Stadt Attendorn fordert Erdverkabelung und Kompaktmasten

Neue Amprion-Leitung


  • Attendorn, 22.03.2018
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Attendorn. Der Neubau der 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung, den Netzbetreiber Amprion plant, bleibt ein vieldiskutiertes Thema in Attendorn. In der Ratssitzung am Mittwoch hat die Verwaltung ihre Forderung nach Kompaktmasten erneuert und eine Option für Helden erneut ins Spiel gebracht.


Die sogenannte Westumgehung Helden soll in der städtischen Stellungnahme als mögliche Variante  wieder aufgenommen werden. Diese Streckenführung rückt deutlich von der Ortschaft Helden ab. Für diese sogenannte Westtangente wurde 2014 schon ein Ratsbeschuss erwirkt, dann aber im Raumordnungsverfahren verworfen. Wesentliches Kriterium war die Walderhaltung. Widerstande hatte sich aber durch die dann neu betroffenen Bürger inbesondere aus Repe geregt. 
Tunnelbau als beste Variante
Zustimmung im Rat fand die Forderung, Erdverkabelung und Kompaktmasten von Amprion zu verlangen. Sollte die Erdverkablung im Tunnelbau vorgenommen werden, würde das auch einen weniger schweren Eingriff in die Natur bedeuten als eine offene Bauweise, erklärte Bürgermeister Christian Pospischil.

„Das Schutzgut Mensch steht über allem“, sagte zudem Wolfgang Teipel (CDU). „Wir fordern die Erdverkablung an erster Stelle.“ Auch die sogenannte Bogenvariante mit Kompaktmasten in Helden befürwortet die CDU. „Die Umsetzung der Westtangente sehe ich mit einem großen Fragezeichen. Wenn wir zu viel fordern, bekommen wir am Ende gar nichts", so Teipwel weiter. 
Wo ist der Landrat?
Das sah Marius Becker (Grüne) ganz anders: „Kompaktmasten sind Stand der Technik und werden im Ausland und in Süddeutschland genehmigt und gebaut. Wenn Amprion etwas anderes sagt, dann ist das eine Tatsachenbehauptung, die nicht stimmt. Wenn Amprion angeblich keine Erfahrung mit Kompaktmasten hat, dann müssen sie eben lernen.“ Den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden ärgert es besonders, dass Amprion nicht zu Gesprächen am runden Tisch bereit sei.

Während Ralf Warias (FDP) versuche, so Becker weiter,  seine Vertreter in der Landesregierung für das Thema zu gewinnen, mögen dieses auch die CDU Ratsmitglieder machen. „Da ist das Schwiegen im Walde. Heider interessiert das Thema nicht. Von Jochen Ritter kommt auch keine Rückmeldung und wo ist unser Landrat?“ fragte Becker. Die Frage nach einem runden Tisch hatte auch Juliane Schulte von der BI bei Einwohnerfragestunde schon gestellt. „Wenn Amprion bereit ist, werden wir das machen, aber wir können sie nicht zwingen“, so Bürgermeister Pospischil.
"Wir müssen fordern"
Wolfgang Langenohl (SPD) legte nach: „Wir zäumen das Pferd von hinten auf. Wir brauchen zur Windkraft und den Bau von Höchstspannungsleitungen geltende Gesetze auf Landes- und Bundesebene. Wir hier auf der unteren Ebene der Politik machen gerade deren Arbeit. Wir beauftragen unseren Bürgermeister, uns zu vertreten; dabei müssen wir fordern und nicht vortragen.“

Für  Christian Pospischil ist auch der Verlauf der Höchstspannungsleitung über den Baubetriebshof und das Industriegebiet Biggen ein weiteres Thema. „Wir müssen unsere Bedenken nicht nur für die Bürger äußern, sondern auch die Betroffenheit der Stadt geltend machen.“ Die geplante Streckenführung betrifft beide Bereiche. „Hier arbeiten täglich Menschen für mindestens acht Stunden.“
Bürger sind betroffen
Wie groß die Betroffenheit ist, zeigte sich bei den Stellungnahmen der Bürger zum Planfeststellungsverfahren. Christof Schneider, Amtsleiter für Bürgerservice und Wirtschaftsförderung, berichtete von 20 Vorsprachen und Anrufen. Hinzu kämen schriftliche Einwände. „Eine enthielt eine Unterschriftensammlung mit mehr als 100 Unterzeichnern“, so Schneider. Wie viele Einwände direkt nach Arnsberg zu Bezirksregierung gegangen sind, konnte er indes nicht sagen.  

Christian Pospsichil unterrichtete den Rat, dass er sich wie gefordert auch mit anderen Kommunen über deren Vorgehensweise ausgetauscht habe. „Keine Kommune beschäftigt sich so intensiv mit dem Thema wie wir. Die Betroffenheiten sind auch sehr unterschiedlich. Wir sind zu einer Sperrspitze in der Region geworden.“ Bei der Bezirksregierung komme man mit den Einwänden ebenfalls an seine Grenzen. „Sie wollen sich ihre Neutralität bewahren.“
Drei Leitungen, zwei Masten
In Helden kommt neben der 380-kV- Höchstspannungsleitung und der 110-kV-Bahnstromleitung mit der 110-kV-Leitung der Westnetz noch eine dritte Leitung hinzu. Auf die Frage von Stefan Belke (DCU), ob man zukünftig alle drei Leitungen an einen Masten hängen könne, konnte Schneider nur eine negative Rückmeldung verkünden. „Das wurde auf Anfrage von allen drei Betreibern abgelehnt. Bei Reparaturen ist der Koordinationsaufwand zu groß.“

Sollte das  Amprion-Vorhaben mit den geforderten schlankeren Kompaktmasten umgesetzt werden,  würden mit Stahlgitterbaumasten für Westnetz  zwei unterschiedlichen Bauformen im Repetal nebeneinander geführt werden. Im Februar hatte Amprion auf LokalPlus-Anfrage erklärt, aus technischen und aus Sicherheitsgründen für die neue Leitung weiterhin mit Stahlgittermasten zu planen.
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