Amazon-Verteilzentrum in Gerlingen soll 170 neue Arbeitsplätze bringen

Baugenehmigung in den nächsten Wochen


  • Wenden, 07.01.2021
  • Politik
  • Von Sigrid Mynar
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So soll das geplante Amazon-Verteilzentrum in Gerlingen aussehen. von Panattoni
So soll das geplante Amazon-Verteilzentrum in Gerlingen aussehen. © Panattoni

Gerlingen/Wenden. Neben dem zentralen Thema der Verkehrsbelastung in Gerlingen (LokalPlus berichtete), wurde in der digitalen Infoveranstaltung am Mittwochabend, 6. Januar, insbesondere das Verhalten von Amazon als Arbeitgeber und als Steuerzahler unter die Lupe genommen.


Zur Beantwortung stand Torsten Frees, bei Amazon zuständig für die Kommunikation „der letzten Meile“, virtuell zur Verfügung. Die rund 180 zugeschalteten Zuhörer hatten in der zweieinhalbstündigen Onlineveranstaltung über eine Chatfunktion die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Im Verteilzentrum Gerlingen sollen demnach rund 170 Arbeitsplätze entstehen, in Spitzenzeiten November/Dezember sogar bis zu 265. Sofern mit Leiharbeitern gearbeitet werde, würden diese wie die Amazon-Mitarbeiter entlohnt. „Wir haben keine 2-Klassen-Arbeitnehmer“, so Torsten Frees. Geplant sei die Arbeit in drei Schichten 24 Stunden pro Tag an sechs Wochentagen.

So soll das geplante Amazon-Verteilzentrum in Gerlingen aussehen. Im Hintergrund Gerlingen und die Talbrücke der A 45. von Panattoni
So soll das geplante Amazon-Verteilzentrum in Gerlingen aussehen. Im Hintergrund Gerlingen und die Talbrücke der A 45. © Panattoni

Die Mitarbeiter, die mehrheitlich keine formale Ausbildung vorweisen müssen, starten mit einem Bruttostundenlohn von 11,82 Euro. Im zweiten Beschäftigungsjahr läge der Bruttolohn bei 2.500 bis 2.600 Euro im Monat, so Torsten Frees. Interessenten könnten sich über die Amazon-Website bewerben. Rekrutiert werde aber auch über Jobcenter und Arbeitsagenturen.

Darüber hinaus würden 400 bis 600 Arbeitsplätze bei Lieferpartnern in der Region entstehen. Geplant sei, mit fünf bis acht Lieferpartnern Kooperationen einzugehen. Dass ein Logistikunternehmen bei den kommunalen Steuern keine Zahlungen wie ein produzierendes Industrieunternehmen leiste, liege auf der Hand, so Frees. Amazon sei aber kein Steuervermeider, betonte er.

Screenshot aus der virtuellen Infoveranstaltung. von Sigrid Mynar
Screenshot aus der virtuellen Infoveranstaltung. © Sigrid Mynar

In seiner Präsentation zeigte der Projektverantwortliche auch, dass Amazon bis zum Jahr 2030 zu 50 Prozent CO²-neutrale Lieferungen anstrebt. Zehn Jahre später sei das Ziel die hundertprozentige CO²-Neutralität.

Mit der Erteilung der Baugenehmigung rechnet Amazon in den nächsten Wochen. Regionale Firmen, die am Bau des Verteilzentrums mitwirken möchten, können ihre Bewerbung beim Generalunternehmer Goldbeck einreichen: https://www.goldbeck.de

WDR-Aufruf sorgt für Gesprächsstoff
  • Für Gesprächsstoff sorgte ein Facebook-Post in der Gruppe „Du bist aus Wenden, wenn…“. Dort hatte ein Bürger über Dreharbeiten der WDR-Lokalzeit in Gerlingen informiert und geschrieben: „Der WDR rät, mit vielen Leuten vertreten zu sein, um der Sache größeren Nachdruck zu verleihen und zu signalisieren, dass die breite Mehrheit gegen das Projekt ist.“
  • In Kommentaren zu diesem Beitrag hatte es Kritik gegeben, dass der WDR nicht neutral handle, wenn er gezielt die Gegner des Amazon-Projekts zum Erscheinen am Drehort aufrufe.
  • Im WDR-Beitrag heißt es: „Während unserer Dreharbeiten kamen spontan viele Anwohner, um ihren Unmut auszudrücken.“
  • Thorsten Scheen (Fraktionsvorsitzender UWG) sprach das Thema in der digitalen Sitzung an: „Mir wurde versichert, dass ein Sender dazu aufgerufen hat, in Gerlingen mit möglichst zahlreichen Bürgern zu erscheinen. Dass ein öffentlich-rechtlicher Sender dazu in Zeiten von Corona aufruft, finde ich irritierend.“
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