„Corona-Abi“: Eine Entlassfeier der ganz anderen Art – und trotzdem schön

Abiturientin Anna Neus berichtet


  • Attendorn, 30.06.2020
  • Von Anna Neus
    Profilfoto Anna Neus

    Anna Neus

    Redaktion

Topnews
Anna Neus (vorne, 2.v.r.) und ihre Freundinnen strahlen: Endlich halten sie ihr Abi-Zeugnis in den Händen. von Elisa Hoffmann
Anna Neus (vorne, 2.v.r.) und ihre Freundinnen strahlen: Endlich halten sie ihr Abi-Zeugnis in den Händen. © Elisa Hoffmann

Attendorn/Kreis Olpe. Die Abiturienten im Kreis Olpe haben in den vergangenen Tagen ihre Zeugnisse erhalten – Corona bedingt leider in einem anderen Rahmen, als es sich die jungen Leute zwölf Jahre lang vorgestellt hatten. Anna Neus ist Abiturientin am St.-Ursula-Gymnasium in Attendorn. Für LokalPlus berichtet sie vom „Corona-Abi 2020 – aus der Sicht einer Schülerin“.


Heute war der große Tag für viele Abiturienten 2020 - leider auch das einzige Event, das Schulabgänger in Zeiten von Corona bekommen. Man erhält die Zeugnisse und sieht sich erstmal nicht wieder. Es gibt keinen Abiball, genauso wie vorher auch keine Mottowoche oder Bäumchensetzen stattgefunden haben. Ob die Abiturklausuren überhaupt stattfinden, stand lange in den Sternen.

Sie fanden statt – doch nach dem, was alles weggefallen war, war alles sowieso nicht mehr dasselbe.
 von Manuel Plugge
© Manuel Plugge
Und nun sitzen wir hier. Entlassfeier am St.-Ursula-Gymnasium Attendorn. Unsere Stufe nimmt mit 100 Leuten den Platz im ganzen Attendorner Dom ein. Drei Personen sitzen in einer Bank, um den Sicherheitsabstand zu garantieren. Wenn man Pech hat – so wie ich – sitzt man vor einer der großen Säulen und bekommt nicht viel von dem Geschehen am Altar mit.
Verkürzte Reden
Wegen Corona wird die einzige Feierlichkeit, die wir hatten, verkürzt. Die Schülersprecher dürfen nicht so lange sprechen wie in den Jahren davor, und die Reden der Stufenlehrer fallen komplett aus. Viele Ehrungen werden ausgelassen und gesungen wird nur mit Maske.

Gruppenfoto? Nicht so, wie man es kennt. Die Fotos mit unserem Rektor und unseren Stufenleitern werden aus einzelnen Bildern zusammengeschnitten. Zudem können unsere Lehrer, die uns jahrelang auf dem Weg zum Abitur begleitet hatten, uns noch nicht einmal die Hand reichen und zum bestandenen Abitur gratulieren.
Abstand zum Abschluss
Es ist schon ein sehr merkwürdiges Gefühl, wenn man sich jahrelang immer jeden Tag gesehen hat, auch nah beieinander gewesen ist -  und jetzt, beim Abschluss des gemeinsamen Weges, muss Abstand gehalten werden. Und Eltern und Geschwistern sind auch nicht dabei.
Bildergalerie starten
„Corona-Abi“: Eine Entlassfeier der ganz anderen Art – und trotzdem schön
Ein kleiner Trost für uns: Der gesamte Gottesdienst wird per Live-Stream im Internet übertragen. Dadurch können unsere Familien und Freunde doch noch sehen, wie wir unser Abiturzeugnis entgegen nehmen. So kann auch meine Schwester, die 500 Kilometer entfernt wohnt, mich an meinem wichtigen Tag sehen.
Ein Rückblick
Abi im Corona-Jahr – einfach war es nicht. Als die Schulen vor den Osterferien geschlossen wurden, hätten wir noch drei Wochen gehabt um einen schönen Abschluss der Schulzeit zu feiern. Doch der letzte Schultag fiel aus. 

Ebenso die Mottowoche, die für jeden Attendorner Schüler ein wichtiges Event ist. Nicht nur, weil man dort zusammen in der Schule feiern kann, sondern auch, um noch schöne Momente und Erinnerungsbilder mit seinen Mitschülern und Lehrern zu sammeln.
Eine Zeit voller Unsicherheit
Dann kam die Zeit in den Osterferien, in der darüber diskutiert wurde, wie und ob die Abiturklausuren überhaupt stattfinden werden. Trotzdem musste man sich den verpassten Stoff, mithilfe von Arbeitsmaterialien der Lehrer, selbst beibringen und immer auf eine Abiturklausur vorbereitet sein. Die Prüfungen wurden letztlich drei Wochen nach hinten verschoben.

Mittlerweile wurde uns auch klar: Ein Bäumchensetzen wird es dieses Jahr nicht geben. Genauso wenig können wir einen Abiball mit Familie und Freunden feien. Viele von uns blieben auf den bereits gekauften Abiballkleidern oder Anzügen sitzen. Dass überhaupt eine Entlassfeier stattfinden würde, war auch lange unklar. Unsere Stufensprecher haben mit unseren Lehrern alles daran gesetzt, eine Feier möglich zu machen – und das ist ihnen sehr gut gelungen.
Bildergalerie starten
„Corona-Abi“: Eine Entlassfeier der ganz anderen Art – und trotzdem schön
Ein kleiner Trost ist es, dass unsere Lehrer und Stufensprecher die Möglichkeit für einen Abiball, wie die Jahre davor, zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschließen.

Und was ist das Fazit? Eindeutig: Die Arbeit der Lehrer und Stufensprecher hat sich gelohnt – trotz Corona hatten wir noch einen schönen Abschluss. Und die kleinen privaten Feiern im Anschluss konnte uns auch Corona nicht verderben. Viele haben sich getroffen, um in der Abiballkleidung noch Fotos zu machen und einen schönen Abend zusammen zu verbringen, bevor sich unsere Wege trennen.

Auch wenn es nicht dasselbe war wie ein normaler Abiball, waren viele erleichtert, überhaupt noch einen kleinen Abschluss zu bekommen. Schön war's.
 von Anna Neus
© Anna Neus
Artikel teilen: