SPD gewinnt Bürgermeister-Duell

Aktionsgemeinschaft organisiert Podiumsdiskussion


Podium - von links: Angelika König (SPD), Dr. Christian Kirchhoff (Moderation), Christoph Lütticke (unabhängiger Kandidat), Willi Voßhagen (Aktionsgemeinschaft) und Uli Berghof (CDU). von s: Rüdiger Kahlke
Podium - von links: Angelika König (SPD), Dr. Christian Kirchhoff (Moderation), Christoph Lütticke (unabhängiger Kandidat), Willi Voßhagen (Aktionsgemeinschaft) und Uli Berghof (CDU). © s: Rüdiger Kahlke

Die Montagsfrage hat Angelika König für sich entschieden. Wenn am Montag bei der Aktionsgemeinschaft Drolshagen gewählt worden wäre, hätte die SPD-Kandidatin und Finanzfachfrau gewonnen. In der Runde der drei Bürgermeister-Kandidaten im Heimathaus konnte sie punkten.


Die Organisatoren hatten zu Beginn der gut zweistündigen Runde und zu deren Ende Wahlzettel verteilt. Ziel war es, zu sehen, war in der Diskussionsrunde überzeugen konnte. Überzeugend war, da waren sich die Kandidaten und Veranstalter einig, ein solches Forum zu bieten. Dr. Christian Kirchhoff vom Vorstand der Aktionsgemeinschaft aus Einzelhändlern und Handwerkern moderierte die gut besuchte Veranstaltung.
Freies W-Lan
Eingangs konnten sich Christoph Lütticke, unabhängiger Kandidat, Uli Berghof, CDU-Kandidat, und Angelika König (SPD-Kandidatin), vorstellen. Marktplatz und Einzelhandel beleben. Da waren sich alle einig. Wie das konkret umgesetzt werden soll, blieb eher vage. Lütticke und Berghof setzten dabei darauf, dass Handel und Gastronomie etwas tun. Sie wollen sich für bessere Rahmenbedingungen einsetzen, etwas indem sie die Vernetzung fördern, eine Online-Strategie für den Handel ins Gespräch bringen und freies W-Lan in der Innenstadt (Lütticke) anbieten möchten.
Angelika König hat einen anderen Ansatz. Sie stellte sich nicht als Macherin dar, die Lösungen anbietet, sondern setzt auf Kommunikation. „Was möchte ich, dass sie mir helfen“, kehrte sie den Spieß um. Statt Bürgermeistersprechstunde im Rathaus, will sie auch künftig freitags auf dem Markt stehen. Jeder habe Stärken, die er mir ihr auf dem Markt präsentieren könne, sprach sie Einzelhändler und Handwerker an. „Dann sind schon zwei Stände mehr auf dem Markt.“ Sie warb dafür, über den Tellerrand zu blicken, auch auf andere Messen zu gehen und mit neuen Ideen und „möglichst neuen Unternehmen“ zurück zu kommen. Als künftige Bürgermeisterin wolle sie keine Beschlussvorlagen im Rat vorlegen, nicht mit „fertigen Konzepten“ kommen, sondern Beteiligung fördern.
„Mit Entscheidern reden“
Sie sprach damit an, was offenbar vielen im Publikum unter den Nägeln brannte. Mehr miteinander, statt abgehobener Entscheidungen und Wahlgeschenken auf Kosten aller. Die Verwaltung müsse auch selbst bei Behörden vorstellig werden und sich für Drolshagen einsetzen, bevor Entscheidungen gefällt würden, ging sie auf die Entscheidung des Kreises ein, entgegen den Empfehlungen des Einzelhandels-Gutachtens Discounter an der Peripherie anzusiedeln. „Politisch aktiv werden und vor der Entscheidung mit den Entscheidern reden“, gab sie sich kämpferisch. Uli Berghof hatte das Problem, dass Unmut über langjährige Politik der CDU und ihres Bürgermeisters Theo Hilchenbach, auf ihn projiziert wurde. Mit Fehlentscheidungen und neuen Schulden wollte er nichts zu tun haben. Als Kämmerer in Wilnsdorf setze er das Haushaltssicherungskonzept erfolgreich um, warb er mit Kompetenz. Dass er als Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes politisch keinen Einfluss nehmen und mit der Ratspolitik nichts zu haben wollte, ließen im Zuhörer und SPD-Kandidatin nicht durchgehen.
