Die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde Kirchhundem

Herausforderungen für die kleinste Kommune im Kreis Olpe


  • Kirchhundem, 14.06.2019
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Die Wirtschafts-Broschüre der Gemeinde Kirchhundem. von Kerstin Sauer
Die Wirtschafts-Broschüre der Gemeinde Kirchhundem. © Kerstin Sauer

Kirchhundem. Die wirtschaftliche Situation in Kirchhundem ist derzeit so gut wie selten zuvor: Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer sprudeln, Anfragen zu neuen Gewerbegebieten gibt es mehr als genug. Doch als kleinste Gemeinde im Kreis Olpe steht Kirchhundem hier vor einigen Herausforderungen, wie Bürgermeister Andreas Reinéry und seine Mitarbeiterin Tina Rump im Gespräch mit LokalPlus berichten.


Das Thema Wirtschaftsförderung ist das „Steckenpferd“ des Bürgermeisters. Nicht nur, weil er bereits bei der Stadt Bad Berleburg jahrelang in diesem Bereich erfolgreich tätig war und so über fundiertes Hintergrundwissen verfügt. „Es liegt mir am Herzen“, sagt er. Die Unternehmen, so betont er, „sind das wirtschaftliche Rückgrat einer Gemeinde.“ Daher legt die Gemeinde großen Wert darauf, mit den Unternehmern im Gespräch zu bleiben und ihre Wünsche sowie Vorstellungen abzufragen.
Problematische Topographie
Flächenmäßig ist die Gemeinde Kirchhundem gut ausgestattet: „Wir haben hier viel freie Fläche“, weiß Andreas Reinéry. Und fügt das große Aber hinzu: „Wir sind eine Flächenkommune, die sich über 147 Quadratkilometer erstreckt, mit entsprechenden Herausforderungen: Eigentlich haben wir viel Platz für Gewerbeflächen, aber die möglichen Hektar können nicht komplett genutzt werden.“ Denn: Die Topographie in der Gemeinde Kirchhundem sei „ein Problem“: die extremen Höhenunterschiede, der Boden, die naturschutzrechtlichen Belange.
Thema Naturschutz
Wobei das Thema Naturschutz, so betont Tina Rump, sehr wichtig ist: „Viele Orte haben ihre eigene Wassergewinnung, Regen- und Quellwasser werden aufgefangen und in Hochbehälter gebracht.“ Um zu gewährleisten, dass das Wasser nicht von Keimen verunreinigt wird, müsse die Fläche unter Naturschutz gestellt werden.

Gleichzeitig wird damit aber wiederum das Wirtschaftsgeschehen eingeschränkt. Daher sei man immer auf der Suche nach Flächen, die auch effektiv nutzbar seien.
Verfahren beschleunigen
„Die Voraussetzungen, neue Gewerbeflächen zu schaffen, sind aufgrund der gesetzlichen Beschränkungen bei uns viel schwieriger als woanders“, berichtet der Bürgermeister. Daher sei ein Ziel der Gemeinde, die herkömmlichen Verfahren so gut wie möglich zu beschleunigen, „damit es fluppt und wir neue Gebiete ausweisen können.“ Man habe schon neue Flächen ins Auge gefasst und befinde sich derzeit in einem „aktuellen Prozess der Neuausweisung.“
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
Dieser sei auch dringend erforderlich. Hätte es vor Jahren noch einen Angebotsüberhang an Gewerbeflächen gegeben, so sei jetzt „fast nichts mehr da“. Reinéry: „Es ist dringend notwendig, jetzt neue Flächen zu generieren, und zwar so schnell wie möglich.“ Anfragen für Gewerbeflächen gebe es genug – „derzeit ist auch etwas in der Mache, aber im Moment haben wir nichts anzubieten.“

Dabei gehe es der Kommune wirtschaftlich sehr gut, betont der Bürgermeister: „Die Wirtschaft, wie wir sie hier haben, brummt“, sagt Reinéry nicht ohne Stolz und hebt einige Neuheiten besonders hervor: „Wir freuen uns, dass wir die Firma McDart mit der Ansiedlung in Rahrbach in der Gemeinde halten konnten. Und die Firma Mennekes hat erst im Februar großes Richtfest für die Erweiterung in Welschen Ennest gefeiert.“
Kommunales Gemeinschaftsprojekt
Gleichzeitig habe man mit Mennekes ein kommunales Gemeinschaftsprojekt auf den Weg gebracht: die Renaturierung in Welschen Ennest und Umgebung inklusive des Rahrbaches mit einem Kostenaufwand von fast einer Millionen Euro.

Auch andere Firmen, so Andreas Reinéry weiter, planten eine Erweiterung, beispielsweise Hydrophon: „Der Bedarf ist sehr hoch – aber im Moment können wir nichts anbieten. Im Januar 2017 kam der Aufruf der Bezirksregierung zur Neuaufstellung des Regionalplans für den Märkischen Kreis und die Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein, der die Neuausweisung von Gewerbeflächen beinhalten wird. Das habe jetzt oberste Priorität.
 von Christine Schmidt
© Christine Schmidt
Um die wirtschaftliche Basis der Gemeinde auch für die Zukunft zu stärken, hat die Gemeinde versucht, die örtlichen Unternehmer mit ins Boot zu holen. Es wurden Zahlen abgefragt, Pläne dargelegt, Zukunftsvisionen erarbeitet. Kurz: Die Unternehmer wurden nach ihren Erwartungen und Bedürfnissen gefragt. Denn: „Um schnell agieren zu können, brauchen die Bezirksregierung und der Regionalrat Zahlen“, so Reinéry. Auch die IHK arbeite bei dem Prozess mit, neue Verfahren zur Generierung von Gewerbeflächen zu entwickeln.

Für die Gemeinde Kirchhundem hat die IHK dabei berechnet, dass alleine ein Drittel der Gesamtfläche aufgrund der Topographie „verloren geht“. Wobei Bürgermeister Andreas Reinéry bemängelt: „Man kann nicht auf einen Plan gucken und nur mit den Infos berechnen, was möglich ist.“
Forstwirtschaft und Tourismus als weitere Standbeine
Auch wenn das Thema Gewerbeflächen ein schwieriges ist in der Gemeinde Kirchhundem: Es gibt andere Wirtschaftszweige, mit denen gepunktet werden kann. Reinéry: „70 Prozent der Gemeindefläche sind Wälder – und die Forstwirtschaft ist auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor.“ Ebenso wie der Tourismus: Mit 50.000 Übernachtungen im Jahr mitten im neuen zweitgrößten Naturpark Sauerland gewinnt auch dieser Wirtschaftszweig immer mehr an Bedeutung.“
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