Trabi mit Original-Verbandskasten

Junge Autoliebhaber beim Oldtimer-Treffen an der Stadthalle


  • Attendorn, 21.06.2015
  • Von Barbara Sander-Graetz
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    Barbara Sander-Graetz

    Redaktion

Die Weber-Brüder Julian, Manuel mit Sohn Leonard und Christopher sowie Sascha Wiese (von links) mit ihren Oldtimern. von s: Barbara Sander-Graetz
Die Weber-Brüder Julian, Manuel mit Sohn Leonard und Christopher sowie Sascha Wiese (von links) mit ihren Oldtimern. © s: Barbara Sander-Graetz

Wer meint, Oldtimer wären kein Hobby für Jüngere, der irrt. Das haben die Weber-Brüder und ihr Freund Sascha Wiese am Sonntag beim Oldtimer-Treff in Attendorn bewiesen. Sie alle sind um die 20 Jahre alt und begeisterte Fans von Autos vergangener Tage. Ihre Schmuckstücke stellten sie zusammen mit anderen Liebhabern älterer und alter Modelle an der Stadthalle aus.


Christopher Weber ist mit seinem Ford Escort zum Treffen gekommen. „Der ist Baujahr 1990 und war eigentlich erst als Winterauto gedacht. Doch jetzt fahre ich ihn täglich“, erzählt er. Der Escort sei ein Scheunenfund gewesen. „Ich habe ihn über das Internet bekommen“, sagt der 27-Jährige, „Er gehörte einer älteren Dame und hatte gerade mal 110.000 Kilometer gelaufen.“ Das Eckige, Kantige und Minimalistische habe es ihm angetan. „Der Drehzahlmesser und das Schiebdach sind hier die Sonderausstattung“, so Christopher Weber weiter. Airbag, Servolenkung, Sitzheizung: Fehlanzeige. „Aber genau das macht es aus. Diese Autos haben keine übermäßige Elektronik, man kann an ihnen schrauben und reparieren.“ Eigentlich sei auch sein Nachbar Schuld, dass heute der Escort fährt. „Der hatte so ein Auto, als ich ein Kind war und das wollte ich auch immer haben“, sagt der 27-Jährige.
Noch mehr schrauben konnte sein jüngerer Bruder Julian an seinem Auto. Ein Trabbi 601 S mit 26 PS aus dem Jahre 1967 ist sein Eigen. „Sonderausstattung ist ein Kindersitz und ein Libelle (ein Ventilator auf dem Armaturenbrett, Anm. d. Red.). Der Tank ist noch unter der Motorhaube und der Wagen fährt nur mit der Mischung 1:50. Gurte, Radio oder Geräuschdämmung gibt es nicht“, sagt Julian Weber. Dafür hat er noch den Original-Verbandkasten und das Reserverad. Letzteres möchte man aber lieber nicht benutzen. Der Zahn der Zeit ist hier deutlich zu sehen. Der 20-Jährige hat ihn aus Hannover. „Der Motor und die Bremsen mussten überholt werden und den Tank habe ich gereinigt.“ Auch der Lack brauchte intensive Pflege. Jetzt beim Oldtimertreffen ist er ein heiß umlagertes Fahrzeug, was Julian auch stolz macht. „Das ist ursprüngliches Fahren“, sagt er.
Manuel Weber, der dritte Oldtimer begeisterte Bruder, ist stolzer Besitzer einer „Schwalbe“. „Korrekt heißt das Simson KR51/2E“. Dieses Kleinkraftrad aus der DDR stand jahrelang im heimischen Keller. „Damals nach der Wende haben wir gleich zwei davon gekauft, und dann sind sie in Vergessenheit geraten“, so der 29-Jährige. Vor einigen Jahren holte Manuel Weber sie wieder aus dem heimischen Keller. Zusammen mit seinem Nachbarn brachten sie die Mopeds wieder auf Vordermann. Zum Treffen an der Stadthalle hat er sie allerdings nicht mitgebracht, dafür aber seinen Sohn Leonard. Mitgekommen ist aber der Freund der Weber Brüder, Sascha Wiese. Er nennt einen Mini MK4, Baujahr 1991, sein Eigen. „Der ist aus meinem Geburtsjahr, und das ist wie Go-Kart fahren, Null Komfort“, schmunzelt der 24 Jährige. „Er hat eine beheizbare Heckscheibe, aber dafür dort keinen Scheibenwischer. Man kann halt nicht alles haben. Aber dafür ist es eins der letzten Vergasermodelle. Nachfolger hatten einen Einspritzer.“
Gerade diese kleinen Besonderheiten machen diese Autos für ihre Besitzer, aber auch für die zahlreichen Zuschauer zu etwas ganz Besonderem - und das in Zeiten, in denen sich Automodelle immer ähnlicher werden. „Man muss sein Auto kennen, um es fahren zu können. Reinsetzen und losfahren, das geht hier meistens nicht“, sagt Sascha Wiese.
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