Sparen durch gemeinsame Ausschreibung
Christoph Lütticke forderte mehr Ehrlichkeit bei der Kalkulation der Gewerbesteuern. Durch gemeinsame Ausschreibung und Beschaffung mit anderen Kommunen könne man sparen. Auch er betonte die Bedeutung des Rats als Aufsicht der Verwaltung. Während Angelika König betonte, es sei nötig Bürger frühzeitig in Entscheidungen einzubeziehen, sah Christoph Lütticke auch die Bürger in der Pflicht, sich zu informieren. Als Informationskanal möchte er verstärkt das Internet nutzen. Uli Berghof brachte einen Ortsvorsteher als Ansprechpartner auch für den Stadtkern ins Gespräch und möchte ein Amtsblatt oder eine regelmäßige Sonderseite in einer Zeitung, um zu informieren.
Für einen Besucher schien es wichtig zu sein, ob das künftige Stadtoberhaupt auch bereit sei, in die Kernstadt zu ziehen. Christoph Lütticke und Uli Berghof verwiesen darauf, in Drolshagen zu wohnen. Angelika König bekundete präsent sein zu wollen, lehnte aus persönlichen Gründen aber einen Umzug ab: Sie werde das Wohl ihres Kindes nicht dem Beruf opfern. Die Besucher quittierten die aufrechte Haltung mit Beifall.
Einladen versus Hinfahren
Unterschiede wurden auch bei der abschließenden Frage von Dr. Christian Kirchhoff deutlich. „Was wird ihre erste Amtshandlung in Bezug auf Handwerk und Einzelhandel sein?“ Christoph Lütticke will gleich zu Gesprächen einladen. Uli Berghof will das Thema zur Chefsache machen. Angelika König will „nicht einladen, sondern in die Firma fahren. Ich will vor Ort hören, was sie für Sorgen haben“.
Nach zweistündiger Diskussion war sie bei der „Montagsfrage“ klare Siegerin. 24 Besucher würden die SPD-Kandidatin wählen, sechs stimmten für Uli Berghof, neun für Christoph Lütticke. Sechs waren auch nach der Kandidatenrunde noch unentschlossen. Zu Beginn waren das noch 19 gewesen.
Kommentar
Von Rüdiger Kahlke Da war Druck im Kessel. Das wurde bei der Diskussionsrunde mit den drei Bürgermeisterkandidaten im Heimathaus deutlich. Fragen und Reaktionen des Publikums zeigten, wie groß die Unzufriedenheit mit Bürgermeister und lange Jahre CDU-dominiertem Rat in Drolshagen ist. Dafür kann Uli Berghof, der dafür in Haftung genommen wurde, sicher nichts. Sich aber mit Verweis darauf, er sei ja seit fünf Jahren nur Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes gewesen, aus jeglicher Verantwortung zu stehlen, geht auch nicht. Der CDU-Kandidat hatte einen schweren Stand, ja. Aber viel Konkretes, vor allem ein Rezept, wie Drolshagen die Schulden loswird, hatte er auch nicht zu bieten. Christoph Lütticke zeigte Potentiale wie die Kaufkraft (65 Million Euro) auf, die es zu nutzen gelte. Er sah auch Chancen. Als unabhängiger Kandidat ist er auf Kooperationen mit allen Fraktionen angewiesen. Hier trifft er sich mit Angelika König. Die hat gar nicht erst versucht, sich als großer Zampano zu präsentieren. Ihr Credo war Gemeinsamkeit, Beteiligung, aber auch Kampf. Das kam an. Klar ist aber auch, dass das deutliche Ergebnis der Montagsfrage nicht schon das Ergebnis des 13. Septembers vorweg nimmt. Die Engagierten und Interessierten waren es, die das Angebot der Aktionsgemeinschaft nutzten, die Kandidaten kennen zu lernen. Die, die Wahl entscheiden, sind eher die, die zuhause sitzen und wählen, was sie immer gewählt haben. Leider.
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