Festakt: 60 Jahre SPD in Wenden

Ausstellungseröffnung in der Wendener Hütte


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Von links: Bürgermeister Bernd Clemens, Fraktionsvorsitzender NRW-SPD Thomas Kutschaty, Vorsitzende SPD Wenden Jutta Hecken-Defeld, Europaabgeordnete Birgit Sippel sowie der stellvertretende Landrat Bernd Banschkus. von privat
Von links: Bürgermeister Bernd Clemens, Fraktionsvorsitzender NRW-SPD Thomas Kutschaty, Vorsitzende SPD Wenden Jutta Hecken-Defeld, Europaabgeordnete Birgit Sippel sowie der stellvertretende Landrat Bernd Banschkus. © privat

Wenden. In diesem Jahr begeht der SPD Ortsverein Wenden sein 60-jähriges Bestehen. In einer Feier mit zahlreichen Gästen aus der Politik wurde der Anlass in der Wendener Hütte entsprechend gewürdigt. Zum Empfang begrüßte die SPD-Vorsitzende Jutta Hecken-Defeld den Fraktionsvorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Kutschaty, die Europaabgeordnete Birgit Sippel, Wendens Bürgermeister Bernd Clemens und den stellvertretenden Landrat Bernd Banschkus.


In ihrer Rede ließ die Vorsitzende die Daten und Fakten aus dem Gründungsprotokoll Revue passieren. Am 12. März 1958 in der Gaststätte Arns in Wenden (heute Bäckerei Junge) wurde der Ortsverein gegründet. Die mutigen Sozialdemokraten der ersten Stunde waren Horst Herrendörfer (Vorsitzender), Emil Panten (stellvertretender Vorsitzender), Kassierer Hermann Fanselow, Schriftführer Bruno Rex sowie die Genossen Erich Kuhle und Herbert Lorenz. „In der schwarz geprägten Gemeinde Wenden hatten sie keinen leichten Stand.

Die SPD galt als Flüchtlingspartei. Es war nicht einfach, den konservativen Bürgern zu erklären, dass die Demokratie nur zum Tragen kommt, wenn es eine starke Opposition gibt“, sagte Jutta Hecken-Defeld. Selbstbewusster seien die Sozialdemokraten erst in den 70er Jahren unter der Kanzlerschaft von Willy Brandt geworden.
Ausstellung im Museum
Die Wendener Hütte als Ort für die Feier hatten die Genossen nicht ohne Grund gewählt. In diesem Jahr jährt sich auch das Frauenwahlrecht zum hundertsten Mal. Dem Ortsverein ist es gelungen, die Ausstellung „Die Mütter des Grundgesetzes“ ins Museum zu holen. So wurde nicht nur Geburtstag gefeiert, sondern auch die Ausstellung eröffnet, die die geschichtliche Entwicklung der Frauenrechte wiedergibt.

„Was heute für Frauen selbstverständlich ist, wie etwa der Erwerb des Führerscheins oder die Freiheit der Berufsausübung wurde von früheren Frauengenerationen intensiv erstritten“, stellte Jutta Hecken-Defeld heraus. Starke Frauen setzten sich damals entschlossen ein und erreichten 1918 als Meilenstein endlich das Wahlrecht für Frauen.

Erst 1949 konnten dann „Die Mütter des Grundgesetzes“ Elisabeth Selbert (SPD), Helene Weber (CDU), Frieda Nadig (SPD) und Helene Wessel (Zentrumspartei) den Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes „Frauen und Männer sind gleichberechtigt“ durchsetzen. Einen besonderen Dank richtete Jutta Hecken-Defeld an Bürgermeister Bernd Clemens, der die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hatte und an die Museumsleiterin Monika Löcken, die mit ihrem Team für den passgenauen Aufbau gesorgt hatte. Viele Gäste nahmen das Angebot zu einer Führung im Museum und über das Gelände des Hammerwerks an. Die Ausstellung wird noch bis zum 31. Januar im Museum der Wendener Hütte zu sehen sein.
Kein leichter Anfang
„Politik ist die Kunst, die Gegenwart zu gestalten und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Dieser Herausforderung widmet sich der SPD-Ortsverein nunmehr seit 60 Jahren und er hat sich dieser Aufgabe mit viel Engagement und Erfolg gestellt“, gratulierte Bürgermeister Bernd Clemens. Auch aus seiner Sicht habe es der Ortsverein am Anfang nicht leicht gehabt.

