Fahrt mit „SAM“ liefert Vorgeschmack auf Mobilität von morgen

Autonom fahrender Bus auf Demonstrations-Tour in Drolshagen


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„SAM“ rollte am Samstag, 16. März, erstmals durch Drolshagen - ganz eigenständig. von Rüdiger Kahlke
„SAM“ rollte am Samstag, 16. März, erstmals durch Drolshagen - ganz eigenständig. © Rüdiger Kahlke

Drolshagen. Ein kleiner Ruck. Kaum hörbar fährt „SAM“ los. Das kleine Kürzel steht für eine große Zukunft. Der Shuttlebus verkörpert die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs. „SAM“ steht für „Südwestfalen Autonom  Mobil“. Am Wochenende fuhr der Kleinbus im Probebetrieb auf der Gerberstraße in Drolshagen.


Geplant ist, ab Frühjahr einen längerfristigen Testbetrieb aufzunehmen. Der autonom fahrende Elektrobus soll dann für etwas sechs Monate in Drolshagen und Lennestadt auf Tour gehen.

Die Fahrten sind Teil einer Machbarkeitsstudie, die der Zweckverband Westfalen-Süd im Auftrag der Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein beim Berliner Innovationszentrum Mobilität in Auftrag gegeben hat. Neben der Prüfung von Routenvorschlägen, der Entwicklung von Einsatzszenarien geht es um Akzeptanzforschung und Demonstrationsfahrten.
Bürgermeister ergriff die Chance
Drolshagens Bürgermeister Ulrich Berghof war auf einer Regionale-Veranstaltung auf den weitgehend autonom fahrenden Bus aufmerksam geworden und hatte gleich Interesse bekundet. Im Austausch mit Prof. Dr. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin wurden dann die Versuchsfahrten in Drolshagen eingeplant. Ziel ist es, auf zwei Strecken, eine in Drolshagen, eine in Meggen (Lennestadt), den Bus zu testen.
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Finanziert werden soll das Projekt von der öffentlichen Hand und der Industrie. Professor Knie schätzt die Kosten für den mehrmonatigen Probelauf auf etwa 130.000 Euro.

Für Andreas Müller (Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein) schließt sich damit ein Kreis. Bei der Eröffnung des Testbetriebs wies er am Samstag, 16. März, im St. Gerhardus-Haus darauf hin, dass bereits 1895 mit Hilfe der Industrie in Netphen der weltweit erste Linienverkehr mit motorisierten Bussen eingerichtet worden sei.

Jetzt wolle man mit Hilfe der Unternehmen Mennekes, Krah und Bigge-Energie den Weg zum autonomen Fahren beschreiten. Jeder, der wolle, könne die „Technik von morgen schon heute live erleben und ausprobieren“, ermunterte Müller Interessierte, den kostenlosen Demo-Betrieb am Wochenende zu nutzen.
Landrat: Starker Tag für Südwestfalen
Dr. Dirk Günneweg, Abteilungsleiter Mobilität aus dem Landesverkehrsministerium, gratulierte zum Start des „ersten Tests im ländlichen Raum“. NRW sei eine Modellregion für die Entwicklung der Mobilität der Zukunft. Es sei richtig, die Menschen dabei mitzunehmen.

Mit dem automatisierten Shuttle eröffne sich in Drolshagen ein Blick in die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs, so Bürgermeister Ulrich Berghof. Landrat Frank Beckehoff hoffte auf einen Erkenntnisgewinn für die Region und sah in den Demonstrationsfahrten einen starken Tag für Südwestfalen.
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Prof. Andreas Knie, der selbst aus der Region stammt, lobte in einer launigen Einlassung die schöne Gegend, in der aber zu viele Autos störten. Früher hätten Kinder noch auf der Straße Fußball spielen können. Mit „SAM“ werde die Veränderung sichtbar. Fahrende Systeme würden sich künftig selbst organisieren und Männer müssten sich von ihrem liebsten Kind, dem Auto, verabschieden. Sein Trost: Ihnen bliebe im Zeitalter des automatisierten Fahrens dann noch das Grillen.

Wie das Zeitalter aussieht, interessierte viele. Der Andrang zum Start der Demonstrationsfahrten war groß – die Wartzeiten zumindest anfangs entsprechend lang.
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