Hanna Scholz: „Viel zu viel Mensch, um abzuheben“

Die neue Viva-Moderatorin und Schauspielerin im Interview


  • Kirchhundem, 29.08.2017
  • Von Isabelle Herrmann
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Wirme. Hanna Scholz, gebürtig aus Wirme und mittlerweile Wahl-Kölnerin, ist das neue Gesicht des Musiksenders Viva für die „Top 100"-Hits. Im großen Interview mit LokalPlus erzählt die 25-Jährige, was bei dem TV-Sender auf sie zukommt, für welche Produktionen sie bereits vor der Kamera stand, welche Vorbilder sie hat, warum sie keine Angst hat, abzuheben, und was sie Bundeskanzlerin Angela Merkel mal serviert hat.


Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch! Was waren deine ersten Gedanken, als die Zusage von Viva kam?
Ich war den ganzen Tag schon aufgeregt. Ich habe mir gedacht, sie würden bestimmt die Absagen per Mail verschicken. Also saß ich den halben Tag am Handy und habe immer wieder meine Mails gecheckt. Das war gar nicht so leicht, ich habe bei der GamesCom (Videospielmesse in Köln, Anm. d. Red.) gearbeitet. Und dann klingelte das Handy. Als Viva mir dann die Zusage gab, habe ich erst gedacht: „Die verarschen mich doch!“. Ich war geschockt und habe gezittert. Als ich aufgelegt habe, kam ein Kollege zu mir und meinte: „Sie haben dich genommen, oder?“ Danach war es einfach Freude pur!
Viva hat seinen Sitz in Berlin. Du wohnst in Köln. Wirst du umziehen müssen?
Ich glaube, VIVA würde sich freuen. Es hängt allerdings noch in der Schwebe. Prinzipiell muss ich nur einmal im Monat drehen, denn wir sind vier Moderatoren. Sollte ich häufiger eingesetzt werden, ist es vielleicht eine Überlegung wert. Ich werde allerdings nichts überstürzen.
Wie werden deine Aufgaben bei Viva genau aussehen?
Natürlich die „Top 100“ moderieren und „Internet lesen“. Das heißt, mir werden Kommentare über die Show vorgelegt und ich muss diese vorlesen und darauf reagieren. Das kann schon mal witzig sein. Anders geht es auch nicht, sonst macht es einen fertig. Letzten Freitag hatten wir dafür bereits eine Aufnahme, und die Kommentare waren gar nicht allzu schlimm. Vielleicht haben sie mir für den Anfang auch nichts zu Schlimmes vorgelegt. Manche Kommentare kann man allerdings auch gar nicht ernst nehmen. Die sind dann so lang, dass man sicher eher wundert, wer dafür so viel Zeit hat.
Du bist auch Schauspielerin. Für welche Produktionen hast du schon vor der Kamera gestanden?
Ich habe in letzter Zeit viel für „Verstehen Sie Spaß?“ gedreht. Oder war in einer Folge „Mario Barth deckt auf“ zu sehen. Anfang des Jahres erschien eine Sitcom von RTL. Die wurde aber schon letztes Jahr abgedreht.
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Was machst du, wenn du nicht vor der Kamera stehst?
Das ist der Punkt, den viele übersehen. Wenn man sich dazu entscheidet, Schauspieler zu werden, hat man nicht einen Auftrag nach dem nächsten. In der Zeit, in der ich nicht drehe, muss das Geld dann anderweitig reinkommen. Da hatte ich schon verschiedene Jobs. Ich habe AGs in Schulen zum Schauspielern gehalten, und im Moment arbeite ich in einem Klamottenladen. Aber ich hatte auch bereits Putzjobs.

Mein persönliches Highlight war allerdings ein Jahr nach meinem großen Auftrag mit „Hotel 13“ (Jugend-TV-Serie, Anm. d. Red.). Da habe ich für einen Personaldienstleister bei einer Catering-Firma gearbeitet. Ich habe allen Ernstes unserer Angie (Bundeskanzlerin Angela Merkel, Anm. d. Red.) einen Tomate-Mozzarella-Stick serviert.

Ansonsten gehe ich mit meiner Freundin aber gerne am Rhein Müll einsammeln. Ich hasse Umweltverschmutzung. Deswegen habe ich zu meinem Geburtstag schon eine goldene Müllzange geschenkt bekommen. Aber die ist ziemlich cool.
Wie kam es zu deinem Entschluss, Schauspielerin zu werden?
Zu Schulzeiten habe ich bereits ein bisschen gemodelt. Während eins Jobs für C&A stand ich für ein Making-Off-Video vor der Kamera. Ich durfte allerdings nichts sagen. Für einen Menschen, der wie ich gerne und viel redet, die Hölle! Als ich nach Hause kam, habe ich meiner Mutter davon erzählt und gesagt, dass ich das auch spannend fände. Prompt haben wir nach einer Schauspielschule gesucht.
Also hast du eine Schauspielausbildung absolviert?
Ich war an einer privaten Schauspielschule. Das wäre aber etwas, das ich heute anders machen würde. Denn an staatlichen Schulen wird stärker gesiebt, die Prüfungen sind schwieriger und der Abschluss somit anerkannter.
Auf dem eher konservativ geprägten Land zu sagen, dass man Schauspielerin wird, ist vermutlich nicht ganz so einfach. Wie haben deine Familie und dein Umfeld reagiert?
Es war schon nicht einfach. Zu Anfang musste ich so manchen Spott ertragen. Es hat auch in der Familie zu vielen Diskussionen geführt, und manchmal hatte ich von Tante oder Onkel Links zu Stellenanzeigen für Ausbildungen im E-Mail-Eingang. Oft durfte ich mir anhören, dass sie besser schlafen könnten, wenn ich etwas „Richtiges“ gelernt hätte. Nach den ersten Erfolgen hörte das aber auch. Auch der Gang zu meinem damaligen Schulleiter, um zu sagen, dass ich das Abitur doch nicht machen möchte, fiel mir wirklich schwer.

