Rainer Wolniczak gibt nach 26 Jahren den Dirigentenstab ab

Ein Leben für die Musik


Rainer Wolniczak dirigiert am 30. April zum letzten Mal die Musikfreunde Schreibershof. von privat
Rainer Wolniczak dirigiert am 30. April zum letzten Mal die Musikfreunde Schreibershof. © privat

Schreibershof. Ende des Monats endet bei den Musikfreunden Schreibershof eine Ära: Dirigent Rainer Wolniczak tritt nach 26 Jahren ab und kehrt ins Orchester zurück.


Bereits mit 12 Jahren kam Rainer Wolniczak durch seinen Vater Ewald, ebenfalls Musiker und späterer Dirigent, als Posaunist zum Schreibershofer Traditionsverein.

Und auch wenn er 1977 das Studium zum staatlich geprüften Elektrotechniker abschloss, so führte ihn seine Musikbegeisterung bereits ein Jahr später zum Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr. Er hatte seine Liebe zur Querflöte entdeckt und absolvierte ein Studium zum Orchestermusiker an der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.
Studium der Musikwissenschaften
Gleichzeitig erhielt er ein Stipendium in Musikwissenschaften, welches er ebenfalls erfolgreich abschloss.  Als 1. Flötist spielte er von 1982 bis 1985 beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr. Nach einem Intermezzo beim Heeresmusikkorps in Gießen war er bis 2006 Ausbilder und Dozent beim Ausbildungsmusikkorps in Hilden.

Dass Rainer Wolniczak dabei auch Probe- und Dirigier-Seminare unter anderem bei Sergiu Celibidache und Leonard Bernstein besuchte, blieb dem Vorstand der Musikfreunde natürlich nicht verborgen. Zum 100. Jubiläum wollte man einen neuen Dirigenten präsentieren, da Wolniczaks Vater Ewald zu diesem Anlass den Taktstock abgeben wollte. Den sollte nun ausgerechnet der Sohn, ein ehemaliges Nesthäkchen der Musikfreunde, übernehmen? Schon Jahre vorher sorgte das für einige Diskussionen.
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„Aber nachdem ich 1990 beim Sportfest in Schreibershof kurzfristig für meinen Vater eingesprungen war, wusste ich: Das machst du auf jeden Fall!“ erinnert sich der mittlerweile 64-jährige Wolniczak. Auch Musiker und Publikum ahnten da vielleicht schon eine musikalische Zeitenwende, die dem Verein gut bekommen sollte. Auch die große Liebe fand er durch den Musikverein: er heiratete die Flötistin Karina Halbe.

Nachdem am 23. Mai 1992 anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten die musikalische Leitung an Wolniczaks Sohn übergegangen war, stellte dieser zwar nicht das gesamte Repertoire der Musikfreunde auf den Kopf, doch setzte er gezielt neue Schwerpunkte in Richtung moderner anspruchsvoller Musikliteratur aus Film und Musical. Das war zu der Zeit nicht mehr ganz neu, aber für die Musikfreunde seinerzeit ungewöhnlich.
Neugestaltung der Frühlingskonzerte
Bemerkenswert dabei ist, dass die gute alte Ouvertüre und auch klassische Musik bis heute nicht vergessen wurde. Die Ehrenvorsitzenden Friedel Lütticke und Thomas Halbe erinnern sich gern an Programme zurück, die im Vorfeld Stirnrunzeln auslösten und im Konzert selbst für große Begeisterung sorgten.

„Das Besondere dabei war immer sein besonderer Draht zum Publikum. Auch versteht er es ganz besonders einen gewissen Spannungsbogen aufzubauen. Seine teilweise bildhaften und amüsanten Beschreibungen waren und sind dabei sicherlich sehr hilfreich.“

Denn auch das war neu: Die Frühlingskonzerte standen nun jeweils unter einem bestimmten Motto und wurden zudem noch locker aber anspruchsvoll moderiert.
Schöne Momente
Und was fällt einem Dirigenten nach 26 Jahren ein, wenn man ihn nach den schönsten und aufregendsten Momenten mit den Musikfreunden Schreibershof fragt? Da fallen ihm die großen Jubiläen 1992 und 2017 ein: „Nach der Gestaltung der Messfeier im vergangenen Jahr stehende Ovationen zu bekommen, war schon ein einmaliges Erlebnis“ meint der scheidende Dirigent.

Ähnlich empfand er auch den Empfang 1994 am geschichtsträchtigen Berg Isel in Tirol, als die Musikfreunde dort auf ihrer ersten Vereinsreise vor weit mehr als 1000 Zuschauern „Tirol 1809“ unter freiem Himmel und bei strahlendem Sonnenschein aufführten. „Den großen Zapfenstreich in Schreibershof 1999 anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Schützenvereins um Mitternacht vor ähnlich vielen Zuschauern vergisst man natürlich auch nicht.“
Nachfolge ist geklärt
Zufrieden ist Rainer Wolniczak aber auch darüber, dass er sich gemeinsam mit dem Verein rechtzeitig um seine Nachfolge bemüht hat. Auch wenn er mit Herzklopfen an die Taktstockübergabe denkt, so lehnt er sich dennoch entspannt zurück. „Mit Michael Baust wird wieder etwas Neues auf die Musikfreunde Schreibershof zukommen.“ Und was wird dann aus dem ehemaligen Dirigenten? „Erstmal wird mit dem Orchester und den Gästen in den Mai gefeiert!“, so Wolniczak.
 von Muskfreunde Schreibershof
© Muskfreunde Schreibershof
Danach wird er ins Orchester zurückgehen. „Den Flöten habe ich versprochen, dass ich zuerst für ein Jahr in deren Register spielen werde.“ Danach, so betont Wolniczak „gehe ich wieder ins Posaunenregister“. Eine einzigartige Laufbahn wird enden, wo sie begann. „Die Musikfreunde Schreibershof sind mein Leben.“, resümierte Rainer Wolniczak seine bisher 26-jährige Dirigententätigkeit für das Orchester, welche nun am 30. April enden wird. Beim traditionellen Frühjahrskonzert der Musikfreunde wird er sein Abschiedskonzert dirigieren und blickt dann auf insgesamt 52 Jahre aktives Musizieren in einem Orchester zurück.
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