Wenn das Lehrer- zum Schlafzimmer wird

Ehemalige Grundschule wird in Notunterkunft umgewandelt / Stadt freut sich über Spenden und Helfer vor Ort


  • Attendorn, 02.09.2015
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Der Flur der ehemaligen Grundschule. von s: Barbara Sander-Graetz
Der Flur der ehemaligen Grundschule. © s: Barbara Sander-Graetz

Es ist wieder Leben in der ehemaligen Grundschule von Lichtringhausen. Viele helfende Hände sorgen dafür, dass hier ab sofort Asylsuchende ein Dach über den Kopf haben werden. „Nach unserer Bürgerversammlung vor einer Woche war die Resonanz der helfenden Hände und der Sachspenden überwältigend“, sagt Christiane Plugge vom Sozialamt freut sich über „so viel positive Unterstützung". Die Hilfe wird auch benötigt. Am Mittwoch, 2. September, werden zwei Familien in die Schule einziehen. „Wir bekommen ein dreiköpfige Familie aus dem Irak und eine vierköpfige Familie aus Albanien.“


Damit hat die Stadt Attendorn zurzeit 120 Asylbewerber im Stadtgebiet. „Täglich kommen sieben bis neun Personen dazu, sprich: im Durchschnitt rund zwei Familien. Wir werden sicher bis Ende des Jahres über 200 Asylbewerber hier haben“, so die kommissarische Leiterin des Sozialamtes. In Lichtringhausen wird noch bis zum letzten Moment Hand angelegt. Mit dabei: Der Rentnerverein aus dem benachbarten Windhausen. Am Montag waren Helmut Daum, Kurt Göhr, Franz-Josef Sonntag und Gottfried Zacker im Einsatz. „Wir haben erst einmal die Feldbetten aufgebaut“, erklären sie. „Wir haben ja Zeit, und da ist es keine Frage, dass wir helfen“, sind sich die vier einig. „Auch in der nächsten Zeit werden wir zur Verfügung stehen und helfen, wo wir gebraucht werden“, versprechen sie. Und sie sind nicht allein, auch andere Rentner aus Windhausen wollen helfen.
Hilfe kam auch von vielen Lichtringhausern selber, erzählt Christiane Plugge. „So haben wir unter anderem eine Mikrowelle und einen Wäschetrockner bekommen.“ Die notwendige Küchenausstattung haben Mitarbeiter des Rathauses besorgt. Nach einem internen Spendenaufruf sei auch hier eine große Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst worden, so Plugge. „Allerdings möchten wir alle, die Kleidung spenden wollen, an die Kleiderkammern verweisen. Bitte geben Sie die Kleidung dort ab. Wir schicken die Asylsuchenden dorthin, denn wir können die Sichtung, Lagerung und Verteilung der Kleidung nicht schaffen.“
Lieferengpass: Feldbetten für den Übergang
Problematisch ist derzeit die Lieferung von Metallbetten, die normalerweise in den Unterkünften eingesetzt werden. „Da gibt es zurzeit acht Wochen Lieferzeit. Wir hoffen, in zwei Wochen wieder welche zur Verfügung zu haben“, erklärt Christiane Plugge. Daher gibt es übergangsweise Feldbetten vom Deutschen Roten Kreuz. „Ich weiß von Kollegen in anderen Kommunen, die nach Ikea gefahren sind und dort Einzelbetten gekauft haben.“
In der Schule selber wird gerade noch letzte Hand angelegt, damit auch morgen die Küche fertig ist. Jannik Lenninger, der seinen Bundesfreiwilligendienst bei der Stadt Attendorn absolviert, ist vor Ort und hilft bei der Organisation. Auch sein Arbeitsfeld hat sich in den letzten Wochen grundlegend geändert. „Eigentlich sollte ich die Asylsuchenden bei Behördengängen und Fragen des Alltags betreuen und helfen.“ Doch mittlerweile sei auch die Unterbringung der vielen Asylsuchenden zum Mittelpunkt seiner Arbeit geworden.
Trennwände schaffen etwas Privatsphäre
In Lichtringhausen stehen vier Klassenräume und das Lehrerzimmer bereit. Trennwände können bei Bedarf aufgestellt werden, um ein wenig Privatsphäre zu schaffen. Die Küche und die Toiletten im Haus sowie die Dusche in der angrenzenden Turnhalle müssen gemeinsam genutzt werden. „Das ist natürlich noch nicht das Ende der Fahnenstange. Wir versuchen gerade, zwei weitere Objekte zu bekommen, um dort die nächsten Asylbewerber unter zu bringen", sagt Christiane Plugge. „Dann brauchen wir wieder Spenden, Hilfe und helfende Hände.“
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