Update: Nur ein Böller weniger bringt Danil viel Lebensqualität

Familie braucht passendes Auto für schwerstbehinderten Sohn


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Danil liebt es, Videos von Michael Jackson zu schauen. von Rüdiger Kahlke
Danil liebt es, Videos von Michael Jackson zu schauen. © Rüdiger Kahlke

Drolshagen. 36.000 Euro sind bereits bei der Spendenaktion für Danil Schwabecher zusammen gekommen. Die Familie braucht ein neues Auto für ihren schwerstbehinderten Sohn und benötigt dafür 45.000 Euro (LokalPlus berichtete).


Der Hilferuf wurde von den Menschen aus der Region erhört. Martin Schäfer, Geschäftsführer des St. Elisabeth Hospizes, verkündete am Telefon: „Es gab eine riesige Welle der Spendenbereitschaft. Rund 500 Menschen haben ihr Herz sprechen lassen und für Danil gespendet.“ (Stand 4. Januar). 36.000 Euro seien in den vergangene Tagen auf dem Spendenkonto eingegangen. Jetzt sind alle frohes Mutes, dass auch noch der restliche Betrag von etwa 9000 Euro für das Auto zusammenkommt. 

Zur Erinnerung:

„Neunzehn“, korrigiert Danil sein Alter. Freundlich, aber bestimmt. Der Geburtstag vor Weihnachten liegt gerade fünf Tage zurück. Er verfolgt das Gespräch am Wohnzimmertisch, wirft mal kurz ein Wort ein. Ansonsten ist der junge Mann im Körper eines Kleinkindes auf Hilfe angewiesen – 24 Stunden am Tag. Und das seit Jahren. Danil ist mehrfach schwerstbehindert, braucht eine Rundum-Betreuung.

Seit einem Jahr hat er einen neuen Rollstuhl, kann sich in Grenzen damit selbst bewegen und ist dennoch ans Haus gefesselt. Ein neues Auto, ein Fahrzeug, das Danil mitsamt Rollstuhl und Beatmungsgerät aufnehmen kann, wäre eine große Hilfe für die Familie Schwabecher. Und ein Traum für Danil. Dafür fehlt das Geld.

45.000 Euro wären nötig. Die Familie, die ein behindertengerechtes Haus gebaut hat, um Danil daheim betreuen zu können, hat die Mittel nicht. Gespräche mit dem Sozialamt, dem Landschaftsverband oder der Krankenkasse haben nichts gebracht, erzählt Danils Vater Alexej Schwabecher. 60 Stiftungen haben die Familie und Franka Gerbe, heilpädagogische Fachkraft, die Danil einmal in der Woche betreut, angeschrieben. Der Erfolg: nahezu null.
„Fall, für den es sich lohnt, etwas zu tun“
„Was würdest du tun?“, fragte Franka Gerbe ihren Vater. Der, Geschäftsführer des St. Elisabeth Hospizes, riet seiner Tochter, Öffentlichkeit herzustellen. „In einer Zeit, wo Millionen Euro in zwei Tagen verballert werden“ sollte ein Böller für Danil drin sein, meint Martin Schäfer. Das Geld für einen Knalleffekt spenden und es sei „kein Problem, das Auto zusammen zu kriegen“. Martin Schäfer richtete dafür ein Konto beim Hospiz-Verein ein. Das Geld fließt über die Kirchengemeinde der Familie zu. Sollten es am Ende ein paar Euro mehr sein, käme es der Hospiz-Arbeit zugute.

Martin Schäfer macht deutlich, dass man nicht immer auf Institutionen hoffen kann. Der Fall Danil sei ein „Präzedenzfall, für den es sich lohnt etwas zu tun.“ Hier müsse schnelle Hilfe her, direkt, von Mensch zu Mensch in der Region. Das Schicksal könne jeden treffen.
Nach Entlassung aus Klinik begann Leidensweg
Für die Schwabechers aus Drolshagen änderte sich das Leben innerhalb weniger Stunden. Vater Alexej und Mutter Oksana waren froh, 2000 mit dem kleinen Danil nach Hause zu fahren. Der hatte gerade eine dringend nötige Knochenmarktransplantation überstanden. „Wir hatten ein gesundes Kind“, sagt Oksana Schwabecher rückblickend auf die Transplantation.

