Bürgermeister-Favorit: Neues Gewerbegebiet für Gerlingen-Nord mit Ortsumgehung

Verkehrsgutachten


  • Wenden, 17.01.2018
  • Von Sven Prillwitz
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Blick auf Gerlingen mit den Gewerbe- und Industriegebieten „Auf dem Ohl“, „Auf der Mark“ und den Autobahnen. von Gemeinde Wenden
Blick auf Gerlingen mit den Gewerbe- und Industriegebieten „Auf dem Ohl“, „Auf der Mark“ und den Autobahnen. © Gemeinde Wenden

Wenden. Die Ergebnisse des Verkehrsgutachtens zur langfristigen gewerblichen Entwicklung der Standorte Hünsborn-West und Gerlingen-Nord liegen seit einigen Tagen vor. Wenige Stunden vor der offiziellen Präsentation der Ergebnisse hat die Verwaltungsspitze am Mittwoch, 17. Januar, ihre favorisierte Lösung vorgestellt: ein neues Gewerbegebiet im Gerlinger Bereich „Im Ruttenberge“ – inklusive Ortsumgehung und Anschluss ans Autobahnkreuz A4/A45. Das bedeutet zugleich das Aus für die „große Lösung“ in Hünsborn.


Fünf mögliche Szenarien hatte die von der Gemeinde Wenden beauftragte Ingenieurgruppe IVV Aachen für das Verkehrsgutachten durchgespielt. Darunter auch die Option, das bereits auf einer Fläche von zehn Hektar geplante und beschlossene neue Gewerbegebiet oberhalb des Sportplatzes in Hünsborn zu einem späteren Zeitpunkt zu vergrößern. Auch die Anbindung des Ortes über die L564 an die A45 ließ die Gemeinde Wenden als mögliche Option prüfen.

Diese Überlegungen scheinen aber mit Blick auf das vorliegende Gutachten endgültig vom Tisch zu sein, denn die „große Lösung“, so Bürgermeister Bernd Clemens, „würde die Ortschaft Hünsborn überproportional belasten. Darunter ziehen wir jetzt einen Schlussstrich.“ Gleichzeitig hat das Gutachten ergeben, dass die beschlossenen zehn Hektar Gewerbefläche eine Mehrbelastung von 500 bis 800 Kfz-Fahrten pro Tag für die Ortsdurchfahrt im Zuge der L564 bedeutet. Das entspricht einem Plus von sieben Prozent. „Die Leistungsfähigkeit der Strecke ist weiterhin gut“, urteilen die Experten aus Aachen.
Ortsumgehung mit Autobahn-Anschluss und Kreisel?
Diese Ergebnisse für das Gewerbegebiet Hünsborn-West führen mit zur jetzt favorisierten Variante der Verwaltung, die sich auf Gerlingen bezieht. Danach soll nördlich des bereits bestehenden Gewerbegebietes „Auf der Mark“ eine neue Fläche erschlossen werden, genauer gesagt im Bereich „Im Ruttenberge“. Von einem 70 Hektar großen Areal ist im Gutachten die Rede. Dabei handle es sich zunächst um eine reine Planzahl, die bewusst hoch gegriffen sei. Dadurch ließen sich „Worst-Case-Szenarien“, also schlimmste anzunehmende Fälle, besser durchkalkulieren, sagte Markus Hohmann (Fachbereich Bauen/Stadtentwicklung).
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Das angedachte neue Gewerbegebiet soll über eine neue Ortsumgehungsstraße direkt an das nahe gelegene Autobahnkreuz angebunden werden. Eine Kreisverkehr-Lösung und eine Über- oder Unterführung über die A45 nördlich des Autobahnkreuzes kämen für die Umgehung infrage, die so direkt ins neue und das bereits bestehende Gewerbegebiet und schließlich auf die L512 führen soll.
Entlastung für Ortsdurchfahrt Gerlingen
Damit würde die durch die Autobahnabfahrt bekanntermaßen stark belastete Koblenzer Straße/L512 laut Gutachten um rund 3400 Autos pro Tag entlastet werden. Dafür würden wiederum die Verkehrsbelastungen für die Ortsdurchfahrt Wenden (+ 1100 Autos) und der Bereich L512/Ludwig-Erhard-Straße zunehmen. „Wir denken aber, dass diese Variante insgesamt eine klare Positionierung ist für die gewerbliche Entwicklung und die Arbeitsplätze der Wendener Bevölkerung“ sagte Hohmann. Auch die Kosten für ein solches „Mammutprojekt“ seien noch nicht absehbar.
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Und Bernd Clemens betonte, dass es sich zunächst noch um „Zukunftsmusik“ handle – aus mehreren Gründen: Zum einen wurden die fünf Szenarien des Gutachtens wenige Stunden später bei einer öffentlichen Ratssitzung vorgestellt und mit den Bürgern diskutiert. Änderungen wären also möglich. Zum anderen muss das Modell, das die Verwaltungsspitze favorisiert, dem Rat vorgelegt und dort verabschiedet werden. Das könnte, so Clemens, im März oder Mai passieren. Und dann stehen noch die weiteren Planungen und Absprachen mit Kooperationspartnern aus, darunter der Landesbetrieb Straßen.NRW, der für die Autobahnen zuständig ist, ehe es überhaupt an die Umsetzung gehen kann.

Daher sprach Clemens mit Blick auf das mögliche Modell von einer „langfristigen Perspektive“. Auf Nachfrage präzisierte er den Zeitraum auf „zehn bis 15 Jahre“. Das Gutachten hatte die Gemeinde Wenden für die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans in Auftrag gegeben, für den auch der beschlossene sechsspurige Ausbau der A45 berücksichtigt werden sollte.
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