Gemeinde Kirchhundem: Die Neugliederung und ihre Folgen

Neue Grenzen, neue Strukturen: Teil 2


  • Kreis Olpe, 18.04.2019
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Das Kirchhundemer Rathaus: Hier werden die Geschicke der Gemeinde Kirchhundem geleitet. von Martin Vormberg
Das Kirchhundemer Rathaus: Hier werden die Geschicke der Gemeinde Kirchhundem geleitet. © Martin Vormberg

Kirchhundem. Zum 1. Juli 1969 trat die politische Neuordnung in Kraft. Damit wurde der gesamte Kreis Olpe neu strukturiert - auch für die Gemeinde Kirchhundem standen einige Änderungen bevor.


Für Kirchhundem bedeutete das Gesetz in der Umsetzung: 
  • die Orte Altenhundem, Kickenbach und Langenei sowie die Gemeinde Saalhausen wurden vom Gebiet des Amtes Kirchhundem getrennt;
  • diese Orte kamen zur neuen Stadt Lennestadt hinzu;
  • zur neuen Gemeinde Kirchhundem gehörten die „alten“ Gemeinden Heinsberg, Kohlhagen und Oberhundem sowie die nicht zur Stadt Lennestadt abgegebenen Orte aus der früheren amtsangehörigen Gemeinde Kirchhundem;
  • vom ehemaligen Amt Bilstein wurden der Gemeinde Kirchhundem die „alte“ Gemeinde Rahrbach (außer Fahlenscheid) und das Dorf Benolpe zugeteilt;
  • die Gemeinde Lenne bildete bis zum 31. Dezember 1974 eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Kirchhundem. Anlässlich der kommunalen Neugliederung im Hochsauerland wurde sie dann aufgeteilt zwischen den Städten Lennestadt (Milchenbach) und Schmallenberg (Hundesossen und Lenne).
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Gemeinde Kirchhundem: Die Neugliederung und ihre Folgen
Mit der kommunalen Neugliederung änderten sich auch die Funktionsbezeichnungen an der Spitze von Rat und Verwaltung. Der frühere Amtsdirektor Franz-Josef Hackmann wurde jetzt Gemeindedirektor der Gemeinde Kirchhundem, Karl-Josef Luster-Haggeney wurde vom im November 1969 gewählten Gemeinderat zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. In seiner Funktion als Bürgermeister stand Karl-Josef Luster-Haggeney dem Gemeinderat bis 1994 vor und repräsentierte die Gemeinde Kirchhundem nach außen.
Veränderungen für die Einwohner
Was politisch für den Kreis Olpe und für die Gemeinde Kirchhundem ein Fortschritt war, bedeutete für viele Einwohner grundlegende Veränderungen. Orte, die vorher offiziell zusammen gehörten, wurden getrennt, gewachsene Strukturen unterbrochen. „Man hat schon versucht, diese Strukturen zu berücksichtigen“, weiß Archivar Martin Vormberg.

Und auch, wenn die neue Gemeinde Kirchhundem mit etwa 12.000 Einwohnern deutlich weniger Menschen beheimatete als das alte Amt Kirchhundem, so „sind in dieser Größenordnung doch günstige Voraussetzungen für eine stabile Verwaltung zu sehen. In ihr liegen die Grundlagen für den stetigen Aufbau der Infrastruktur.“
Behördengänge vereinfacht
In einigen Bereichen, so erklärt Martin Vormberg weiter, habe es für die Einwohner auch Verbesserungen gegeben. Beispielsweise bei Behördengängen: Mussten die Bewohner des Rahrbachtals früher für Behördengänge nach Bilstein, so konnten sie diese nun im besser erreichbaren Kirchhundem erledigen. Auch die politische Landschaft wurde vereinfacht. Vormberg: „Es gab nicht mehr die Vielzahl von Gemeinderäten, sondern nur noch einen zentralen Gemeinderat mit den entsprechenden Ausschüssen.“

Bedeutsame Veränderungen brachte die kommunale Neugliederung auch für die Schullandschaft mit sich: „Das heutige Gymnasium der Stadt Lennestadt war als Schule der amtsangehörigen Gemeinde Kirchhundem entstanden. Mit der kommunalen Neugliederung ist es in die Trägerschaft der Stadt Lennestadt übergegangen“, weiß Martin Vormberg zu berichten.
Hauptschule in Kirchhundem
In Lennestadt-Meggen entstand außerdem eine Realschule, die auch von Schülerinnen und Schülern aus Kirchhundem besucht wurde.  In Kirchhundem indes wurde 1969 zentral eine Hauptschule errichtet und aus den Volksschulen in den Orten wurden Grundschulen.

Zeitgleich fand eine Justizreform statt: bis 1969 hatte Kirchhundem ein eigenes Amtsgericht – dann wurde das Gemeindegebiet dem Amtsgericht Lennestadt zugeordnet. Und auch die Entscheidung, das Lennetal „abzugeben“, sorgte damals für viele Diskussionen. Martin Vormberg erklärt die Hintergründe: „Dort gibt es viele leistungsstarke Unternehmen – damit ging der Gemeinde Kirchhundem viel Gewerbesteuerkraft verloren.“
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Gemeinde Kirchhundem: Die Neugliederung und ihre Folgen
Und noch eine Veränderung nahm ab 1969 ihren Lauf: Nach der Neugliederung wurden die Bestrebungen der vormaligen Gemeinde Oberhundem, den Ort zu einem Fremdenverkehrsort zu entwickeln, weitergeführt. Das Hallenbad wurde gebaut, der Kurpark mit dem Haus des Gastes entstanden. 1974 wurde Oberhundem „Staatlich anerkannter Luftkurort“.

Bis heute bestehen die Grenzen der kommunalen Neugliederung aus dem Jahr 1969. Die Orte sind neu zusammengewachsen, die Infrastruktur wurde durch Anlegung von Gewerbegebieten oder Kanalisierungsmaßnahmen nachhaltig verbessert, die Menschen haben in ihrer „neuen“ Gemeinde Kirchhundem eine Heimat gefunden. 50 Jahre Gemeinde Kirchhundem.
Bürgermeister und Gemeindedirektoren:
Ehrenamtliche Bürgermeister:

1969–1994: Karl-Josef Luster-Haggeney

1994–1999: Elmar Greiten

Gemeindedirektoren:

1969–1982: Franz-Josef Hackmann

1982–1992: Rudolf Lange

1993–1999: Hans-Adolf Bender %%Gallery[255660]%%Hauptamtliche Bürgermeister

1999–2004: Elmar Greiten (CDU)

2004–2013: Michael Grobbel (SPD, seit 2009 als Einzelbewerber)

2013–2014 (kommissarischer Leiter der Verwaltung): Tobias Middelhoff (CDU)

seit 2014: Andreas Reinéry (parteilos)
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