Vortrag zur Lederindustrie in Drolshagen gut besucht


Ein lehrreicher Vortrag zur Lederindustrie in fand im Vortragssaal des Heimathauses in Drolshagen statt. von privat
Ein lehrreicher Vortrag zur Lederindustrie in fand im Vortragssaal des Heimathauses in Drolshagen statt. © privat

Drolshagen. Im sehr gut besetzten Votragssaal des Heimathauses eröffnete am Mittwoch, 11. Oktober, Doktor Peter Vitt mit seinem Vortrag über die Lederindustrie in Dolshagen von den Anfängen bis zur Auflösung und mit einem Blick auf die nachfolgenden Industrien in der kleinen Sauerläder Stadt das Jahresprogramm 2017/2018 des Heimatvereins für das Drolshagener Land.


Anhand einer alten Karte erläuterte er zunächst die Standorte der Lohmühle und der Gerbereien und verwies auf die Bedeutung des Wassers aus der Wormicke, das schon der aus dem 15. Jahrhundert bekannten Kupfermühle und dem nachfolgenden Reckhammer als Energielieferant gedient hatte.

Es war der Bereich zwischen dem örtlichen Supermarkt an der Gerberstraße, entlang dem Gebiet „Am Reckhammer“ und dem heutigen Stadtpark Lohmühle. In den Gemarkungs- und Straßennamen wird heute noch daran erinnert, dass hier ein historischer Kern der Drolshagener Industrie gestanden hat.

Doktor Vitt zeigte danach anhand von historischen Katasterauszügen die Lage und Entwicklung der 1808 errichteten Lohmühle und der Gerbereien, die zunächst noch Lohhäuser genannt wurden, auf. In der Lohmühle wurde die Eichenrinde aus den umliegenden Wäldern zerkleinert und gemahlen und diente dann aufgrund des hohen Anteils an Gerbsäure den Gerbereien zur Herstellung der groberen Rotleder und feineren Weißleder.
Fünf Gerbereien werden Opfer des Stadtbrandes
Von den insgesamt sechs Gerbereien, von denen eine bereits 1708 erstmals erwähnt wurde, wurden fünf bei dem Stadtbrand 1838 ein Raub der Flammen, wurden aber wieder aufgebaut. Die folgenden 50 Jahre war die beste Zeit der Gerber, dann schloss eine Gerberei nach der anderen, bis zuletzt noch die Schlösser'sche und Bonzel'sche produzierte. Als letzte gab 1903 Bernhard Bonzel den Betrieb auf.

Die verarbeiteten Häute kamen nicht zuerst aus der Umgebung, sondern über den damaligen Handel aus Südamerika, insbesondere Argentinien und nannten sich „Buenos-Aires-Häute“. Nach der Seeblockade im 19. Jahrhundert bezog der Kaufmann Johann Heinrich Richartz aus Köln die Häute der Rinder, Ziegen und anderen Tieren aus Asien, vorzugsweise aus Indien und Indonesien. Von dort landeten die „Kalkutta-Häute“ und „Samarang-Häute“ in Drolshagen.

Die Unternehmer standen in reger Geschäftsbesziehung zu dem Kölner Kaufmann, der einer der Gründer des Kölner Wallraff-Richartz-Museums war. Eine Reise mit der Postkutsche eines der Unternehmer zum Geschäftspartner in Köln, so wies Doktor Vitt auf, kostete zwei Wochenlöhne eines der Arbeiters.
Ältester noch produzierender Industriebetrieb ist Firma Schwarte
Mit der beginnenden Produktion von Fitschen durch die Firma Schwarte in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Lohmühle abgerissen. Die Firma Schwarte ist demnach der älteste noch produzierende Industriebetrieb in Drolshagen.

Die Darstellungen von Doktor Vitt sind Teil einer umfassenden Arbeit zur Industriegeschichte von Drolshagen. Er hat die zur Verfügung stehenden Archive der Stadt Drolshagen sowie eine Fülle von Originaldokumenten bei den Nachfolgern der Gerbereien bzw. den heutigen Eigentümern der Wohnhäuser der damaligen Betreiber eingesehen. Er wies stolz auch auf den hervorragenden Erhaltungszustand der Briefe und Siegel hin, mit denen er seine Darstellungen auch anschaulich machen konnte. Das Buch kommt Ende November heraus.
Historische Industrieentwicklung
Mit dieser Veranstaltung bezog der Heimatverein auch Stellung zur Industriegeschichte und zum aktuellen Wirtschaftsstandort Drolshagen in einer geographisch zentralen Lage und einer überaus vielseitigen Brachenstruktur auf. Dabei sind auch die mittelständische Orientierung und der Charakter der Familienbetriebe von Bedeutung und stehen durchaus in der Tradition der vorgestellten historischen Industrieentwicklung in der kleinsten Stadt im Kreis Olpe.

Der Referent lieferte zum Schluss noch ein paar eher feullietonistische Bemerkungen wie den hohen Schuldenstand des damaligen Klosters bei den Gerbereien und zeigte in einer Genealogie auf, wie die Betriebe vererbt wurden und wie oft man dabei auch durch Heirat „unter sich blieb“. Auch eine Form der Industrieentwicklung. Die Teilnehmer des Abends bedankten sich mit begeistertem Applaus.
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