Aus für den Alten Bahnhof?

Stadt bezweifelt Eignung der Immobilie für neues Bürger- und Kulturhaus / „Alte Post" als Alternative


  • Attendorn, 28.08.2015
  • Von Barbara Sander-Graetz
    Profilfoto Barbara Sander-Graetz

    Barbara Sander-Graetz

    Redaktion

Topnews
 von s: Barbara Sander-Graetz
© s: Barbara Sander-Graetz

Alter Bahnhof oder Alte Post? Wo befindet sich in Zukunft das kulturelle Zentrum der Hansestadt? Diese Frage entscheidet sich vielleicht am 1. Oktober. Dann tagt die Stadtverordnetenversammlung zu diesem Thema, das aktuell für reichlich Aufregung sorgt.


Entscheidenden Anteil daran hat die dazugehörige öffentliche Sitzungsvorlage 65/2015. Hierin kommt die Stadtverwaltung zu dem Ergebnis: „Sowohl die bisherigen mehrjährigen Bemühungen, das bestehende Bahnhofsgebäude zum Bürger- und Kulturhaus umzubauen, wie auch die jetzt vorgetragene Projektidee sind nicht geeignet, das Projekt nachhaltig und nach ersten Erkenntnissen auch wirtschaftlich vertretbar umzusetzen. Da die Schaffung einer innerstädtischen kulturellen Veranstaltungsfläche zwischenzeitlich aus städtebaulichen Gründen an anderer Stelle möglich und anzuraten ist, soll eine Entwicklung des Bahnhofsgebäudes zum Kulturzentrum nicht weiter verfolgt werden.“ Das ist deutlich und für den gerade gegründeten Arbeitskreises, bestehend aus Vertretern des Vereins Alter Bahnhof, des Vereins für Orts- und Heimatkunde und des Vereins Kultura ein Schock. Sie hatten sich zuvor zusammengeschlossen und nochmals ein überarbeitetes Konzept mit Zahlen und Plänen vorgelegt.
Pospischil: Kostspieliger Umbau wegen schlechter Bausubstanz
Doch die Stadtverwaltung konnte und wollte ihren Vorstellungen nicht folgen. Zu teuer, zu viele notwendige Sanierungen, zu eine große Dominanz des neu geplanten mittleren Baukörpers. Bürgermeister Christian Pospischil schreibt dazu: „Ich meine, dass es nach mehreren vergeblichen Versuchen Zeit ist, die Planungen, ein solches Kulturzentrum im Bahnhof unterzubringen, einzustellen. Offensichtlich ist die Bausubstanz des Bahnhofes so schlecht, dass Kosten und Nutzen für einen Umbau im Bestand in keinem Verhältnis stehen", so Pospischil. Und weiter: „Erst im Januar haben wir die Planung eingestellt, den Umbau zum Bürgerhaus über eine 50-prozentige Landesförderung zu erreichen. Damals haben selbst Teile des Vorstandes des Vereins Alter Bahnhof die zugrunde liegenden Zahlenwerke nicht mehr für tragfähig gehalten. Auch die neue Planung, die übrigens selbst einen Abriss und Neubau des Mittelteils vorsieht, sieht die Stadtverwaltung trotz einiger anerkennenswerter Ansätze nicht als aussichtsreich an.“
Wer aber sagt, was nicht geht, müsse auch sagen, was geht, so der Bürgermeister weiter. In der Sitzungsvorlage ist auch schon gesagt, was in den Augen der Stadtverwaltung geht: „Gleichzeitig sollen natürlich die inhaltlichen Ideen zur Weiterentwicklung des Kulturstandortes Attendorn, die maßgeblich vom Verein Alter Bahnhof e. V. in den letzten Jahren eingebracht wurden, bei der Projektierung an einem anderen Standort weiter Berücksichtigung finden." Und dieser andere Standort ist die Alte Post, die die Stadt in diesem Jahr erworben hat. Hier sieht man gute Voraussetzungen, einen Treffpunkt und ein Kulturzentrum zu schaffen. Das denkmalgeschützte Gebäude soll ein „ Frequenzbringer“ werden. Das Erdgeschoss soll dabei eventuell unter Einbeziehen des Kellers für Gastronomie und Kultur ausgebaut werden. Im 1. Obergeschoss soll das Arbeitsmedizinische Zentrum bleiben und im Dachgeschoss soll die Wohnnutzungen ebenfalls nicht geändert werden.
Konzept für „Alte Post"
Das Zwischenergebnis der Sitzungsvorlage: „Das Denkmalgebäude ,Alte Post´, Niederste Straße 11, soll zukünftig im EG (und evtl. im KG) als Gastronomie- und Veranstaltungsszenerie genutzt werden. Bis zum Frühjahr 2016 werden die Nutzungen, der Betrieb und die finanziellen Auswirkungen konzeptionell erarbeitet.“ Aus den Reihen der CDU-Fraktion kommt der Vorschlag, dem gegründeten Arbeitskreis den Alten Bahnhof zu überlassen. Über den Preis müsste man verhandeln. Sie wären dann der Investor, der für das Gebäude gesucht werden soll, und könnten ihre Pläne umsetzen, argumentieren die Christdemokraten: „Kultur kann auch an zwei Orten in Attendorn stattfinden, sowohl im Alten Bahnhof wie auch in der Alten Post, denn Kultur kann man nicht genug haben."
Artikel teilen: