Bürgermeister zwischen Bestätigung und Empörung

Ulrich Berghof blickt auf die ersten 100 Tage im Amt zurück


Zieht nach 100 Tagen Bilanz: Ulrich Berghof. von Rüdiger Kahlke
Zieht nach 100 Tagen Bilanz: Ulrich Berghof. © Rüdiger Kahlke

Ein Bürgermeister ist auch nur ein Mensch. Und da tut Zustimmung gut. Das räumt Ulrich Berghof ein. Zum Monatsende, 29. Januar, ist Drolshagens neuer Bürgermeister 100 Tage im Amt. Diese Zeit gilt gemeinhin als Schonfrist, als Einarbeitungszeit. LokalPlus sprach mit Ulrich Berghof über den Start im neuen Job.


Dienst geht vor. Das ist für Berghof klar. Der ehemalige Kämmerer wollte als Bürgermeister ein Kümmerer sein. Das war auch der Familie klar. Aber: Theorie und Praxis sind dann doch zwei Paar Schuhe, hat Berghof feststellt, der erst am Abend vor unserem Gespräch seine Tochter versetzen musste, weil er zwei Stunden später als geplant aus dem Büro kam. "Jetzt ist die Inanspruchnahme abends und an Wochenenden schon größer", sagt Berghof, der zuvor als Kämmerer in Wilnsdorf auch keinen regelmäßigen Feierabend hatte.
Jeden Tag Sprechstunde
Bürgersprechstunden wollte er einrichten. Die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern verbessern. Dazu ist es noch nicht gekommen. Stattdessen "habe ich jeden Tag Sprechstunde", sagt Ulrich Berghof, der sich, wenn es der Terminplan zulässt, immer Zeit zum Gespräch nimmt. Manchmal muss er den Gesprächspartnern auch deutlich machen, dass Bürgernähe nicht bedeutet, immer "so zu entscheiden, wie es den Bürgern gefällt. Das geht nicht", sagt er. Umso mehr freut es ihn, wenn er, wie jüngst auf dem Sebastiansfest nach seiner Rede vor Schützenvereinen und Bruderschaften, positive Rückmeldungen bekommt. Bestätigung tut gut - auch dem Bürgermeister. Aber auch Ärger hat ihm das neue Amt gebracht. Ulrich Berghof fällt dabei die Reaktion der SPD ein, die er nicht eingeladen hatte, als es in einer Bürgerversammlung um einen neuen Ortsvorsteher ging. "Das hätte mit einem Anruf erledigt sein können", sagt er. Künftig würden auch die Fraktionen dazu wieder eingeladen, hat er seine Konsequenzen aus dem politischen Aufruhr gezogen.
Erste Schritte für neues Drolshagen
Die Einlösung seines zentralen Wahlversprechens, die Konsolidierung der Finanzen, will er mit dem Haushaltsentwurf 2016 angehen. "In drei Monaten kann man kein neues Drolshagen entstehen lassen", sagt Ulrich Berghof. "Aber man kann erste Schritte gehen." Dazu zählt er den Etatentwurf mit Schritten zum Haushaltsausgleich 2017. Von den Fraktionen erhofft er sich "einen intensiven Austausch" , wie die Finanzlage der Stadt auf solide Füße gestellt werden kann. "Ideen sind herzlich willkommen". Von seinem Plan, Flüchtlinge in privaten Wohnungen unterzubringen, musste er inzwischen abrücken. Eine Großraum-Unterkunft soll gebaut werden. Sie soll die Container ablösen. "Wir brauchen etwas Massives, um langfristig Unterbringungsmöglichkeiten zu haben", resümiert Berghof und wünscht sich dennoch, dass sich der eine oder andere Bürger entscheiden würde, der Stadt Wohnraum für Flüchtlinge anzubieten. "Von meinen Rundgängen weiß ich, dass noch viel Wohnraum da ist", sagt der Bürgermeister. Die Vision lebt weiter.
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