Facharbeit zum Widerstand Pfarrer Johannes Thomäs gegen das NS-Regime

Schülerin Amelie Grote forscht


Amelie Grote auf Spurensuche im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde. von privat
Amelie Grote auf Spurensuche im Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde. © privat

Attendorn. Die Evangelische Kirchengemeinde Attendorn denkt dieser Tage besonders an Johannes Thomä, ehemaliger Pfarrer der Gemeinde. Sein Todestag jährt sich am Samstag, 14. September, zum 60. Mal. Mit Thomäs Persönlichkeit und seiner Rolle in der Zeit des NS-Regimes hat sich Amelie Grote, Schülerin der Jgst. Q2 des St.-Ursula-Gymnasiums, im Rahmen ihrer Facharbeit im Leistungskurs Geschichte auseinandergesetzt.


„Gerade in diesen Tagen, in denen uns der erneut aufkeimende Antisemitismus in Deutschland beschäftigt, sollte man sich auch die Geschichte der Ev. Gemeinde in Attendorn im Dritten Reich genauer ansehen.“ Mit diesen Worten würdigt Wolfgang Dröpper, der Vorsitzende des Presbyteriums in Attendorn, einen bemerkenswerten Menschen, dessen Todestag sich am 14. September zum 60. Mal jährt. Dabei habe vor allem der damalige Pfarrer der Gemeinde, Johannes Thomä, eine besondere Rolle gespielt.
 von Stadtarchiv Attendorn
© Stadtarchiv Attendorn
1921 trat Pfarrer Thomä die Pfarrstelle mit seiner ersten Predigt in der evangelischen Schule Attendorn an. Mit ihm kamen seine Frau Mary, sechs Kinder und eine Hausgehilfin, weshalb das Pfarrhaus für die große Familie umgebaut werden musste. Zu Thomäs Zeit umfasste die Attendorner Diasporagemeinde 1100 Mitglieder, die verteilt in einem riesigen Pfarrbezirk lebten.

1931 übernahm die Gemeinde Grevenbrück auch den Bezirk Finnentrop. Thomä brachte viele neue Ideen ins Gemeindeleben. Sonntägliche Kindergottesdienste sowie Innere Mission und Jugendarbeit fanden unter ihm großen Zuspruch.
Ruhestand
Ab 1940 musste er kriegsbedingt Finnentrop mitversorgen und bat nach einem gesundheitlichen Zusammenbruch, zum 1. Juli 1946 in den Ruhezustand zu gehen, den er allerdings erst 1947 antreten konnte. Am 14. September 1959 verstarb Thomä und liegt auf dem Evangelischen Friedhof in Attendorn begraben.

Der Person Thomäs hat Schülerin Amelie Grote eine Facharbeit gewidmet. „Auf der Suche nach einem geeigneten Thema stieß ich immer wieder auf den Namen Johannes Thomä, sei es auf einer Gedenktafel im Rathaus, einem Straßenschild oder im Archiv der Ev. Kirchengemeinde. Ohne viel über ihn lesen zu müssen, konnte ich schon ahnen, was für eine interessante Persönlichkeit er gewesen sein muss“, erzählt die 17-Jährige.

So habe sie tiefer gegraben und festgestellt, dass Thomä stets auf seinem Glauben beharrt habe. „Er bewies großen Mut durch sein Auflehnen gegen die nationalsozialistische Kirchenbewegung der Deutschen Christen, aber auch durch sein Eintreten für jüdische Mitbürger und Freunde.“
Forschungen im Archiv
Tagelang wertete die Schülerin im Archiv den Briefwechsel zwischen Pfarrer Thomä und den Deutschen Christen in Plettenberg aus. Dabei stellt sie besonders heraus, wie vehement sich Thomä gegen Eingriffe der Deutschen Christen in Angelegenheiten seiner Gemeinde, z.B. die Konfirmation oder die Kirchennutzung betreffend, zur Wehr setzte.

Aber nicht nur schriftliche Quellen dienten ihr als Forschungsgrundlage, sondern auch ein Gespräch mit Ellen Schnüttgen, der Tochter der ehemaligen Küsterfamilie. Diese konnte sich noch an Pfarrer Thomä und besonders an seinen demonstrativen Besuch bei der jüdischen Familie Stern nach der Reichspogromnacht erinnern. Zudem hielt Thomä im Attendorner Pfarrhaus zeitweise eine Jüdin versteckt.
Gegen Diskriminierung und Judenfeindschaft
Amelie Grotes Facharbeit hat, so Wolfgang Dröpper, „die Kenntnisse über die Ev. Kirchengemeinde in den dunklen Jahren unserer deutschen Vergangenheit erhellt. Wir können ihre Erkenntnisse nur als Aufforderung verstehen, uns auch in Zukunft gegen jede Diskriminierung und Judenfeindschaft einzusetzen.“
Artikel teilen: