Kostenexplosion bei Rathaus-Neubau

Entscheidung vorerst vertagt / Weiterer Beratungsbedarf


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In der Sondersitzung des Rates stellte Planer Dominik Geyer die Vor- und Nachteile der einzelnen Standorte vor und ging dabei auch auf die Ergebnisse der beiden Bürger-Workshops ein. von s: Rüdiger Kahlke
In der Sondersitzung des Rates stellte Planer Dominik Geyer die Vor- und Nachteile der einzelnen Standorte vor und ging dabei auch auf die Ergebnisse der beiden Bürger-Workshops ein. © s: Rüdiger Kahlke

18,7 Millionen Euro für ein neues Rathaus: Nachdem Bürgermeister Peter Weber in der Sondersitzung des Rates am Dienstagabend, 14. Juni, auf eine Kostenexplosion beim Neubau hingewiesen hatte, sahen die Stadtverordneten weiteren Beratungsbedarf. Die Entscheidung über Sanierung oder Neubau des Rathauses ist zunächst vertagt. Für die weitere Nutzung des Bereichs am Bahnhof und die Nachnutzung des Realschul-Areals sieht der Planer indes großes Potenzial für barrierefreies Wohnen.


Waren in den Bürgerworkshops noch Kosten zwischen 10,8 und 11,5 Millionen Euro für eine Sanierung oder den Neubau des Rathauses im Gespräch gewesen, geht das Beratungsbüro VBD nach Neuberechnungen inzwischen von 18,7 Millionen Euro Neubaukosten aus. Die Gründe dafür liegen in einem späteren Baubeginn, vermutlich erst 2021/22, und in verschärften Vorgaben der dann geltenden Energie-Einsparverordnung. Weber sorgte damit für den Knalleffekt in der Sondersitzung, die sich mit den Ergebnissen der beiden vorangegangenen Bürger-Workshops zur Standort-Auswahl beschäftigten sollte. Der Bürgermeister wies aber auch darauf hin, dass die neue Kostenschätzung eine Prognose sei, belastbare Zahlen fehlten noch. Zunächst sollen nun die Fraktionen und die Arbeitsgruppe Rathausneubau über das weitere Vorgehen beraten. Erst danach soll sich dann wieder der Rat mit dem Thema beschäftigen.
Planer: Nicht nur auf Kosten achten
In der Sondersitzung hatte zuvor Dominik Geyer vom Büro Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln die Ergebnisse der beiden Bürger-Workshops vorgestellt und deutlich gemacht, bei der Entscheidung nicht nur finanzielle Aspekte zu berücksichtigen. Es sei auch eine auf Jahrzehnte wirkende städtebauliche Weichenstellung. Trotz einiger messbarer Kriterien bleibe die Entscheidung über einen neuen Standort „in bestimmtem Maß" eine subjektive Entscheidung. Klar geworden sei, dass das derzeitige Rathaus eher eine Barriere als die gedachte „Krone der Stadt" sei.
Bei der Bewertung der Standorte sähen sowohl sein Büros als auch die Bürger-Workshops einen Neubau am Bahnhof vorne, gefolgt von einer Sanierung des Rathauses. Dabei solle das Bahnhofsgebäude in seiner Struktur erhalten bleiben. Mit einem Neubau-Beschluss gehe es auch darum, „Impulse zu setzen für die Stadtentwicklung". Sollte das Rathaus bleiben, so Geyer, „müssen wir drumrum was machen."
Nachnutzung: große Chancen für barrierefreies Wohnen
In der anschließenden Diskussion wurden Befürchtungen laut, eine Verlagerung des Einzelhandels in Richtung Bahnhof mit neuem Rathaus könnte den Handel in der Innenstadt schwächen. Dominik Geyer sah hier Steuerungsmöglichkeiten der Stadt. Wenn es gelinge, eine gute Verbindung zwischen beiden Zentren herzustellen, würden alle profitieren. Zustimmung erhielt Geyer in der Diskussion , sich nicht nur auf das Gebäude zu beschränken, sondern auch die städtebauliche Entwicklungspotenziale im Auge zu behalten. Angesprochen wurden auch Nachnutzungsmöglichkeiten für das Realschul-Gelände und den Bereich um den Bahnhof. Der Planer machte hier große Chancen für stadtnahes, barrierefreies Wohnen aus. Dieser Bedarf werde enorm steigen. „Das wird weggekauft oder gemietet, bevor der Bauantrag gestellt ist", sieht Geyer keine Probleme für diese Areale, die eine „gute Adresse" seien.
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