Warenkorb Finnentrop feiert Jubiläum

Zehn Jahre ehrenamtliche Sozialarbeit


  • Finnentrop, 24.05.2015
  • Von Cristin Schmelcher
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    Cristin Schmelcher

    Redaktion

„Wir wissen noch genau, wie wir damals in dem alten Schalterraum des Finnentroper Bahnhofs saßen“, erinnern sich einige ehrenamtliche Helfer des Finnentroper Warenkorbs, die bereits vor zehn Jahren erkannten, dass die Schere zwischen Arm und Reich größer wird und soziale Missstände zunehmen.


„Parallel war zu beobachten, dass Supermärkte einige Lebensmittel nicht mehr verkaufen können und weg werfen müssen und da kam uns die Idee, für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Finnentrop eine Grundversorgung mit notwendigen Lebensmitteln anzubieten“, erinnert sich die erste Vorsitzende des Warenkorbs Petra Albers. Da die Tafeln einen Gebietsschutz haben, wurde der „Warenkorb“ gegründet. Träger des Projekts wurden die ansässigen Caritaskonferenzen und die evangelische Kirchengemeinde.
 von s: Cristin Schmelcher
© s: Cristin Schmelcher
Schon damals war die Nachfrage groß, so dass es etwa 40 Bedarfsgemeinschaften, darunter sowohl Einzelpersonen wie auch ganze Familien, zu versorgen galt. Nach zehn Jahren hat sich diese Anzahl mehr als verdreifacht und ist auf 140 Bedarfsgemeinschaften im Monat angestiegen und die Bewerberzahl steigt weiter. So kommen seit Januar fünf bis sechs neue Bedürftige hinzu.
Taschen und Koffer werden benötigt
Die aktuellen Bewerber sind vor allem Flüchtlinge, aktuell meistens aus Syrien, die in den Ortschaften der Gemeinde untergebracht werden und oftmals ohne alles in einem fremden Land stehen. So benötigen die Flüchtlinge dringend Taschen oder Koffer um ihre Einkäufe und hier erhaltene Kleidung zu verstauen, die Männer wünschen sich alte Fahrräder, unter anderem um zum Warenkorb und zu einem Deutschkurs fahren zu können, und Canastaspiele, die Frauen Nähmaschinen. Petra Albers sucht außerdem Schulmaterialien für die Kinder und Babyschalen, da frische Mütter aus den deutschen Krankenhäusern nach der Geburt ohne diese nicht entlassen werden.
Viele Hartz IV-Empfänger und Alleinerziehende
Zum weiteren Kundenstamm des Warenkorbs gehören viele Hartz IV-Empfänger und Alleinerziehende. Ohne Sach- wie auch regelmäßige Geldspenden von den Trägern, Privatpersonen und Firmen für Zukäufe und laufende Kosten funktioniert das Projekt natürlich nicht. Unterstützung bekommt das Projekt auch von den Frauengemeinschaften, die zum Beispiel einmal im Jahr Eintrittskarten für das Schwimmbad „Finto“ in Finnentrop spenden, und von den umliegenden Schulen und Kindergärten, die Hygieneartikel sammeln. Daneben führen die engagierten Mitarbeiter verschiedene Spendenaktionen durch, unter anderem in der Vorweihnachtszeit. In Zusammenarbeit mit dem First Reisebüro in Finnentrop werden dort ab Mitte November anonymisierte Wünsche von bedürftigen Kindern ausgehangen, die die Jungen und Mädchen dann freudestrahlend zur Weihnachtszeit in Empfang nehmen können, sofern ein Gönner gefunden wurde.
30 ehrenamtliche Helfer
Über die Bedürftigkeit entscheidet und prüft das Team selbst und erstellt eigene Ausweise, die bei jeder Warenkorbausgabe vorgezeigt werden müssen „Wir wollen einen Nachweis, aber wollen auch selbst entscheiden, wer nach unserem Ermessen bedürftig ist“, erklärt Petra Albers im Gespräch mit LokalPlus. Auch für die Vergabe von Lebensmitteln hat die dreifache Mutter und Großmutter ein festes System entwickelt und so wird die Reihenfolge bei der Warenausgabe gelost. Unter den etwa 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern gibt es eine klare Aufgabenverteilung, so dass auch weiterhin Engagierte für bestimmte Aufgaben gesucht werden. Vor allem Fahrer, die die Zukäufe und Spenden transportieren können, sind rar.
Seit 2007 ist die Gemeinschaft glücklich, ihren Sitz in den Räumlichkeiten der alten Grundschule in Lenhausen zu haben, die die Gemeinde mietfrei zur Verfügung stellt. Stolz sind die Männer und Frauen auf den Bürgerpreis der Stadt Finnentrop, den der Warenkorb 2010 erhielt. Petra Albers wünscht sich für die Zukunft ein angegliedertes Sozialkaufhaus, Räumlichkeiten wären ausreichend vorhanden.
Jeden ersten und dritten Dienstag geöffnet
Der Warenkorb öffnet jeden ersten und dritten Dienstag im Monat von 14 bis 16 Uhr, am 2. Dienstag von 15 bis 16 Uhr und in der 4. Woche werden die Termine im Pfarrbrief bekannt gegeben. Auch eine Warenabgabe kann zu diesen Zeiten oder nach telefonischer Terminvereinbarung erfolgen: 01 73 / 3 00 22 70. Spendenkonto Warenkorb: Konto 5076971 bei der Sparkasse Finnentrop; Konto 1200906101 bei der Volksbank Bigge-Lenne.
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