Der Azubi mit dem „Dreirad“-Auto

Lukas Henke fährt einen Ellenator


  • Attendorn, 19.11.2017
  • Von Barbara Sander-Graetz
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Attendorn/Dorlar. „Hast du ein Rad ab?“ Über diesen Satz kann Lukas Henke mittlerweile nur noch müde lächeln. Nein, er hat auch kein Rad verloren. Sein Fiat 500 hat auch vier Räder, obwohl es auf den ersten Blick so aussieht, als wäre er mit einem Dreirad unterwegs. Lukas Henke fährt einen sogenannten „Ellenator“, einen Pkw, der ab 16 Jahren gefahren werden darf. Die Hinterräder liegen nicht außen an der Achse, sondern innen, dicht beieinander.


Lukas ist 16 Jahre alt. Für den Führerschein noch zu jung. Wohnhaft in Dorlar, macht er seit Sommer eine Ausbildung als Mechatroniker bei Tracto Technik in Saalhausen. „Allerdings bin ich im ersten Jahr in der LEWA in Attendorn“, so der Azubi. Von Dorlar nach Attendorn sind es eigentlich nur 43 Kilometer und rund 50 Minuten Fahrzeit. Jedenfalls wenn man ein Auto hat. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln gestaltet sich diese Route deutlich schwieriger. „Dann ist es nicht möglich, morgens von hier pünktlich um 6 Uhr nach Attendorn zu kommen“, erklärt Vater Ludger Henke. 

Eine Möglichkeit: Der Filius wird jeden Tag gefahren. Doch das war für Familie Henke keine wirkliche Alternative. Nach intensiven Recherchen stießen sie schließlich auf den Ellenator. Das Auto darf schon mit dem Führerschein der Klasse A1 gefahren werden, also ab 16 Jahren. Eigentlich ist diese Klasse für Leichtkrafträder bis 125 Kubik reserviert. „Aber mit einer Spurbreite, die weniger als 465 Millimeter beträgt, erfüllt der Ellenator die gesetzlichen Voraussetzungen, um als Dreirad zu gelten, und das darf er mit dem Führerschein Klasse A1 fahren“, erklärt Ludger Henke. Durch das Zusammenlegen der Hinterräder wird diese Voraussetzung erfüllt.
Unterwegs mit 20 PS
Anfangs wurden  hauptsächlich die Modelle Seat Ibiza, Skoda Fabia und VW Polo zum Ellenator umgebaut. Seit 2017 geht das nur noch mit dem Fiat 500. Eine elektronische Steuerung reduziert die Leistung der 1,0- und 1,2-Liter-Ottomotoren auf 15 k“, was umgerechnet 20 PS entspricht. Dadurch erreicht ein Ellenator eine maximale Geschwindigkeit von 90 Stundenkilometern und ist damit auch auf Bundes- und Schnellstraßen noch zugelassen. „Aber wenn man einen Berg rauffährt, dann braucht man Zeit, und die Autos dahinter auch“, schmunzelt Lukas Henke.

Familie Henke hat nach intensiver Suche eine Werkstatt gefunden, die aus einem Fiat 500 einen Ellenator Fiat 500 macht. „Man wird für dieses Thema zwangsläufig zum Fachmann“, erzählt Ludger Henke. „Aber für uns war es wichtig, ein richtiges Auto für unseren Sohn zu haben. Das ist einfach sicherer als Leichtfahrzeuge oder ein Zweirad, besonders auch im Winter.“
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Der Azubi mit dem „Dreirad“-Auto
Und ihre Erfahrungen und ihr Wissen möchte die Familie an Interessierte weitergeben: Wer mehr über einen Ellenator wissen möchte, kann sich mit Familie Henke in Verbindung setzen unter Tel. 02971/86597. „Das Problem haben sicher noch mehr Eltern und ihre Kinder. Da helfen wir dann gerne mit unseren Kontakten weiter.“
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