„Wir alle gemeinsam sind Olper Schützenfest“

Schützenball 2019


Topnews
Einer von vielen Höhepunkten des Abends und von den Fotografen heiß ersehnt: die Vierer-Reihe bei der Königspolonaise. von Kerstin Sauer
Einer von vielen Höhepunkten des Abends und von den Fotografen heiß ersehnt: die Vierer-Reihe bei der Königspolonaise. © Kerstin Sauer

Olpe. Ein König am Schlagzeug. Ein hilfsbereiter Major. Ein fantastischer Musikzug. Und 800 festlich gekleidete Gäste in Feierlaune. Die Voraussetzungen waren gut – das Ergebnis grandios: Schützenball 2019 in Olpe.


Per Handschlag begrüßte Major Peter Liese am Samstag, 12. Januar, die Besucher am Eingang der Olper Stadthalle. Seine Offizierskollegen standen Spalier und wiesen den Weg in den großen Saal, der vor Erwartung und Vorfreude vibrierte. Die Offiziellen des Schützenvereins St. Sebastianus in Uniform, die Damen fast durchweg in festlicher Abendgarderobe, die Herren in Anzug, Krawatte oder gerne auch mit Fliege. Ein festlicher Rahmen für eine große Veranstaltung.
Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Iseringhausen
Nicht zu vergessen die Musik: Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Iseringhausen „freute sich, nochmal beim Olper Schützenball dabei sein zu dürfen“, betonte Marco Kieserling, der die Besucher durch den Abend führte. Das musikalische Programm war bunt gemischt, „Dynamica“, „Earth, Wind and Fire“, „The Sound of Ireland“ kamen ebenso zu Gehör wie „Against all Odds“ und ein Udo-Lindenberg-Medley. Einen Blumenstrauß an den Musikzug versprach Major Peter Liese in seiner Ansprache, wenn „die Musiker so schön weiter spielen“. Ob das geklappt hat? Abwarten…
Bildergalerie starten
„Wir alle gemeinsam sind Olper Schützenfest“
Ach ja: Major Peter Liese und seine Rede. 40 Minuten wurden hinter vorgehaltener Hand angekündigt. Es waren 45 Minuten – kurzweilig und eindeutig geschuldet den Lachsalven, die die Worte des Majors nonstop begleiteten. Anfangs eine augenzwinkernde Hommage an das Königspaar Horst-Peter und Andrea Becker, die zuvor unter lautem Beifall im Offizierszug in und durch den Saal gezogen waren.
Das "Andrealin" steigt
Wortgewandt und detailliert erinnerte Liese an den Schützenfest-Montag. An den Anwärter „Hossi“ unter der Vogelstange, der sich eigentlich nach der Feuerpause ausklinken wollte – aber von Andrea eines Besseren belehrt wurde… Übrigens der Running Gag des Abends: Er wollte nicht, sie wollte – und setzt sich durch. Gott sei Dank, denn letztlich stieg auch bei Horst-Peter „Hossi“ Becker das „Andrealin“ schlagartig – und der Vogel segelte laut Major Liese „ohne große Umwege“ zu Boden.

Ein König, geboren in Olpe, wohnhaft in Hamburg, mit festen Wurzeln in der Kreisstadt. Lustig, charmant, ehrgeizig, selbstbewusst, musikalisch, wie Major Peter Liese in seinem Rückblick auf des Königs Werdegang belegte – aber auch leicht leidend: „Gleich nach den ersten paar Metern mit der 5,9 Kilogramm schweren Schützenkette um den Hals beschwerte er sich, dass diese viel zu schwer sei.“ Unverständnis beim Major und seinen Kollegen: „Das hatten wir in den letzten 708 Jahren ja noch nie gehört!“ Lautes Lachen im Saal.
 von Kerstin Sauer
© Kerstin Sauer
Doch die Offiziere wären nicht grün berockt, wenn sie nicht augenblicklich nach einer Lösung zum Wohle des Königs suchen würden. Leutnant Thomas Hengstebeck hatte die zündende Idee: eine Tragehilfe für die Königskette! Abgeguckt bei einer Babykiepe, könne sie unter dem Jackett getragen werden und solle das Gewicht der Kette um die Hälfte reduzieren. Ein Geschenk für König Hossi Becker, denn, so war Liese überzeugt: „Wir werden die Tragehilfe in den nächsten 708 Jahren nie wieder brauchen.“

