Messe in freier Natur mit klarer politischer Botschaft

Kapuzinerpater Joachim Wrede spricht sich gegen schnelle Lösungen aus


Klare Worte fand Kapuzinerpater Joachim Wrede. von privat
Klare Worte fand Kapuzinerpater Joachim Wrede. © privat

Weuspert. In Erinnerung an das Geschehen am Berg Tabor in Israel, als Jesus seinen Jüngern erstmals in göttlicher Gestalt erschien - dem Ursprung zum Fest „Verklärung Christi“ – fand in Weuspert am Sonntag, 11. August, eine „Tabor-Messe“ statt.


Kapuzinerpater Joachim Wrede (Schliprüthen) machte bereits im Vorfeld des Gottesdienst auf den Hintergrund des gewählten „Outdoor“ Ortes aufmerksam: „Angesichts unseres bedrohten Lebensraumes möchten wir Schöpfung und Schöpfer feiern und uns für den Erhalt unserer einzigartigen Naturlandschaft im Sauerland einsetzen.“
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Die Eucharistiefeier mitten in der Natur und grandioser Fernsicht auf die Sauerländer Landschaft vereinte zahlreiche Teilnehmer aus dem Pastoralverbund Bigge-Lenne-Tal. „Die herrlich weite Sicht in Täler und auf Höhen. Am Horizont die Kämme des Rothaargebirges. Und wir, ein jeder von uns ein Teil von allem – aufgehoben im großen Ganzen.“ Die Predigt des Paters hatte es dann in sich, denn der Gottesmann bezog eindeutig Stellung zur Diskussion um das Thema „Windkraft“. Bekanntlich planen Investoren 240 Meter große Windkraftanlagen zwischen Weuspert und Serkenrode zu errichten.
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„Energiewende ist ein notwendiges Thema: Aber wie soll sie aussehen? Sie muss vernünftig sein und mit Augenmaß. Es wird keine einfachen, schnellen Lösungen geben. Es braucht gemeinsame Anstrengung auf allen Gebieten. Eine Zerstörung unserer natürlichen Grundlagen ist der absolut falsche Weg. Windindustrieanlagen an Orten an denen sie wenig Schaden anrichten mag möglich sein. Mit dem Sauerland würden sie eine unserer letzten Naturlandschaften zerstören.“
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Der Pastor ging ins Detail:

„Als Freund der Natur möchte ich da oft verzweifeln, wenn schnelle Lösungen angeboten werden, die das Gegenteil erreichen von dem, was angezielt ist. Unserer Gegend drohen seit einiger Zeit Windindustrieanlagen ihren Naturcharakter zu nehmen. Zum Teil ist uns die Problematik gar nicht bewusst. Das hörbare Betriebsgeräusch und der gefährliche Infraschall, Tag und Nacht produziert. Fatal für die dreißig Prozent Menschen, die ihn wahrnehmen. Alle Tiere spüren ihn und nehmen ihn als Bedrohung wahr. Dann müssen riesige Betonklötze werden in die Erde eingelassen, um den immer höher werdenden Installationen Stabilität zu geben. Hier bilden sich eigentlich die Quellen. Wer holt die Klötze wieder aus der Erde? Und: Der gesetzliche Mindestabstand zur Wohnbebauung, selbst wenn er eingehalten wird, ist mit 1500 Meter viel zu gering. Kleinere Ansiedlungen, wie hier der Ort Weuspert zählen nicht einmal.“
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Auch an die Politiker richtete der Kirchenvertreter klare Worte:

 „Die Bürger verlangen von ihren politischen Vertretern Unterstützung für den Erhalt ihres Lebensumfeldes und der Natur. Das sollten wir ihnen deutlich machen und abverlangen. Sonst sind sie nicht wählbar. Dazu passt das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Alle loben den Monarchen wegen seiner angeblich wunderschönen Kleider, denn keiner möchte unfähig für sein Amt sein oder dumm erscheinen. Alle ducken sich, haben keinen Mut, ehrlich zu sein. Wir würden heute sagen, es fehlt ihnen an Zivilcourage.“
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Zwischen den Worten des Paters gab`s im Wald laut schallende Trompetenklänge. Norbert Libera aus Schönholthausen gab der Tabor-Messe festlichen Charakter. Auch die Fürbitten, die von Alexandra Lindner (Weuspert) vorgetragen wurden, hatte eine klare, weltliche Botschaft parat: „Wir beten für uns, die wir hier versammelt sind und alle Menschen in unserer Umgebung, die sich Gedanken machen, um den Erhalt unserer einzigartigen Sauerländer Landschaft. Gib uns Kraft und Mut, dass wir sie mit Respekt behandeln und alles daran setzen, sie zu bewahren vor industrieller Nutzung, die zu nachhaltigem Schaden führen würde.“ Den Messbesuchern hat es gefallen – lang anhaltender Applaus beendete einen bemerkenswerten Gottesdienst in freier Natur.
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