Selbsthilfegruppe „ADele-mit Alzheimer und Demenz leben“

Angehörigen helfen


  • Finnentrop, 16.08.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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    Redaktion

Silvia Reinecke, Angelika Heuel, Sigrid Reinecke und Anna Hoffmann als Leiterin des Bamenohler Begegnungszentrum (von links) möchten Angehörigen von Demenzerkrankten helfen. von Barbara Sander-Graetz
Silvia Reinecke, Angelika Heuel, Sigrid Reinecke und Anna Hoffmann als Leiterin des Bamenohler Begegnungszentrum (von links) möchten Angehörigen von Demenzerkrankten helfen. © Barbara Sander-Graetz

Finnentrop. Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend leiden rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland an Demenz. Es wird davon ausgegangen, dass sich die Zahl der Erkrankten insgesamt bis zum Jahr 2050 auf rund drei Millionen erhöht. Aber nicht nur für den Erkrankten verändert sich das ganze Leben, auch für die Angehörigen ist nichts mehr, wie es einmal war.


Das wissen auch die Schwestern Sigrid und Silvia Reinecke. Ihre Mutter erkrankte an Demenz. „Das war alles Neuland für uns“, erinnert sich Sigrid Reinecke, die ihre Mutter betreute, während Silvia Reinecke sich um den ganzen Papierkram kümmerte. „Und das ist auch nicht wenig“, wissen beide.  Gemeinsam besuchten die Schwestern einen DRK-Pflegekurs. Hier trafen sie auf andere Betroffene, darunter auch Angelika Heuel und Christin Knust.
Sorgen und Ängste teilen
„Es war schon eine befreiende Erfahrung, dass man mit seinen Sorgen und Ängsten nicht allein ist und es den anderen auch so geht“, erinnert sich Angelika Heuel. Die Frauen beschlossen daher nach Abschluss des Pflegekurses eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Das war die Geburtsstunde von „ADele-mit Alzheimer und Demenz leben“.

Seit einem Jahr kann jeder, der Hilfe sucht, zu ADele kommen. „Wir sind eine unabhängige Selbsthilfegruppe“, sagen die Gründerinnen. Darauf legen die Frauen Wert. „Wir gehören keiner Organisation oder Konfession an. Die Teilnahme hier ist kostenlos und unverbindlich.“
Treffen jeden letzten Dienstag im Monat
Im Begegnungszentrum Bamenohl, dem ehemaligen Hotel Cordes, haben sie einen Ort gefunden, wo sie sich an jedem letzten Dienstag im Monat von 18 bis 19.30 Uhr treffen können. „Unser Hauptanliegen ist es, die Angehörigen wissen zu lassen, dass sie nicht alleine sind und welche Entlastungsangebote es gibt. Manches muss man einfach wissen und Angehörige, die jahrelang Erfahrung mit dem Thema haben, wissen um Hilfen, die den Alltag leichter machen. Außerdem kann das Gesprächsangebot helfen, dem Alltag gewachsen zu sein. Demenz ist schließlich oft noch ein Tabuthema. Viele soziale Kontakte für Betroffene und Angehörige gehen verloren“, so die Frauen.

Dabei ist es ganz wichtig, in Kontakt mit der Familie, Freunden und Nachbarn zu bleiben. Die pflegenden Angehörigen dürfen sich nicht selbst vergessen. Sie sollten guten Gewissens bestehende Entlastungsangebote nutzen, denn dadurch können sie auch eine kleine Auszeit erhalten. „Aber“, ergänzt Angelika Heuel, „mit den Auszeiten ist das nicht so einfach. Sie können nicht einfach irgendjemanden zu dem Dementen setzen. Alle Veränderungen, alles Fremde macht Angst.“
Erfahrungen weitergeben
Aber es gibt Hilfen und Möglichkeiten. Manchmal sind es auch die kleinen Dinge, die Entlastung schaffen, wie das Wissen, was demenziell veränderte Menschen erfreut oder wie macht man ihnen Dinge des täglichen Lebens wie essen und trinken leichter.

„Neben der ganzen Pflege kommt oft der Kampf mit Krankenkassen, Ärzten oder dem medizinischen Dienst hinzu. Das kostet oft Geduld und Zeit. Ich habe Stunden in Telefonwarteschleifen verbracht“, so Silvia Reinecke.
Vorträge bei Bedarf
Die Frauen würden auch bei Bedarf Vorträge zum Thema Demenz und den Umgang mit den Erkrankten anbieten oder Betroffene, die von ihrem Umgang berichten, einladen. „Das müsste man absprechen“, so die Frauengruppe.

Zunächst hoffen die Frauen, dass zum nächsten Treffen am Dienstag, 28. August, möglichst viele Interessierte kommen, denn aus gemeinsamer Betroffenheit entwickelt sich Solidarität, Verständnis und gegenseitige Hilfe. In Gesprächen werden Informationen zur Krankheit, ihrem Verlauf und über die praktischen Erfahrungen im Pflegealltag ausgetauscht. Regelmäßigen Gruppentreffen heben unfreiwillige Isolation auf und geben das Gefühl des „Verstandenwerdens“.
Weitere Infos:
Silvia Reinecke:
Tel. Nr. 0171 261 9399
Mail: SHG-Adele@t-online.de
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