Briefwahl im Rathaus sorgt für Spott und Irritationen

Stimmabgabe öffentlich einsehbar / Wahlleiter weist Verantwortung zurück


  • Finnentrop, 03.09.2015
  • Von Sven Prillwitz
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 von Sven Prillwitz
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Wer im Finnentroper Rathaus per Briefwahl seine Stimme für die Bürgermeisterwahl am 13. September angibt, hat möglicherweise unfreiwillig Zuschauer: Darauf weist Christian Vollmert, Fraktionschef und Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler, mit einem Post und einem Foto vom 2. September auf seiner Facebook-Seite hin.


„Demokratie mal anders! Bürgerinnen und Bürger in Sorge um Geheimhaltung bei der Stimmabgabe!“ schreibt der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler. Der ironische Kommentar bezieht sich auf ein von Vollmert gepostetes Bild, das auf einer Treppe im Rathaus aufgenommen wurde. Von dem Standpunkt des Fotografen ist ein Blick in die improvisierte Wahlkabine möglich – und über die Schulter einer Frau du auf ihren Stimmzettel. „Wenn also jemand ,rein zufällig´ die Treppe im Rathaus herunter kommt, ist ein neugieriger Blick auf die ,laufende´ Stimmabgabe kein Problem. Vielleicht können hierdurch bereits jetzt Wahlprognosen erstellt werden“, schreibt Vollmert weiter. Sein Postet endet mit einem Zwinker-Smiley. Mit der Veröffentlichung des Fotos und seinem Kommentar dazu wolle er auf einen „Missstand“ aufmerksam machen, nämlich die „öffentlich einsehbare Positionierung der Wahlkabine“, erörtert Vollmert auf seinem Facebook-Profil weiter. Diese Aussage macht der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler auch im Gespräch mit LokalPlus.
Weber: Für Geheimhaltung muss der Wähler sorgen
Aloys Weber, 1. Beigeordneter der Gemeinde und Wahlleiter, kann den Vorwurf nicht nachvollziehen. In einer an Vollmert adressierten E-Mail, die LokalPlus seit dem 3. September vorliegt, weist Weber darauf hin, dass es sich „nicht um eine Wahlkabine im engeren Sinne“ handelt, sondern um einen „zusätzlichen Service“ der Verwaltung, damit Bürger gleich im Rathaus ihre Stimme abgeben können. Wer von der Möglichkeit der Briefwahl Gebrauch macht, habe für die Geheimhaltung seiner Entscheidung selbst Sorge zu tragen, schreibt Weber weiter. Darüber hinaus geht der Wahlleiter auf Nachfrage von LokalPlus davon aus, dass die „Vorrichtung“ im Rathaus für das Foto verrückt worden sei. „Wir haben den Tisch im Rathaus nicht so aufgestellt, wie es das Foto zeigt, das durch die sozialen Medien geistert“, so Weber. Mittlerweile stehe der Tisch aber an einer anderen Stelle.
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