Der besondere Gruß des Majors galt den Jubelköniginnen Eva Schulte (50 Jahre, nicht anwesend), Marlis Zinke (40 Jahre) und dem Jubelkönigspaar Thomas Menne (25 Jahre, nicht anwesend) und Susanne Gerhard. Bürgermeister Peter Weber erhielt nachträglich die besten Wünsche zum runden Geburtstag mit der Einladung an alle 800 Besucher, dem ersten Mann der Stadt doch persönlich zu gratulieren und mit ihm ein Bier zu trinken: „Keine Angst, Herr Bürgermeister, nebenan im kleinen Saal haben wir eine Liege für Sie bereit gestellt.“
Bildergalerie starten
„Wir alle gemeinsam sind Olper Schützenfest“
„Nein, ich schieße nicht.“ Der Satz des Jahres 2018 – zumindest aus Sicht von König Horst-Peter Becker. Anhand eines kleinen „Schützenfestmontag-Schieß-Protokolls“, mit grüner Wollmütze auf dem Kopf, erklärte er den Besuchern in der Stadthalle, wie es dann doch dazu kommen konnte, dass er jetzt als Olper Schützenkönig die Ansprache in der Stadthalle hielt…
 von Kerstin Sauer
© Kerstin Sauer
Anfragen von seiner Gattin Andrea, von Bonzels Oliver, Sondermanns Jocky, Schlüters Bernd, Fischers Andy, Olbergs Martin habe er den gesamten Montagmorgen über mit einem überzeugten „Ich schieße nicht“ quittiert. Und habe dann mittendrin gestanden, im „Phantasialand für Olper“ unter der Vogelstange. Nach der Schießpause eine Nachricht an Gattin Andrea: „Steige jetzt besser aus.“ Der Anruf folgte umgehend: „Mach bloß weiter.“ Na gut.

11.09 Uhr: Der Königsschuss. Und ab diesem Moment wird alles anders. Eine Netflix-Serie läuft ab. Gänsehaut pur. Nicht zuletzt dank des Vorstandes, der Offiziere, der Freunde, Familie, Besucher: „Wir alle gemeinsam sind Olper Schützenfest“, dankte ein bewegter Hossi Becker. Und weiter, an Major Peter Liese und Hauptmann Holger Harnischmacher gerichtet: „Ihr schafft mit dem Ümmerich einen Ort, wo Menschen trotz vielleicht gegensätzlicher Meinungen und unterschiedlicher Weltbilder friedlich miteinander umgehen, sich freuen und zusammen feiern.“
Betreutes Feiern
Gleichzeitig dankte er seinen Königsoffizieren Gabriel Hochstein und Carsten Wudtke. Becker: „Man merkt schnell, dass man zu einer multiplen Persönlichkeit mutiert.“ Oder, wie Königin Andrea immer liebevoll tituliere: „Oh wie schön, heute haben wir wieder betreutes Feiern.“

„Den Vogel abgeschossen“ habe aber an Weihnachten seine Mutter Irmgard: Während er einen verwunderten Blick in die über und über mit Holz gefüllte Krippe geworfen habe, „rief meine Mutter aus der Küche, dass sie beim besten Willen nicht mehr Teile vom abgeschossenen Vogel hätte unter bekommen können.“ Lautes Gelächter in der Stadthalle. Und plötzlich erhoben sich alle 800 Besucher, um Königinnenmutter Irmgard, die am Vortag ihren 92. Geburtstag gefeiert hatte, ein Ständchen zu bringen.
Bildergalerie starten
„Wir alle gemeinsam sind Olper Schützenfest“
Mit einer Einlage am Schlagzeug zu „Stairway to heaven“, gemeinsam mit dem Musikzug aus Iseringhausen, verabschiedete sich Hossi Becker von der Bühne. Gratulationen, Königspolonaise, Tanz und Party – die Nacht sollte noch lang werden. Und einmalig für den Olper, der in Hamburg wohnt. Und froh ist, dass er irgendwann gesagt hat: „Ich schieße.“

Apropos Musikzug: Natürlich kam der Blumenstrauß. Verbunden mit frenetischem Beifall, lauten Jubelrufen und stehenden Ovationen der 800 Besucher. Schützenball 2019 in Olpe.
Artikel teilen: