Nachtruhe verkürzt: Eichhagener dürfen länger Dorffest feiern

Spätabendlicher Lärm sorgte für Riss im Dorf


 von Symbol Matthias Clever
© Symbol Matthias Clever

Olpe/Eichhagen. Das alljährliche Dorffest wird im kleinen Ort Eichhagen seit mehr als 40 Jahren gefeiert und ist so etwas wie eine Institution. Doch in den vergangenen Jahren gab es Dissonanzen. Denn eine Anlieger-Familie störte sich am spätabendlichen Lärm durch das Fest an und in den Dorfgaragen. Sie pocht darauf, dass um 22 Uhr Schluss sein müsse mit lauter Musik.


Das wollte der ausrichtende Bürgerverein Eichhagen-Stade nicht hinnehmen. Viele Gespräche fanden in der Vergangenheit statt, doch zu einer Einigung kam es nicht. Zwar speckte der Bürgerverein sein Veranstaltungsprogramm in den Dorfgaragen ab, doch das reichte der Anwohnerfamilie nicht.

Sein Dorffest wollte sich der Bürgerverein aber nicht reglementieren lassen. Deshalb beantragte er eine Ausnahme von den Regelungen des Landes-Immissionsschutzgesetzes. Das sieht vor, dass von 22 bis 6 Uhr Nachtruhe herrscht und in dieser Zeit Musik nicht laut abgespielt bzw. vorgetragen werden darf.
An zwei Tagen zwei Stunden länger
Der Bürgerverein beantragte, dass diese Regel für das Dorffest-Wochenende außer Kraft gesetzt wird und am betreffenden Freitag und Samstag Musik bis Mitternacht in Festlautstärke dargeboten werden darf.

Solche Ausnahmen von der Nachtruhe sind durchaus möglich und üblich – zum Beispiel bei allen Schützenfesten im Olper Stadtgebiet. Da Eichhagen keinen Schützenverein hat und stattdessen das Dorffest der traditionelle Höhepunkt im Jahr ist, befürwortete auch die Stadtverwaltung den Antrag auf Verkürzung der Nachtruhe. Entscheiden musste am Mittwochnachmittag, 3. Juli, die Stadtverordnetenversammlung.
50 Zuhörer aus Eichhagen
Und das tat sie vor ungewohnt großer Kulisse, denn an die 50 Einwohner von Eichhagen verfolgten die Beratung. Nach kurzer Zeit konnten die Zuhörer zufrieden den Ratssaal verlassen, denn einstimmig (bei einer Enthaltung) wurde ihr Ansinnen befürwortet. „Die Lärmbelästigung bis 0 Uhr ist absolut hinnehmbar und tragbar“, fand CDU-Fraktionsvorsitzender Carsten Sieg. Für Fehler der Vergangenheit könne man „nicht ein ganzes Dorf in Mithaft nehmen“.

„Wenn solche Feste nicht mehr stattfinden, geht eine wichtige Grundlage der Dorfgemeinschaft verloren“, fand auch Martin Moseler (FDP). „Ein Dorffest soll ein Fest einen. Das hat in Eichhagen funktioniert – und ich hoffe, dass es auch künftig funktioniert“, appellierte Volker Reichel (SPD) an beide Seiten. Michael Wrede (CDU) pflichtete bei: „Ich hoffe, dass der Riss im Dorf schnell gekittet werden kann.“
Artikel teilen: