Mehr als 1200 Unterschriften gegen neues Gewerbegebiet in Hünsborn

Sorgen um Natur, Verkehrsbelästigung und große Folgeprojekte


  • Wenden, 07.11.2017
  • Von Sven Prillwitz
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    Sven Prillwitz

    Redaktion

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Am Mittwoch wollen Gertrud Quast und drei weitere Einwohner aus Hünsborn die gesammelten Unterschriften im Rathaus bei Bürgermeister Bernd Clemens abgeben. von Symbol Stefan Krüger
Am Mittwoch wollen Gertrud Quast und drei weitere Einwohner aus Hünsborn die gesammelten Unterschriften im Rathaus bei Bürgermeister Bernd Clemens abgeben. © Symbol Stefan Krüger

Hünsborn. Der Widerstand wächst – und nimmt neue Formen an: 1222 Hünsborner haben eine Petition unterzeichnet, die sich gegen das geplante neue Gewerbegebiet an der Siegener Straße oberhalb des Sportplatzes richtet. Ortsvorsteherin Gertrud Quast will Wendens Bürgermeister Bernd Clemens die gesammelten Unterschriften am Mittwoch, 8. November, überreichen. Der Protest richte sich auch gegen befürchtete weitere Bauvorhaben, die auf das geplante Gewerbegebiet folgen könnten, betonte Quast am Dienstagabend.


Knapp 60 Zuhörer hatten sich oberhalb des Sportplatzes eingefunden. Auf der Wiese, auf der sich bis hinauf zur L512, Industriebetriebe auf einer Fläche von 12 Hektar ansiedeln sollen. Jedenfalls wenn es nach dem Willen der Gemeinde geht. Geht es nach der Mehrheit der Hünsborner, sollen sich hier keine neuen Firmenkomplexe entstehen. Beleg dafür seien die 1222 Unterschriften, sagte Quast: „Das sind mehr als 50 Prozenten der Wahlberechtigten in Hünsborn.“

Das neue Gewerbegebiet sei nicht nur ein „gravierender Einschnitt“ in die Natur, sondern bedeute auch ein höheres Verkehrsaufkommen und damit eine höhere Lärmbelästigung. Das sei für die Einwohner „nicht tragbar“, heißt es nüchtern formuliert in der Petition. Emotionaler drückte es Quast am Dienstag aus: „Wir möchten einen Ort haben mit lebenswertem Wohnraum und nicht eingekesselt von Gewerbegebieten.“
Kooperation ist keine „Eintrittskarte“
Quast wies darauf hin, dass sich die Einwohner in der Vergangenheit durchaus kooperativ gezeigt hätten, wenn es um die „Abrundungen und Erweiterungen“ von Gewerbeflächen gegangen sei. Als Beispiel nannte die Ortsvorsteherin „den Neubau und die Erweiterung der Firma Dornseifer“. Das sollte die Verwaltung aber nicht als „Eintrittskarte für die Ansiedlung neuer Gewerbegebiete sowie deren Ausdehnung“ auffassen, betonte Quast. Der Ort habe seine Pflicht erfüllt.

Den Widerstand gegen das neue Gewerbegebiet begründete Quast auch mit der Sorge vor Folgeprojekten. Das könnte der Anschluss eines weiteren, dann interkommunalen Gewerbegebietes an die jetzt geplante Fläche sein. Dieses Vorhaben hatte Bürgermeister Bernd Clemens bei der Ratssitzung im Oktober für die nächsten 15 Jahre mit Verweis auf rechtliche Rahmenbedingungen ausgeschlossen (LokalPlus berichtete).
Befürchtete A45-Anbindung
Darauf wollen sich Quast und Co., die sich seit MOnaten gegen das Vorhaben wehren, aber nicht verlassen. Bei der Bürgerversammlung im Juni habe die Verwaltung schließlich schon entsprechende Pläne vorgestellt. Die gelte es auch langfristig zu verhindern. „Wir müssen auch an die Zukunft der nachfolgenden Generationen denken. Junge Familien ziehen hier hin, um in der Natur zu leben“, betonte Quast.

Ein weiterer Grund für den Protest: Sollte das neue Gewerbegebiet entstehen, sei ein Anschluss an die A45 im Zuge des sechsspurigen Ausbaus „ein eigentlich logischer Schritt“, sagte Angelika Henne. Und damit würden Verkehrs- und Lärmbelästigung in Hünsborn noch weiter zunehmen. Bereits jetzt sei der Lärm, den die Autobahn an manchen Bereichen im Dorf verursacht, unerträglich. Dass die Gemeinde ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben hat, das auch die Option einer weiteren Autobahnanbindung prüfen soll, wertet Henne jedenfalls als Indiz dafür, dass die Sorgen der meisten Hünsborner berechtigt sind.
Bürgermeister sagt Teilnahme am Treffen in Hünsborn ab
Zu dem Treffen am Sportplatz sei auch Bernd Clemens eingeladen gewesen, sagte Getrud Quast.  Der Bürgermeister habe seine Teilnahme allerdings abgesagt, weil er die Unterschriften „nicht im Beisein der Presse“ habe annehmen wollen. Nachvollziehen konnte Quast diese Entscheidung nicht. „Eine Unterschriftenaktion ist nichts Außergewöhnliches. Wir möchten damit zeigen, dass wir hier eine starke Gemeinschaft haben und das neue Gewerbegebiet hier vielen ein Dorn im Auge ist.“
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