Mittlerweile haben plötzlich auch Leute Zeit für einen Kaffee, die vorher keine Zeit für mich hatten. Aber ich weiß, wer meine Freunde sind. Die standen an meiner Seite, egal ob ich vor der Kamera oder hinter der Theke stand.
Wer ist dein (schauspielerisches) Vorbild?
Als Kind hatte ich kein schauspielerisches Vorbild. Da war ich lieber auf dem Bolzplatz und habe mich für den FC Bayern München interessiert. Mein Papa war – trotz Bayern-Abneigung – so stolz, ich hatte auf einmal Bayern-Bettwäsche, ein Trikot, und wir haben das ein oder andere Spiel zusammen gesehen. Diese Phase ging dann aber auch relativ schnell wieder vorbei.

Seitdem ich allerdings schauspielere, finde ich Emma Stone ganz toll. Sie hat eine vielfältige Bandbreite an Filmen und kann viele verschiedene Genres bedienen. Im Hinblick auf Viva finde ich Heike Makatsch und Palina Rojinski super. Die ist einfach noch so echt. Einfach locker und cool. Mit der würde ich gerne mal einen trinken gehen.
Welchen Star hast du bereits getroffen, der dich vielleicht inspiriert hat? Abgesehen von Angela Merkel.
Naja, bei vielen Stars denkt man sich „Wow, die will ich mal kennenlernen!“, und dann lernst du sie kennen. Und zwar fünfmal an einem Abend, weil sie mehr getrunken haben als vielleicht gut gewesen wäre. Bei dem ein oder anderen war ich wirklich enttäuscht. Aber ansonsten sind alle supercool drauf. Wir gönnen uns untereinander alles und freuen uns, wenn jemand den Job bekommt. Auch wenn wir als Gruppe bei dem Casting waren und ich eine Absage erhielt. Ganz ehrlich? Meine Freunde und Familie inspirieren mich mehr als alles andere.
Wie sehen deine weiteren Einsätze vor der Kamera aus?
Das lasse ich mal ganz darauf ein, was mit Viva auf mich zukommt. Ich freue mich aber darauf, dass ich als Moderatorin ich selbst sein kann. Mit „Victoria von Lippstein“ in „Hotel 13“ musste ich eine Rolle bedienen. Jetzt kann ich Hanna sein.
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Nehmen wir an, RTL ruft an. Du wirst zum "Dschungelcamp" eingeladen. Wo liegen für dich die Grenzen, um deinen Bekanntheitsgrad zu steigern?
Kein Witz, ich habe bereits für die Produktionsfirma gearbeitet und wurde für das „Dschungelcamp“ angefragt. Allerdings hinter der Kamera, und ich habe abgesagt. Ich verurteile da niemanden, hätte aber selbst keine Lust darauf. Sollte ich doch mal die Schnapsidee haben, zähle ich auf meine Familie und meine Freunde, die mir die Flausen austreiben.

Sollte es irgendwann soweit kommen, dass meine Freunde auf mich zukommen und sagen „Ey Hanna, wir erkennen dich nicht mehr“, wäre für mich eine Grenze erreicht. Ich möchte weiterhin ich selbst sein, man soll mich erkennen. Dafür bin  ich einfach viel zu viel Mensch und zu wenig Schauspielerin.
Vielen jungen Stars steigt der Erfolg über den Kopf. Was ist deine Taktik, um auf dem Boden zu bleiben?
Habe ich einen Grund dazu, abzuheben? Ich denke nicht. Das Fernsehen ist eben mein Traumjob, genauso wie andere sich wünschen, Mechatroniker zu werden. Jeder kann da stolz sein. Als mein Cousin seine Ausbildung zum Straßenbauer mit Bravur bestanden hat, war ich genauso stolz, wie er sich jetzt mit mir freut. Abgesehen davon habe ich im Sauerland zu viele Freunde, die nicht in der Fernseh-Branche tätig sind. Da habe ich Ablenkung genug.
Könntest du dir denn vorstellen, irgendwann wieder aufs Land zu ziehen? Welche Sauerländer-Traditionen lässt du weiterleben?
Ich bin wahnsinnig gerne zu Hause. Früher habe ich immer doll geschimpft. Heute bin ich froh, wenn ich nach Hause kann. Ich kann es nicht ausschließen, wieder hierhin zu ziehen. Gerade wenn es um Kinder geht. Abgesehen davon, kann ich hier viel besser entspannen. Auch ich brauche mal Zeit, fernab vom Trubel. Hier kann ich in den Wald gehen und treffe stundenlang keine Menschenseele.

Mir fehlt die Schützenfest-Tradition. Ich bin ein richtiger Fan von Schützenfesten! Leider war ich schon lange nicht mehr da, und jetzt finde ich es schwierig, in die gefestigten Dorfcliquen einzufallen.

Und das ständige Grüßen habe ich mir beibehalten. Ich sage oft „Hallo“ zu Wildfremden! Als Kind wurde schließlich zu Hause angerufen, sobald du mal vergessen hattest, wen  zu grüßen. In der Stadt reagieren alle eher irritiert und reagieren gar nicht. Aber das möchte ich auch weiterhin beibehalten.
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