Jüdischer Friedhof in Attendorn ist jetzt digitalisiert

Geschichte weltweit zugänglich


Auf dem jüdischen Friedhof in Attendorn: Hartmut Hosenfeld von der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Nathanja Hüttenmeister vom Steinheim-Institut. von privat
Auf dem jüdischen Friedhof in Attendorn: Hartmut Hosenfeld von der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Nathanja Hüttenmeister vom Steinheim-Institut. © privat

Attendorn. Der jüdische Friedhof in Attendorn wurde wissenschaftlich aufgearbeitet und digitalisiert. Diese Attendorner Stadtgeschichte ist nun weltweit öffentlich zugänglich.


Die Initiative „Jüdisch in Attendorn“ hatte 2020 dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an derr Universität Duisburg-Essen den Auftrag erteilt, den jüdischen Friedhof am Himmelsberg in Attendorn in die epigraphische Datenbank „epidat“ aufzunehmen.

Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Nathanja Hüttenmeister und Anna Martin nahmen die Arbeit zunächst vor Ort in Attendorn auf und fotografierten die insgesamt 33 Grabstätten, in denen 36 Menschen jüdischen Glaubens in den Jahren 1870 bis 1942 bestattet wurden.

Grabsteine dokumentisiert und übersetzt

Da auf einem Friedhof stets Veränderungen auftreten können, etwa durch verwitterte Grabsteine, wurde für das digitale Archiv auch der Ist-Zustand dokumentiert. Zudem wurden die hebräischen Inschriften übersetzt. So heißt es zum Beispiel auf dem Grabstein von Julie Ursell: „Hier ist begraben eine aufrechte und anmutsvolle Frau, Zierde ihres Gatten und ihrer Kinder, sie tat Gutes all ihre Tage.“

Die Fotos von den Grabsteinen wurden in die Datenbank eingegeben, übersetzt und auf der Grundlage der jahrzehntelangen Recherchearbeiten des Heimatforschers Hartmut Hosenfeld kommentiert. Die Materialbestimmung der einzelnen Grabsteine ordnete der heimische Steinmetz Joachim Esslinger zu.

Der Jüdische Friedhof steht heute unter Denkmalschutz und befindet sich im Besitz des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Westfalen-Lippe mit Sitz in Dortmund. Durch die Datenbank wird der Attendorner Friedhof nun weltweit zugänglich gemacht. So kann regional und überregional nach Namen, Begriffen und verwandtschaftlichen Verhältnissen gesucht werden.

Menschen können sich über Homepage informieren

Tom Kleine von der Initiative „Jüdisch in Attendorn“ ist sich sicher: „Das werden die Nachfahren der Attendorner Juden, die heute in England, den USA, Israel, Costa Rica oder Chile leben, sehr gerne nutzen. Aber auch für Heimatforscher oder Wissenschaftler sind die Datenbank-Einträge von Bedeutung.“ Die Datenbank kann über die Homepage der Initiative aufgerufen werden.

Die Kosten für diese wissenschaftliche Aufarbeitung des Jüdischen Friedhofs hat die Initiative „Jüdisch in Attendorn“ komplett aus Eigenmitteln übernommen. Und zwar aus Mitteln, die die Initiative in den Jahren 2019 aus verschieden Preisgeldern eingenommen hatte.

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