Windenergie-Unternehmen informieren über Planungen

Infotag Windenergie in Serkenrode


Mathis Kieslich, Leiter der Ostwind-Niederlassung West, und Joachim Schulenburg, Leiter der Projektentwicklung bei SL Windenergie, beim Infotag Windenergie in Serkenrode. von Ina Hoffmann
Mathis Kieslich, Leiter der Ostwind-Niederlassung West, und Joachim Schulenburg, Leiter der Projektentwicklung bei SL Windenergie, beim Infotag Windenergie in Serkenrode. © Ina Hoffmann

Serkenrode. Die Unternehmen SL Windenergie aus Gladbeck und die Ostwind-Gruppe aus Essen veranstalteten am Donnerstag, 17. Mai, einen Infotag über die von ihnen geplanten vier Windenergieanlagen in Ramscheid. Dabei konnten die Bürger die Position der Windkraftunternehmen kennenlernen und mehr über die vier geplanten Anlagen erfahren.


Bei dem Infotag wurden Schaubilder und Tafeln zu verschiedenen Themen rund um die Windenergie wie Infraschall, Schlagschatten oder Artenschutz in der Schützenhalle verteilt, sodass die Bürger sich selbst umschauen konnten. „Bei Nachfragen und für weitere Informationen stehen ihnen unsere Mitarbeiter zur Verfügung. Wir wollten weg von diesen Frontvorträgen, bei denen man glaubt, einem würde eine Meinung aufgedrückt. Man kann erstmal Eindrücke sammeln und unsere Position zu Windenergie-Themen kennenlernen“, erklärt Joachim Schulenburg, Leiter der Projektentwicklung bei SL Windenergie.
 von Ina Hoffmann
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Geplant ist die Errichtung von vier Windkraftanlagen, von denen drei von SL Windenergie und eine von der Ostwind-Gruppe betrieben werden sollen, in Ramscheid. Diese sollen bei einem Rotordurchmesser von 150 Metern eine Höhe von etwa 240 Metern haben und Energie für knapp 14.000 Dreipersonenhaushalte im Jahr erwirtschaften.
Seit vier Jahren in Kontakt mit Kommune
Bereits vor vier Jahren hatte der Rat der Gemeinde Finnentrop mit einem Beschluss das Verfahren zur Ausweisung von Konzentrationszonen für Windenergienutzung in die Wege geleitet, um selbst mitbestimmen zu können, wo Windkraftanlagen gebaut werden sollen. „Damals sind wir auf die Gemeinde zugekommen, als wir erfahren haben, dass es hier Flächen geben wird, auf denen man Anlagen errichten könnte“, so Joachim Schulenburg. Dass dies bereits zu einem so frühen Zeitpunkt, ohne konkrete Ergebnisse und Beschlüsse, passiert ist, sei dabei nicht ungewöhnlich.

Verbindliche Absprachen zwischen der Gemeinde und den Windpark-Betreibern gibt es auch jetzt, vier Jahre später, noch nicht, da der endgültige Flächennutzungsplan noch nicht beschlossen ist. Trotzdem wurden bereits Pachtverträge mit einigen Grundstückseigentümern abgeschlossen, um bei einem Ratsbeschluss mit den Planungen möglichst schnell fortfahren zu können.
Unsichere Rechtslage
„Wir verstehen, dass es auch in den Kommunen große Unsicherheit rund um das Thema Windenergie gibt wegen der nicht geklärten Rechtslage“, so Schulenburg. Auch wenn der Gemeinderat im Februar das Thema für bis zu 12 Monate von der Tagesordnung gestrichen hat, um Entwicklungen auf Landesebene abzuwarten (LokalPlus berichtete), wolle man seitens der Unternehmen keinen Druck ausüben, um schneller zu einer Entscheidung zu kommen. „Wir haben kein Interesse daran, gegen den Willen der Gemeinde Anlagen zu errichten“, erklärte Schulenburg.

