Hilfe für Flüchtlinge zeigt Erfolge

Neu-Listernohler „Arbeitskreis Flüchtlinge“ zieht positive Zwischenbilanz


Der 32-jährige Omar Alhaffa (links) bereichert derzeit das Team von „Rüsche Catering“ aus Neu-Listernohl nicht nur mit seinen Kochkünsten, sondern auch mit seinem Humor.
Der 32-jährige Omar Alhaffa (links) bereichert derzeit das Team von „Rüsche Catering“ aus Neu-Listernohl nicht nur mit seinen Kochkünsten, sondern auch mit seinem Humor.

Eine sehr zufriedenstellende Zwischenbilanz zog kürzlich der „Arbeitskreis Flüchtlinge“ des Dorfvereins Neu-Listernohl unter Federführung von Alberto Zulkowski. Die rund 30 ehrenamtlichen Helfer betreuen derzeit albanische, syrische, ägyptische und irakische Familien, die sowohl im Ihnetal als auch in Petersburg seit Ende vergangenen Jahres untergebracht sind. Dabei bezieht sich die Hilfestellung nicht nur auf Sachspenden für den täglichen Bedarf, sondern auch auf praktische Lebenshilfe, Begleitung zu Amts- oder Arztterminen, regelmäßige Besuche und integrative Maßnahmen.


So nehmen beispielsweise die Kinder am Kinderturn-Programm oder die Frauen an den Breitensportkursen des Sportclubs Listernohl teil. Auf dem Bolz- und Fußballplatz messen die Männer und Jungen ihre Kräfte mit den einheimischen Spielern. Aktuell konnten bereits zwei syrische Bewohner der Petersburger Unterkunft, die sich zurzeit in einem noch nicht abgeschlossenen Asylverfahren befinden, in ein Arbeitspraktikum bei Neu-Listernohler Arbeitgebern vermittelt werden. Stefan Stutte vom örtlichen Reifen-Service ist mit seinem neuen Mitarbeiter Machmud Hussein sehr zufrieden und lobt seinen Arbeitseifer, seine Auffassungsgabe und Zuverlässigkeit. Ebenso bereichert Omar Alhaffa, der in Syrien selbst ein Restaurant betrieben hat, momentan mit seinen Kochkünsten und seinem Humor das Team von „Rüsche Catering“. Der syrische Lehrer Abed al Abed hat sich intensiv im Attendorner Konvikt eingebracht, um die dort lebenden, alleinstehenden jugendlichen Flüchtlinge in einer Aufbauklasse in Mathematik zu unterrichten. Auch er wird kurzfristig ein Praktikum in einem Dienstleistungsunternehmen beginnen.
Während die albanischen Familien aufgrund negativer Asylaussichten kurzfristig wieder in ihre Heimat zurückkehren werden, ist bereits eine syrische Familie aus der Container-Unterkunft in eine naheliegende Mietwohnung umgezogen. „Die Situation hat sich für uns etwas entspannt“, so Alberto Zulkowski, „da derzeit keine neuen Zuweisungen von Flüchtlingen kommen und man die 30 zu betreuenden Flüchtlinge auch zwischenzeitlich gut kennen gelernt habe. Der Zeitaufwand ist grundsätzlich aber schon enorm, der erforderlich ist, um die Menschen vernünftig zu integrieren.“ Dafür werde man aber mit viel Dank und Herzlichkeit belohnt, resümieren die ehrenamtlichen Helfer.
Kurs direkt in Flüchtlingsunterkunft
Ein großer Auftrag ist für die Neu-Listernohler und Ihnetaler Ehrenamtler die Sprachförderung als zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration. Hans-Werner Scharioth, Vorsitzender des Dorfvereins Neu-Listernohl, bedankte sich bei Angela Klose, Christiane Kröger, Britta Beckmann und Mechthild Feldmann, die an drei Tagen in der Woche zu unterschiedlichen Zeiten Deutschstunden anbieten. Gleichzeitig werden die Kinder von einem Betreuungsteam sinnvoll beschäftigt, damit die Eltern in Ruhe lernen können. Sein Dank galt auch der Evangelischen Kirchengemeinde, die ihre Räumlichkeiten in der Friedenskirche dafür zur Verfügung stellt. Ein Kurs findet direkt in einer Flüchtlingsunterkunft statt. Darüber hinaus kümmert sich seit einigen Monaten in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungszentrum Siegen Josef Rave, pensionierter Lehrer aus dem Neu-Listernohler Arbeitskreis, um den Deutschunterricht für fünf junge Männer in der Lehrwerkstatt (Lewa) in Attendorn. Besonders erfreulich ist, dass zwei seiner Schützlinge jetzt eine Ausbildungsstelle von hiesigen Firmen bekommen haben und die restlichen drei in bezahlter Arbeit sind. Einer in einem bezahlten Praktikum, die anderen beiden mit Arbeitsverträgen von einem halben Jahr und länger. Josef Rave freut sich, dass sich die Mühe gelohnt hat, und die jungen Männer ihre gute Chance genutzt haben. „Auch der Lewa mit den Herrn Sommerhoff und Schulte gebührt hierbei Dank für ihren Einsatz“, erläuterte Josef Rawe die erfolgreiche Ausbildung und Arbeitsvermittlung.
600 Stunden Integrationskurse
Der Dorfverein plant, den Deutschunterricht neu zu strukturieren und zum Beispiel durch Anschaffen von Computern und Lernprogrammen aus den Spendengeldern der Sparkassen-Stiftung die Möglichkeit eines Selbstlernplatzes für Erwachsene und Kinder mit ehrenamtlicher Begleitung zu organisieren. Als große Herausforderung wird außerdem die Heranführung der Kleinkinder an die deutsche Sprache und die Vorbereitung auf eine spätere Einschulung angesehen. „Dazu stehe man auch mit dem örtlichen Kindergarten in Verhandlung, das Angebot an Kindergartenplätzen zu speziellen Zeiten für die Flüchtlingskinder auszuweiten, um diese später besser integrieren zu können“, gibt Alberto Zulkowski einen Ausblick auf die kommende Aufgabenstellung. Eine verlässliche Betreuung der Kinder wird ebenso in den Zeiten für wichtig erachtet, in denen deren Eltern an den rund 600 Stunden umfassenden Integrationskursen nach genehmigtem Asylantrag verpflichtend teilnehmen werden. Hier wäre es ebenso aus Sicht des Arbeitskreises wünschenswert, wenn diese Kurse auch ortsnah in Attendorn stattfinden könnten. Letztlich sind es die Freundlichkeit und die Dankbarkeit der Flüchtlingsfamilien, die die ehrenamtlichen Helfer immer wieder motivieren, hinzugehen und zu helfen. Um die Belastungen für alle Helfer akzeptabel zu gestalten, ist der Arbeitskreis auf weitere Unterstützung von Freiwilligen angewiesen. Jeder, der sich für Aufgaben seiner Wahl engagieren möchte, sollte sich vor möglichen Sprachbarrieren nicht abschrecken lassen und ist herzlich willkommen. Aktuell werden insbesondere noch Personen gesucht, die sich in der Kinderbetreuung während der Deutschkurse einbringen möchten. Ansprechpartner im Dorfverein Neu-Listernohl e. V. sind Hans-Werner Scharioth (Telefon 02722 70174) und Alberto Zulkowski (Telefon 02722 70052). (LP)
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