Diakonischer Fahrdienst „Wohl zu Hause“ sucht ehrenamtliche Helfer

…nur mit dem Laufen, das war mal besser


Durch den evangelischen Fahrdienst „Wohl zu Hause“ können ältere Menschen „ihr eigener Herr“ bleiben und selbstbestimmt leben. von Guido Rath
Durch den evangelischen Fahrdienst „Wohl zu Hause“ können ältere Menschen „ihr eigener Herr“ bleiben und selbstbestimmt leben. © Guido Rath

Attendorn. Vorsichtig parkt Bernd Herweg den silbernen Kombi des Diakonischen Werkes rückwärts auf dem Parkplatz hinter dem „lebensfroh“-Begegnungszentrum im Stadtteil Schwalbenohl. Gerade kommt er vom Wocheneinkauf mit einer älteren Dame zurück. Sie hat ihm wieder - wie meistens, wenn er mit ihr unterwegs ist - kleine Geschichten aus ihrem Leben erzählt. Vom Sohn, der jetzt nur noch so selten Zeit hat, der Enkelin, die gerade den Start ins Berufsleben plant und natürlich von früher, wo alles doch irgendwie langsamer verlief. Und dann sind beide los zum Einkaufen in die Geschäfte. Auch mit der entspannten Langsamkeit von früher, denn hetzen braucht die Rentnerin nun nicht mehr. Sie hat jetzt viel Zeit. Nur mit dem Laufen, das war mal besser. Und so greift Bernd Herweg ihr manchmal unter die Arme - nur als Unterstützung, falls der Gang unsicher wird. Die alte Dame macht kleine Schritte. Die sind aber von ihr selbst bestimmt.


Vor Wochen hatte die Seniorin vom „Wohl zu Hause“, dem diakonischen Fahrdienst, durch Bekannte erfahren und dort angerufen. Am Apparat war Bernd Herweg, seit Ende letzten Jahres hier Koordinator, und wenn Not am Mann ist, auch selbst als Fahrer unterwegs. So wie er dieser alten Dame helfen konnte und ihr damit ermöglicht, in ihren eigenen vier Wänden ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, Besorgungen selbst zu erledigen und „ihr eigener Herr“ zu bleiben, so hilft das „Wohl zu Hause“ mittlerweile mehreren Menschen in Attendorn, die alleine sonst nicht mehr zurecht kämen. Da wird gefragt nach der Fahrt zum Einkaufen, ab und an zum Arzt, oder auch mal in ein Café in der Stadt.
Sparkasse ermöglichte Projekt
„Der Bedarf an Fahrten ist in Attendorn in jedem Fall da,“ weiß Herweg aus den ersten Monaten des diakonisches Fahrdienstes, der erst durch Mittel der örtlichen Sparkasse ermöglicht wurde, zu berichten. Einzig an ehrenamtlichen Helfern, die auch mal eine Fahrt übernähmen, fehle es momentan in der Hansestadt. Dabei müsse man nur wenig Zeit investieren, um einem älteren Mitmenschen schon deutlich zu helfen. Herweg: „Wir freuen uns über jedes neue Gesicht im Team. Auch wer einem Hilfebedürftigen nur einmal in der Woche oder im Monat ein bisschen seiner Zeit schenkt, der tut damit wirklich ein gutes Werk.“
Gegen die Isolation
Was man an Freundlichkeit und Hilfe weitergibt, kommt in jedem Fall zurück, das weiß der Attendorner, der bei seiner Arbeit immer wieder sieht, wie manche der Älteren aufblühen, wenn ihnen nur einmal jemand etwas zuhört: „Viele sind einfach nur über lange Zeit mit sich selbst allein und haben kaum Kontakt zu anderen Menschen. Auch zu den eigenen Kindern nur eher selten, da sie oft weiter entfernt wohnen, oder berufstätig sind und keine Zeit finden. Das ist eine traurige Angelegenheit.“
Buntes Programm im "lebensfroh"
Und so genügt es manchmal schon, wenn Bernd Herweg eine seiner Klientinnen „unter die Leute“ bringt. Wie zum Waffelcafé, das an jedem Donnerstag im „lebensfroh“, der Kirche im ehemaligen Laden an der Danziger Straße 2, stattfindet. Dort wird nicht nur über die guten alten Zeiten gesprochen, sondern es gibt auch mal eine kleine Aufführung der Kinder des Martin-Luther-Kindergartens, eine neue Bilderausstellung wird eröffnet oder Martin Greve-Röben repariert kostenlos in die Jahre gekommene Haushaltsgeräte. Hier kann ab 15 Uhr gemütlich geklönt werden und die frisch gebackenen Waffeln und der Kaffeeduft laden zum Bleiben ein.
Niederschwelliges Angebot
„Wer sich als Senior schließlich für das „Wohl zu Hause“ entscheidet, der tut das meistens für längere Zeit“, erzählt Bernd Herweg und das sei auch so gewollt. So können Beziehungen zwischen den ehrenamtlichen Fahrern und den älteren Herrschaften wachsen. Man kennt sich und man versteht sich. Das ist wichtig. Und wenn einmal Hilfe über den Fahrdienst hinaus gebraucht wird, kann direkt zum Agil-Seniorenbüro vermittelt werden. Das hat seinen Sitz schließlich auch im „lebensfroh“ und kurze Wege sind schnelle Wege.
Gutes Gefühl für beide Seiten
Als Bernd Herweg heute den Zündschlüssel des Diakonie-Wagens in den Schlüssel-Kasten im Begegnungszentrum hängt, kann er beruhigt Feierabend machen. Die nette alte Dame, die so gerne erzählt, ist versorgt, hat ausreichend Lebensmittel in ihrem Kühlschrank und ein paar gesunde Schritte vor ihre Tür gemacht. Dass sie ihm die Geschichte darüber, wie sie nach Attendorn gekommen ist, schon einmal erzählt hat, macht dabei überhaupt nichts.
Helfer gesucht
Das „Wohl zu Hause“ in Attendorn sucht dringend ehrenamtliche Helfer. Wer einen Pkw-Führerschein und ein wenig Zeit hat, der kann Teil des Teams rund um Bernd Herweg werden und somit älteren Menschen in der Hansestadt etwas Gutes tun. Die Kosten bei Fahrten mit dem eigenen Pkw werden mit einer Kilometer-Pauschale erstattet, denn die Klienten zahlen für den Dienst auch einen kleinen monatlichen Obolus nebst Kilometergeld. Die Fahrer haben nach einiger Zeit Anspruch, die Ehrenamtskarte im Rathaus zu beantragen. Damit gibt es zahlreiche Vergünstigungen in Attendorn und Umgebung.
Weitere Informationen bei:
  • Bernd Herweg, Telefonnummer 0160 3366 230 (Mobil).
  • Im Begegnungszentrum „lebensfroh.
  • Kirche im Laden“, Telefonnummer:  02722 / 5408 691 (Anrufbeantworter).
Auch neue Klienten, die den Fahrdienst nutzen wollen, sind herzlich willkommen.

 

Artikel teilen: