Archäologen des LWL staunen über einmalige Funde in Neu-Listernohl
Ausgrabungen
- Attendorn, 06.11.2019
- Von Nicole Voss
Neu-Listernohl. „Das ist ziemlich krass“, bringt Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Olper Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen, seine Emotionen beim Ortstermin im zukünftigen Baugebiet Neu-Listernohl-Nord auf den Punkt. Dort fanden Archäologen die Grundrisse des ältesten Hauses des Sauerlandes.
Neben der eisenzeitlichen Hofstelle fanden die Forscher auf der Ausgrabungsfläche auch Spuren einer späteren Nutzung. Aus der Neuzeit stammen die Reste von drei großen Feldbrandöfen, in denen Kalk gebrannt wurde. Der Kalkstein konnte direkt vor Ort abgebaut werden. Mit dem dort gewonnenen Kalk als Grundstoff für Kalkmörtel sind in der Umgebung vermutlich zahlreiche Gebäude errichtet worden. Sichtbar sind die Feldbrandöfen durch die kreisrunden Verfärbungen in der Erde.
Die Archäologen hatten längst auf spezielle Funde in dem Gebiet spekuliert. „Hier war in der Eisenzeit viel los. Die Wallburgen sind ein Hinweis darauf“, untermalt Dr. Eva Cichy. Wir wissen aus unseren Erfahrungen genau wo wir den Bagger ansetzen müssen. Wir hatten nur nicht das Glück, dass Gebäudegrundrisse vorhanden sind“, erklärt Prof. Dr. Michael Baales.
Ob es sich dabei um eine Hofanlage, oder mehrere kleine Einzelgebäude handelt, können auch Dr. Baales und Dr. Eva Cichy noch nicht mit Sicherheit sagen. Die zahlreichen Pfostenlöcher auf der mehr als einen Hektar großen Ausgrabungsfläche deuten auf Nebengebäude hin. Dabei kann es sich um Speicherbauten handeln, in denen beispielsweise Getreide gelagert wurde.
„Hier in Neu-Listernohl hat uns die Geländesituation aufmerksam gemacht. Fruchtbare Böden und die Nähe eines Fließgewässers waren schon immer für Siedler attraktiv“, so Dr. Eva Cichy. Nach der mit der Stadt Attendorn vereinbarten Voruntersuchung, bei der größere Gruben mit zahlreichen großen Keramikscherben sichtbar wurden, waren großflächige Untersuchungen notwendig.
Die Stadt Attendorn hat in gewisser Weise Glück gehabt. Wären die Funde während der Erschließung/Bauphase aufgetaucht, wäre ein Baustopp unabdingbar geworden.