janek gemacht
Das Duale Studium, dass Janek zum Diplom-Finanzwirt absolvieren möchte, dauert zwei Jahre. Beim Finanzamt Olpe ist er hierzu zum Vorstellungsgespräch eingeladen. „Es ist sehr gut gegliedert, ähnlich wie die Schule. Es gibt einen fest strukturierten Plan. Unterricht ist jeweils bis mittags und nachmittags bleibt Zeit für freies Lernen. Wöchentlich wechseln sich die Einsätze im Stamm-Finanzamt und die Lernphasen ab“, erklärt Marita Flöper. Diese strukturierte Art habe dazu bewegt, diesen Bildungsgang zu wählen. „Für sein Krankheitsbild ist das das Optimum“, unterstreicht seine Mutter.

Beim Bonner Finanzamt, bei Bücher Hamm sowie im Archiv der Gemeinde Kirchhundem hat er bereits im Rahmen der Schule Praktika absolviert. Er, aber auch die Arbeitgeber, seien stets begeistert gewesen. „Die Arbeit beim Bonner Finanzamt hat mir Spaß gemacht. Sie waren zufrieden mit mir. Das geht auch aus der Praktikums-Bewertung hervor“, sagt Janek. Der für ein Praktikum im kaufmännischen Bereich zwingend erforderliche Umgang mit gängigen Programmen ist Janek bekannt.
Kein Praktikum beim Olper Finanzamt
Gerne hätte er auch das Praktikum beim Olper Finanzamt absolviert. „Aus datenschutzrechtlichen Gründen dürfen sie mir aber kein Praktikum anbieten. Ich könnte Personen aus Akten kennen und das zu meinen Vorteil nutzen“, weiß der Heinsberger. Beworben für eine Anstellung hat sich Janek für 2019. Bis dahin muss aber ein das Praktikum als Hürde gestemmt  und beendet sein.

Am 5. Juli hat Janek sein Abschlusszeugnis am Nell-Breuning Berufskolleg in Bad Honnef überreicht bekommen. Zuvor hatte er die Handelsschule beim gleichen Träger in Aachen besucht. Die Suche nach einem Praktikumsplatz begann schon viel früher. Damit das Abitur im gewünschten Bildungsgang anerkannt wird, ist das viermonatige Praktikum Pflicht. „Seit über einem Jahr rufe ich unzählige Unternehmen an. Wir haben sehr viel Zeit investiert. Zu den meisten Unternehmen brauchen wir erst gar keine Bewerbung senden. Sie lehnen direkt am Telefon ab“, sagt Janeks Mutter. Mehr als 40 Bewerbungen seien versendet worden. Ins Haus flatterten aber nur Absagen.
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
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