Lammert: Schule gibt Orientierung

Rivius Gymnasium feiert Festakt zum 500-jährigen Bestehen


  • Attendorn, 29.08.2015
  • Von Barbara Sander-Graetz
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„500 Jahre humanistische Bildung in Attendorn“: Das war am Freitag der Anlass zu einem Festakt im Rivius Gymnasium. Als Festredner begrüßte Schulleiter Rudolf Hermann den Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert in der Aula.


„Das letzte Mal, dass ich in einer Schule eine Rede gehalten habe, war zum Jubiläum des Gymnasium am Ostring, das älteste Gymnasium in meiner Heimatstadt Bochum“, scherzte Lammert, „Auch ich habe dort mein Abitur gemacht. Danach wurde es als eigene Schule aufgegeben und fusionierte mit der Albert-Einstein-Schule zum Neuen Gymnasium Bochum. Nehmen Sie es daher nicht als schlechtes Omen, dass ich heute hier spreche.“
Lammert würdigte das Rivius Gymnasium, das als eines der ersten im südlichen Westfalen mit humanistischer Ausrichtung gegründet wurde und heute noch besteht. „Hier ist höchstens mal das Gebäude, aber nie die Schule zusammen gebrochen.“ Das Rivius Gymnasium wurde zunächst als franziskanisches Gymnasium „Marianum Seraphicum“ geführt. Die weltliche Orientierung kommt in der Neugründung der Schule zum Ausdruck, die ab 1825 als Städtisches Progymnasium geführt wird. In dieser Tradition sieht sich die Schule, benannt nach dem Attendorner Theologen und Pädagogen Johannes Rivius (1500-1553), bis auf den heutigen Tag.
Lammert ging auf die heutigen Anforderungen an Schule und Bildung ein: „Was man heute wissen kann, kann bei der Fülle des Wissens keiner mehr beherrschen. Sie werden uns durch moderne Medien wie das Internet überall und zu jeder Zeit zugänglich gemacht werden“, so Lammert. Daher spiele Orientierung heute eine so große Rolle - und diese zu geben, sei die Aufgabe einer humanistischen Schule heute. Die Probleme und Themen der heutigen Zeit „müssen wir mit einer humanistischen Orientierung anfassen, die da heißt: Jeder Mensch hat einen Anspruch auf ein menschenwürdiges Leben“, sagte der Bundestagspräsident. Und bezog seine Aussage auch auf den Umgang mit Flüchtlingen.
Lammert: Kultur hält Gesellschaft zusammen
Die Gesellschaft werde durch die Kultur zusammengehalten. „Kultur ist die Summe der Gemeinsamkeiten, die eine Gesellschaft hat. Dazu gehören die Sprache, die Tradition, die Historie und die Überzeugung. Das zu vermitteln ist eine wesentliche Aufgabe der Schulen.“ Schulleiter Rudolf Hermanns bedankte sich bei dem Ehrengast mit der Rivius Medaille und einem Sauerländer Flachgeschenk für Lammerts Stiftung. Zuvor gab Hermanns einen kurzen Einblick in die Geschichte des Rivius. „Heute sind wir eine multikulturelle Schule. 20 Prozent unserer Schüler haben einen Migrationshintergrund, genau wie die Bewohner der Stadt Attendorn. Hier hat jeder eine faire Chance, denn wir fördern und fordern. Wir schaffen somit die Basis für eine geistige Elite. Wir wollen auch in Zukunft ein Gymnasium für alle sein“, sagte Hermanns.
Gabriele Berghoff, Schuldezernentin aus Arnsberg gratulierte und ging auf den Wandel von „Stofforientierung hin zur Kompetenzorientierung“ in den Schulen ein. Attendorns Bürgermeister Christian Pospischil betonte, die Stadt sei stolz darauf, Träger so einer „so außergewöhnlich guten“ Schule zu sein, und lud die Zuhörer zu einem Streifzug durch die Geschichte des Humanismus ein. „Humanismus ist eine Bildungstradition, die immer noch modern ist.“ Für den musikalischen Rahmen des Festaktes sorgte das Schulorchester unter der Leitung von Gisela Brenne.
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