Apparatebau-Gelände: Zukunft noch ungewiss – bis November soll Konzept her

Intensive Debatte im Rat Wenden – Tagesordnung geändert


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Das Gelände der ehemaligen Firma Apparatebau Rothemühle - hier ein Blick von der Einfahrt auf einen Teil des weitläufigen Terrains. von Wolfgang Schneider
Das Gelände der ehemaligen Firma Apparatebau Rothemühle - hier ein Blick von der Einfahrt auf einen Teil des weitläufigen Terrains. © Wolfgang Schneider

Wenden. Eine geänderte Tagesordnung und die weiterhin unklare Zukunft für das Gelände Balcke-Dürr (ehemals Apparatebau Rothemühle) waren das Ergebnis einer intensiven Debatte in der Sondersitzung des Gemeinderats am Mittwochabend, 19. Mai, in der Aula der Gesamtschule.


Bereits die große Besucherzahl, unter ihnen auch Ortsvorsteher Bruno Weber (Rothemühle), machte deutlich, dass es um ein Thema ging, das viele bewegt. Bürgermeister Clemens bedauerte, dass aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen nicht alle Interessenten zugelassen werden konnten.

Noch vor dem Einstieg in die eigentliche Tagesordnung stellte Thorsten Scheen (Fraktionsvorsitzender UWG) im Namen aller im Rat vertreten Fraktionen den Antrag, den Tagesordnungspunkt Nr. 9 aus dem nichtöffentlichen in den öffentlichen Teil zu verlegen. Es handelte sich um die Projektvorstellung von Stefan Müller, der gemeinsam mit Alexander Czenkusch als Privatinvestor großes Interesse hat, das etwa 11 Hektar große Areal zu erwerben.

Die potenziellen Investoren Stefan Müller (links) und Alexander Czenkusch. von Sigrid Mynar
Die potenziellen Investoren Stefan Müller (links) und Alexander Czenkusch. © Sigrid Mynar

Scheen äußerte Unverständnis für die Zusammenstellung der Tagesordnung, denn eigentlich war vorgesehen, dass Dr. Fabian Schubert, Projektentwickler der Stadt + Handel GmbH, den Endbericht des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) vorstellt, mit dem das Unternehmen beauftragt worden war. Im nächsten Schritt sollte (laut Tagesordnung), die Verwaltung ermächtigt werden, die Umsetzung des ISEKs voranzutreiben und ein Folgenutzungskonzept auszuarbeiten.

Wenn aber die Investoren Müller und Czenkusch erst nach dem Beschluss für die ISEK-Fortführung Gelegenheit bekämen, ihre Planungen für ihren Gewerbepark Rothemühle vorzustellen, dann sei „die Messe ja längst gelesen“, so Scheen. Dem gemeinsamen Antrag wurde stattgegeben und die Privatinvestoren konnten ihre Ideen öffentlich vorstellen.

Drei Säulen der Planung

Stefan Müller zeigte in seiner Präsentation die drei Säulen seiner Planungen: Zunächst Firmenpark und Lagerpark, zu einem späteren Zeitpunkt ein Eventpark. Bei der Netto-Investitionssumme von rund 2,2 Millionen Euro seien der Erhalt der ortsbildprägenden Backsteinbauten und die energetische Ertüchtigung der Immobilien vorgesehen.

Müller rechnet mit 165 Arbeitsplätzen, die an dem Standort entstehen könnten. Der CO2-Fußabdruck wäre durch große Photovoltaikanlagen und eine Trafostation zum Laden von E-Autos umweltfreundlich, so Müller.

Viele Handwerksbetriebe interessiert

Und, so berichtete er stolz, er gehe von einer 100-prozentigen Auslastung von Anfang an aus. Zu den potenziellen Kunden zählten mehrheitlich Handwerksbetriebe. Die von der Spedition ITC (Inhaber ist Alexander Czenkusch) genutzte Fläche liege unter 20 Prozent. Zum Abschluss seines Vortrags verkündete Müller: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Die Päckchen sind gepackt“ und überreichte Bernd Clemens ein Päckchen.

Stefan Müller überreicht Bürgermeister Bernd Clemens symbolisch ein Päckchen. von Sigrid Mynar
Stefan Müller überreicht Bürgermeister Bernd Clemens symbolisch ein Päckchen. © Sigrid Mynar

Die nachfolgende ISEK-Präsentation basiere auf ganzheitlicher Betrachtung der örtlichen Gegebenheiten, wie Wohnumfeld und Infrastruktur, so Dr. Schubert. In die Ausarbeitung seien zahlreiche Wünsche und Ideen aus der Online-Bürgerbefragung eingeflossen, an der 520 Bürger teilgenommen hätten. Eckpunkte des Abschlussberichts sind die Ansiedlung von Kleingewerbe im nördlichen Teil sowie eine Wohnbebauung auf dem ehemaligen Mitarbeiterparkplatz.

Zudem soll der unterhalb der Halle 1 auf etwa 250 Meter verrohrte Biggebach freigelegt und renaturiert werden. In Verbindung mit einem attraktiven Fuß- und Radweg könne dort ein Erholungsraum geschaffen werden. In Halle 4 des Areals sei Raum für Gastronomie, Kunst und Kultur vorstellbar.

Halle 4 der ehemaligen Firma Apparatebau Rothemühle soll nach den Gutachter-Plänen erhalten bleiben. von Sigrid Mynar
Halle 4 der ehemaligen Firma Apparatebau Rothemühle soll nach den Gutachter-Plänen erhalten bleiben. © Sigrid Mynar

Das Konzept sieht vor, die Gebäude mit Ausnahme der Halle 4 abzureißen und kleinere Hallen, eventuell im industriellen Backstein-Stil, zu errichten. Fabian Schubert betonte aber, dass es sich um ein Grobkonzept handle, das natürlich weiter verfeinert werden müsse.

In der sich anschließenden Ratsdebatte und Bürgerfragestunde wurden zahlreiche Fragen aufgeworfen, die nicht oder nicht hinlängliche beantwortet werden konnten. Vor allem das Für und Wider um den Abriss der Gebäude und das Freilegen der Bigge machten die unterschiedlichen Sichtweisen deutlich.

Viele Zuschauer verfolgten die Ratssitzung in Wenden. von Sigrid Mynar
Viele Zuschauer verfolgten die Ratssitzung in Wenden. © Sigrid Mynar

Lediglich die Grünen-Fraktion unterstützte abschließend den Antrag auf Fortführung des ISEK-Vorschlags. Alle anderen Ratsmitglieder rangen um Kompromisse zwischen beiden Vorschlägen. Bei der Abstimmung fanden sowohl der ursprüngliche Beschlussvorschlag der Verwaltung als auch der Vorschlag der SPD-Fraktion zur Gründung einer kommunalen Entwicklungsgesellschaft keine Mehrheit.

UWG unterstützt CDU-Antrag

Ein CDU-Antrag, bis zur Ratssitzung im November ein Konzept in Auftrag zu geben, das eine Entscheidung auf seriösen und ausreichenden Informationen ermöglichen soll, wurde von der UWG unterstützt. Bürgermeister Clemens bekräftigte, dass man bis zum November warten könne, denn es gebe keinerlei Handlungsdruck. Der habe erst durch die Medienberichte über die Investoren Fahrt aufgenommen. Dem CDU-Antrag wurde mehrheitlich zugestimmt.

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