Trotzdem betonte er, dass man, sollte es keine Ratsentscheidung geben, prüfen würde, welche Wege den Unternehmen möglich seien, um die Windkraftanlagen dennoch bauen zu dürfen, indem man beispielsweise die Anfrage an den Kreis Olpe weiterleite. Der Klageweg sei dabei erst einmal nicht eingeplant, so Schulenburg.
Emotionale Diskussionen
Den Anlagenbetreibern sind die Diskussionen in Serkenrode rund um das Thema Windkraft natürlich nicht entgangen. Obwohl die Kommune Ramscheid als Potentialfläche für Windkraftanlagen sah, ist ein Großteil der in der Umgebung lebenden Bürger gegen den Bau von Anlagen an dieser Stelle (LokalPlus berichtete). „Diese Situation erleben wir leider bei jedem Projekt aufs Neue. Oft werden uns emotionale Gründe, wie etwa ein Riss in der Gesellschaft zwischen den Befürwortern und den Gegnern, genannt, damit wir nicht bauen. Dazu muss ich sagen, dass das für uns kein ausschlaggebender Grund ist, die Anlagen nicht zu bauen“, erklärte Joachim Schulenburg.

Mathis Kieslich, Leiter der Ostwind-Niederlassung West, ergänzte: „Bei diesen Debatten soll immer die Windenergie verantwortlich sein für den Streit zwischen den Menschen und wir werden auf den reinen Profit-Gedanken reduziert. Dabei ist es absolut notwendig, sich erneuerbaren Energien zuzuwenden, weil die fossilen Brennstoffe zur Neige gehen. Dass aufgrund von Emotionen auf diese notwendige Entwicklung verzichtet wird, ist nicht realistisch.“
Geplante Ausstattung der Anlagen
Alle geplanten Anlagen sollen mit speziellen Profilen an den Rotorblättern ausgestattet werden, sodass der Geräuschpegel gegenüber alten Anlagen deutlich reduziert wird.

„Der Schattenwurf wird hier vor Ort kein Problem werden“, versprach Joachim Schulenburg. „Es wurden bereits Berechnungen dazu angefertigt. Außerdem gibt es in dem Bereich strenge Grenzwerte. Kein Wohnhaus wird mit mehr als acht Stunden Schattenwurf im gesamten Jahr betroffen sein“.

Zudem sei nicht mit Eiswurf zu rechnen, da die Anlagen mit Detektoren ausgestattet werden sollen, die bei Eisansatz an den Flügeln den Betrieb stoppen und erst wieder in Gang setzt, wenn die Rotorblätter eisfrei seien.
Artenschutz
Da viele Bürger Bedenken zum Thema Artenschutz aussprachen, wurden für die geplanten Standorte Untersuchungen von zwei unabhängigen Artenschutzgutachtern durchgeführt, die jeweils über ein Jahr hinweg die Tiere beobachten. Dabei standen als windsensibel eingestufte Arten wie der Rotmilan im Fokus.

Als Ergebnis habe man festgestellt, dass kein erhöhtes Tötungsrisiko durch den Bau und den Betrieb der Windkraftanlagen bestehe. Auch wegen der in der Umgebung vorkommenden Fledermäuse sollen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden: So sollen die Anlagen nachts zu Zeiten des Fledermausflugs abgeschaltet werden.
Aufforstung und landwirtschaftliche Aufwertung
Trotzdem sei der Eingriff in die Natur immer wieder ein großes Thema, so Schulenburg. Insgesamt sollen in Ramscheid durch den Bau der vier geplanten Anlagen 0,55 Hektar Waldflächen wegfallen. „Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet diese Fläche auszugleichen. Für jeden Quadratmeter wird die genutzte Fläche an anderer Stelle doppelt bis dreifach kompensiert“, erklärte er. Das bedeutet, dass die Unternehmen 250.000 Euro dafür zur Verfügung stellen müssen, um die Umgebung rund um Ramscheid aufzuforsten und landschaftlich wieder aufzuwerten. „Wo und was genau gemacht wird, entscheidet dabei der Kreis“, erklärte Schulenburg.
Bestehende Wege nutzen
Die geplanten Anlagen sollen zudem so liegen, dass möglichst bereits bestehende Wege genutzt werden können. Der von der Ostwind-Gruppe ins Auge gefasste Standort liegt auf der ehemaligen Raketenstation, sodass keine zusätzlichen Schäden entstehen sollen und die brach liegende Fläche umgenutzt werden kann.

Zudem sollen keine Hochspannungsleitungen das Landschaftsbild verunstalten, da die Unternehmen planen den gewonnenen Strom über Erdkabel abzuleiten.

Wenn nach den geplanten 25 Jahren der Betrieb der Windenergieanlagen eingestellt wird, sollen die Anlagen komplett inklusive Fundament zurückgebaut werden. Um dies sicherzustellen, würde bereits vor Baubeginn bei der Kreisverwaltung eine Bürgschaft in Höhe der Rückbaukosten hinterlegt.
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