Kein Ja zur Hallenbad-Sanierung – erst sollen genaue Kosten auf den Tisch

Rat Wenden will auch Neubau durchrechnen lassen


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In die Jahre gekommen ist das 1968 gebaute Schwimmbad  in Wenden. von privat
In die Jahre gekommen ist das 1968 gebaute Schwimmbad in Wenden. © privat

Wenden. Ob das in die Jahre gekommene Wendener Hallenbad saniert oder ein neues, größeres Bad gebaut wird, ist auch nach der Sondersitzung des Gemeinderates am Mittwochabend, 22. Januar, offen. Eigentlich wollte sich die Verwaltung mit ihrem Beschlussvorschlag den Startschuss für die Sanierung einholen, doch die Politiker sahen dabei noch viele Fragezeichen.


So stand am Ende der mehr als dreistündigen Sitzung ein völlig anderer Beschlussvorschlag zur Abstimmung, formuliert von der CDU und mitgetragen von SPD, UWG und Grünen. Durch den einstimmigen Beschluss sind jetzt drei Dinge Fakt:
Gutachten als Basis für Beschluss
1. Die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an der Decke werden kurzfristig in Auftrag gegeben. Dafür sind im Haushaltsplan 2020 bereits bis zu 300.000 Euro eingeplant.

2. Ingenieure und Gutachter sollen den Umfang und die Kosten für eine recht umfassende Sanierung des Bades ermitteln. Parallel dazu sollen sie berechnen, was der Neubau eines größeren Hallenbades mit 25x10 Metern Wasserfläche nahe des Schulzentrums kosten würde.

3. Auf der Grundlage der Gutachten wird der Rat entscheiden, ob es eine Sanierung oder einen Neubau geben wird.
Fraktionen kamen aufeinander zu
Vorausgegangen war eine intensive und lange Diskussion, in der um den besten Weg gerungen wurde. Grundsätzlich lagen die vier Fraktionen nicht so weit auseinander. Zwar favorisierte die CDU-Mehrheit aus Kostengründen eher eine Sanierung, war aber auch offen für die Argumente von SPD, UWG und Grünen, einen Neubau nicht von vorne herein auszuschließen.

Einig waren sich alle Fraktionen darin, dass zunächst fundierte Fakten auf den Tisch müssten. „Wir dürfen nicht das Pferd von hinten aufzäumen. Zunächst muss die Bausubstanz untersucht und erst dann entschieden werden, ob eine Sanierung Sinn macht“, fand Stephan Niederschlag (SPD).
„Abwägen, was uns der Spaß wert ist“
Sein Fraktionskollege Robert Dornseifer rechnete damit, dass eine Sanierung deutlich teurer werde als die bisher kalkulierten 2,9 Millionen Euro. Dafür seien eher 4,7 Millionen Euro nötig. Dann schrumpfe die Differenz zu den bislang im Raum stehenden Schätzungen von 8,8 Millionen für einen Neubau.

„Einen Neubau hätte jeder gerne. Aber es gibt zwischen Sanierung und Neubau einen Kostenunterschied von sechs Millionen Euro. Da müssen wir genau abwägen, wie viel uns der Spaß wert ist“, mahnte Bernd Arns (CDU).
„Bad genügt Ansprüchen nicht mehr“
Für einen Neubau in der Nähe der Gesamtschule warb Elmar Holterhof. Ein neues, größeres Bad dort mache die Gemeinde attraktiver, sei gut für das von der Gesamtschule geplante Sportabitur und helfe den Vereinen. Sein Fazit: „Das jetzige Bad genügt den Ansprüchen der heutigen Zeit nicht mehr.“

Thorsten Scheen (UWG) kritisierte, die Sitzungsvorlage der Verwaltung sei nicht ausgereift und lasse viele Fragen offen. „Gutachten müssen zwingend vorgeschaltet werden. Das ist ein absolutes Muss“, sagte Scheen. Er regte an, eine komplette Verlagerung von Westerberg-Grundschule, Schwimmhalle und Turnhalle zu prüfen, zog einen entsprechend Antrag aber später zurück.
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Bürgermeister Bernd Clemens machte deutlich, ein Neubau neben dem Schulzentrum sei nicht auf die Schnelle zu realisieren: „Da oben kann man nicht einfach so ein neues Bad bauen. Das bedeutet umfangreiche Planungen und wird viele Jahre dauern.“ Außerdem warnte Clemens vor den finanziellen Risiken eines Neubaus: „Wir müssen ein neues, größeres Bad auch auf Dauer finanzieren und unterhalten können. Sonst stehen wir in zehn Jahren vielleicht vor einem Scherbenhaufen.“

Als darüber diskutiert wurde, ob vor dem Vorliegen der beschlossenen Gutachten überhaupt noch Geld für dringende Sanierungsarbeiten an der Decke ins bestehende Bad investiert werden solle, platzte dem Bürgermeister beinahe der Kragen: „Wenn diese Maßnahmen nicht beschlossen werden, machen wir das Bad morgen dicht. Ich gehe nicht ins Gefängnis, wenn jemand ein Deckenelement auf den Kopf fällt.“
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