Milchviehhalter fordern in Olpe Umsteuern der Agrarmarktpolitik

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Olpe. Auch Milchviehhalter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) beteiligen sich seit einigen Wochen an den Traktor-Demonstrationen, die an vielen Stellen in ganz Deutschland stattfinden. Denn auch wenn die Landwirte durchaus differenzierte Positionen zum Agrarpaket vertreten, eint die Bewegung die Auffassung, dass es ein „Weiter so wie bisher“ auf keinen Fall geben darf, so das Fazit eines Treffens in Olpe.


Bei den Milchviehhaltern ist die wirtschaftliche Situation angesichts von Milchpreisen, die seit Monaten kaum über 30 Cent pro Kilogramm  Milch und damit deutlich über 10 Cent unter Kostendeckung liegen, seit langem äußerst angespannt. Gleichzeitig ist die Arbeitsbelastung auf den Milchviehbetrieben extrem hoch. Viele Betriebe sind bereits an ihrer Leistungsgrenze.

Das schränkt den Handlungsspielraum schon lange so ein, dass die Betriebe quasi im Notbetrieb laufen. Daher bringen weitere Auflagen und Verordnungen mit Mehrbelastungen in finanzieller und zeitlicher Hinsicht für die Betriebe das Fass zum Überlaufen.   

„Wir können das Agrarpaket nicht abgekoppelt von unserer wirtschaftlichen Situation sehen“, erklärt Michael Alterauge, Milchviehhalter im Landkreis Olpe, die Motivation der Bauern. „Insektenschutz ist ohne leistungsfähige Betriebe, die auch mal fünf gerade sein lassen können, wenn es etwa um die Bewirtschaftung von weniger produktiven Teilflächen geht, unmöglich. Wir erwarten von der Politik, dass sie dies wahrnimmt.“
Michael Alterauge fordert, bei der Ursache anzusetzen
Für die Milchviehhalter des BDM kommt bisher der Aspekt, dass es für notwendige Veränderungen im Sinne von Klima-, Arten- und Umweltschutz mehr als Ordnungsrecht und Anreizsysteme braucht, in der Diskussion viel zu kurz. „Große Aufgaben brauchen Mut und ein grundsätzlicheres Umsteuern, das schon bei der Ursache der Probleme ansetzt: der Ausrichtung der Agrarpolitik auf immer billigere Lebensmittel, um eine weltweite Wettbewerbsfähigkeit der Ernährungsindustrie zu gewährleisten“, erklärt Michael Alterauge.

„Die Gesellschaft und wir Bauern bleiben auf den Folgen dieser Agrarpolitik sitzen. Frust entsteht bei uns dadurch, dass ein grundsätzliches Umsteuern zwar regelmäßig als notwendig erkannt, aber trotzdem immer wieder auf die lange Bank geschoben wird. Stattdessen regelt man kleinteilig über weitere Auflagen und Verordnungen und gibt Geld für weitere Maßnahmen, die nur an den Symptomen und Fehlstellungen einer verfehlten Agrarmarktpolitik herumdoktern.“

Verkauft werde das als Lösung, ohne ausreichend zu berücksichtigen, dass weitere Auflagen den finanziellen und zeitlichen Aufwand der Bauern erhöhten und damit den Preis- und Effizienzdruck weiter verstärken. Gleichzeitig verfestige sich die öffentliche Wahrnehmung der Landwirte als unbelehrbare Almosenempfänger.
Milchviehhalter wollen eindeutiges politisches Bekenntnis
„Wir erwarten von unseren Landesregierungen und der Bundespolitik ein eindeutiges Bekenntnis, sich dafür einzusetzen, in den Debatten um die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik vor allem auf ein Umsteuern in der Agrarmarktpolitik zu drängen. Wir sind gerne bereit, Leistungen für Klima-, Arten- und Umweltschutz zu erbringen, müssen uns diese aber durch unser Wirtschaften auf unseren Höfen auch leisten können“, so Michael Alterauge.
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