Kurz darauf Komplikationen. Nierenschädigung. Danils Haut löste sich ab. Ursache, so die Mutter, sei eine extreme Überdosierung eines Medikamentes nach der Entlassung aus der Klinik gewesen. Im Entlassungsbrief der Klinik habe die falsche Dosierung gestanden. Die Folge: starke Entwicklungsstörungen, Minderwuchs.
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Danil kann den Kopf nur wenig zur Seite drehen. Hände und Unterarme kann er nur wenige Zentimeter zur Seite bewegen und das auch nur ruckartig. Seine Sitz- oder Liegeposition kann er nicht selbst verändern, ist gezwungen, rund um die Uhr bewegungsunfähig in der Sitzposition zu verharren. So schläft er, so muss er versorgt und gepflegt werden.

Sein Krankheitsbild gleicht einem medizinischen Lexikon. Seine Mutter, die die Hauptlast der Pflege trägt, mag gar nicht alles aufzählen. „Was hat er nicht?“ sagt sie, „die Frage ist leichter zu beantworten.“

Nach dem Besuch einer Förderschule für Kinder mit körperlichen Einschränkungen wäre es jetzt an der Zeit, dass Danil eine Werkstatt für Behinderte besucht, auch um soziale Kontakte zu haben. Ein Pflegedienst, der ihn dabei betreuen würde, hat sich noch nicht gefunden oder wieder aufgegeben, so die Eltern.
Kleine Fortschritte
Mit dem Rollstuhl, den er über einen Stick selbst steuern kann, hat Danil immerhin „sehr viel Lebensqualität gewonnen“, weiß Franka Gerbe aus der Arbeit mit dem jungen Mann. „Er spricht mehr und selbstständiger geworden“, sieht seine Mutter kleine Fortschritte.

Versuche, auch den Aktionskreis zu erweitern, scheitern an Transportmöglichkeiten. Die Familie braucht ein Auto mit Lifter, um Danil samt Rollstuhl und medizinischem Gerät ins Fahrzeug zu hieven und ihn unterwegs auch betreuen zu können. Dann käme er auch mal raus. Vater Alexej, technisch geschickt, hat schon Rollstuhl und medizinische Geräte optimiert, um Störungen, die sofort lebensbedrohlich sein können, auszuschalten. Ein Transport wäre so sicherer, besser zu handeln.

Und die Familie könnte zusammen etwas unternehmen – wenn auch in Maßen. „Wir möchten als Familie eine Privatsphäre haben, trotz des Anspruchs auf 24-Stunden-Pflege“, sagt Oksana Schwabecher. Einladungen müssen sie ausschlagen. „Entweder wir fahren alle oder keiner“ hält die Familie eisern zusammen. Mit passendem Auto könnten sie gemeinsam Freunde besuchen, mit der Familie mal feiern.
Hilfe nachhaltiger als Knallerei
„Danil ist einer der aufgeschlossensten und kontaktfreudigsten Menschen, die ich kenne“, schildert Franka Gerbe ihren Schützling. Er mag Michael Jackson, sieht gerne Videos des genialen Musikers und Tänzers und er interessiert sich fürs Kochen. An der Wand in Danils Zimmer hängen Bilder von Jackson aber auch von Starköchen wie Johann Lafer oder Steffen Henssler. Ihn hat Danil in Dortmund getroffen. Der Fernsehkoch hat den jungen Fan aus Drolshagen in sein Kochstudio nach Hamburg eingeladen. Für Danil würde ein Traum wahr, könnte er mit seiner Familie zu Henssler nach Hamburg fahren. Mit normalen Fahrzeugen unmöglich.

Martin Schäfer und Franka Gerbe sind zuversichtlich, dass die Menschen im Kreis Olpe „kapiert haben zu sehen was Not ist“. Und dass sie bereit sind zu helfen. „Es kann in unserer Zeit kein Problem sein, solche Mittel zusammen zu kriegen“, ist Martin Schäfer überzeugt. Ein Böller weniger und das Geld dafür aufs Spendenkonto, das wäre ein guter Start ins neue Jahr – für Danil, für die Familie, die sich rührend um ihn kümmert. Für die Spender auch. Statt mit Böllern das neue Jahr zu begrüßen, können sie helfen, nachhaltig, weit übers Jahr hinaus.
Spendenkonto
Spendenkonto beim Hospiz-Verein:

DE77 4606 2817 0460 8750 03

Spendenquittungen können ausgestellt werden
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