„Die Gemeinde Wenden war gerade in den Gründerjahren so schwarz geprägt, dass die meisten Politiker selbst im Kohlenkeller noch Schatten warfen.“ Die Opposition sei in einer Demokratie sehr wichtig. Sie müsse konkurrierende Ideen und Vorschläge anbieten und gleichzeitig der Mehrheitsfraktion, der Verwaltung und dem Bürgermeister kritisch auf die Finger schauen. Er betonte die gute Zusammenarbeit mit der Partei.

„In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat der SPD-Ortsverein, die SPD-Fraktion im Rat, die Geschichte unserer Gemeinde nachhaltig geprägt. Wenn wir heute zurückblicken, dann war 1958 ein bewegtes Jahr, insbesondere für die SPD in der Gemeinde Wenden. „Die SPD ist eine etablierte Partei, die sich so manchen Erfolg in der Wendener Kommunalpolitik auf die Fahne schreiben kann“, so der Bürgermeister. Als Geschenk überreichte er der Vorsitzenden einen Blumenstrauß und eine Glas-Gravur des Wendener Rathauses.
Echte Pionierarbeit
Der stellvertretende Landrat Bernd Banschkus gratulierte im Namen des Kreises Olpe und hob hervor, dass die damaligen Gründer echte Pionierarbeit geleistet haben. „60 Jahre Ortsverein Wenden sind 60 Jahre Mitgestaltung und Mitverantwortung“, dankte er den Ehrenamtlichen.

Die Europaabgeordnete Birgit Sippel war beeindruckt von der Verbindung der beiden Anlässe „60 Jahre Ortsverein“ und „100 Jahre Frauenwahlrecht“ an dem historischen Ort der Wendener Hütte. Im Jahr 1958 sei Politik noch im Hinterzimmer gemacht worden und es sei nicht einfach gewesen, sich als Sozialdemokrat zu bekennen. „Frauen mussten kämpfen, nicht nur für ihre Wahlrechte. Wir brauchen Frauen in Politik und Wirtschaft. Der Wert von Demokratie und Frieden wird zu selbstverständlich genommen. Wir müssen mutig gemeinsam nach vorne schauen und gemeinsam die Zukunft gestalten.“

Thomas Kutschaty, SPD-Fraktionsvorsitzender des Landtags, lobte die Basisarbeit vor Ort, ohne die alle Erfolge im Land nicht möglich gewesen seien. Die Ortsvereine müssten oft für Entscheidungen gerade stehen, die sie vielleicht gar nicht so getroffen hätten. „Trotzdem macht ihr weiter und streitet für eure Überzeugung.“
Ausstellung kommt gut an
Er lobte ebenfalls die Idee, den Festakt mit der Ausstellung zu verbinden. Bevor das Gleichberechtigungsgesetz in Kraft getreten sei, seien Frauen rechtlich wie Kinder behandelt worden. „Doch bis heute haben wir noch nicht gleiches Gehalt für Männer und Frauen, das muss sich ändern. Es gibt noch genug zu tun für den Ortsverein, das Land und den Bund. Europa braucht eine starke Sozialdemokratie.“

Den musikalischen Rahmen gestaltete die Sopranistin Sarah Cossaboon, die Josef Hesse als Intendant der PlatinScala nach Wenden geholt hatte. Bei einem Imbiss fand der Nachmittag seinen gemütlichen Ausklang und bot Zeit für Austausch und Gespräche.
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