IHK-Umfrage: 70 Prozent für Rathaus-Neubau in Olpe


  • Olpe, 14.03.2017
  • Von Sven Prillwitz
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Die Zukunft des Olper Rathauses bleibt ein heiß diskutiertes Thema. von Volker Lübke
Die Zukunft des Olper Rathauses bleibt ein heiß diskutiertes Thema. © Volker Lübke

Olpe. 70 Prozent der Händler, Gastronomen und Dienstleister mit Geschäftssitz in Olpe sprechen sich für einen Rathaus-Neubau aus – und für eine damit verbundene städtebauliche Neugestaltung des Umfelds. Das geht aus einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer Siegen zur umstrittenen Zukunft des Verwaltungsgebäudes hervor.


„Unser Ziel bestand darin, die Meinung vor allem derjenigen Unternehmen zu artikulieren, die mit besonderem Interesse dem Ausgang des Bürgerentscheids entgegensehen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener am Dienstag, 14. März, bei der Vorstellung der Ergebnisse. Das sei mehr als gelungen: 261 von 1300 Unternehmen hatten den Fragebogen bis Montagnachmittag ausgefüllt zurückgeschickt. Das entspricht einer Quote von rund 20 Prozent. Eine „erstaunlich hohe“ Beteiligung für eine IHK-Umfrage, in der es nicht um Konjunkturthemen geht, so Gräbener.

Dass 70 Prozent der Befragten für den Rathaus-Abriss sind, sei ein eindeutiges Ergebnis. „Offenbar sieht die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen insbesondere dann die Chance einer kompletten städtebaulichen Runderneuerung, wenn das bestehende Rathaus weicht“, sagte Gräbener. Eine entscheidende Rolle spielt dabei scheinbar der Bereich Rathaus, Bahnhof und Vorstaubecken: 60,2 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass eine Attraktivierung des Bahnhofsareals zu einer Aufwertung der gesamten Innenstadt führen wird. Jeder Zweite sieht in dieser Lösung zudem eine optimale Verbindungsmöglichkeit zwischen Bahnhof, Oberstadt und Martinstraße (weitere Umfrageergebnisse siehe Infokasten).
Kosten spielen für alle eine wesentliche Rolle
Die 30 Prozent der befragten Unternehmen, die für eine Sanierung des bestehenden Verwaltungsgebäudes an der Franziskanerstraße sind, bezeichnete Gräbener als „starke Minderheit“ mit ebenfalls guten Argumenten. Grundsätzlich sei eine Neugestaltung des Rathausumfelds auch mit der Option Sanierung möglich – aber eben nicht umfassend. „Das bestehende Gebäude steht schließlich genau in der Verbindungslinie zwischen dem Bahnhofsareal und der Martinstraße sowie der Oberstadt“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer.
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Eine entscheidende Rolle bei der Umfrage hätten die Kosten gespielt – und zwar sowohl auf Kosten der Neubau-Befürworter als auch der –Gegner. Beide Seiten hätten sich „mehr Kostenbewusstsein und auch größere Transparenz“ gewünscht, sagte Gräbener. 25 Prozent der Befragten hätten den Neubau allein deswegen abgelehnt, weil sie die prognostizierten Kosten von rund 18 Millionen Euro als zu hoch empfinden. Gleichzeitig hätten 38 Prozent der befragten Unternehmen beklagt, dass die Sanierungskosten „schwer kalkulierbar“ seien. Darüber hinaus sei eine „Verschlankung“ des Rathauses mehrfach gefordert worden, so Gräbener weiter – auch mit der Überlegung, ob eine Zusammenlegung der Rathäuser für Olpe, Drolshagen und Wenden langfristig sinnvoll sein könnte.
Gräbener weist Vorwurf einer gesteuerten Umfrage zurück
Dass an der Umfrage der IHK in den vergangenen Tagen Kritik laut geworden war, sei „angesichts der sehr emotional geführten kommunalpolitischen Debatte“ zu erwarten gewesen, sagte Gräbener. Den Vorwurf einer gesteuerten Umfrage allerdings wies der IHK-Hauptgeschäftsführer entschieden zurück. „Den an der Befragung teilnehmenden Händlern, Gastronomen und Dienstleistern zu unterstellen, sie ließen sich von einer IHK wie eine Herde Lemminge dirigieren, sagt vor allem etwas über die Geisteshaltung der Umfragekritiker aus und ignoriert zudem, dass sich Unternehmer dann zu Wort melden, wenn ihre Interessen berührt sind“, sagte Gräbener. Die Einwände seien mitunter „bizarr“ gewesen.

Außerdem stellte er klar, dass die IHK sowohl Bürgermeister Weber als auch das Stadtmarketing „Olpe Aktiv“ über die Umfrage in Kenntnis gesetzt, nicht aber – wie behauptet – in deren Auftrag gehandelt habe. Ein weiterer Vorwurf: die Nichtberücksichtigung der Industrie in der Umfrage. Diese Entscheidung erläuterte Gräbener damit, dass industrielle Betriebe höchstens mittelbar betroffen seien von der Rathaus-Zukunft.
Weitere Ergebnisse der Umfrage

  • 76,5 Prozent der Befragten sehen den Bürgerentscheid als relevant an für die wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt. Jeder Dritte sieht das als „bedeutend“ für den eigenen Betrieb an.
  • 39,1 Prozent stimmen der Aussage zu, dass das bestehende Rathausgebäude eher nicht zu einem modernen Stadtbild passt und dem Image der Stadt eher schadet.
  • 4,6 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass das aktuelle Rathaus das Stadtbild prägt.
  • Für jeden vierten Befragten ist eine vollkommen barrierefreie Gestaltung des Rathauses nur durch einen Neubau möglich.
  • Ein weiterer Beleg dafür, dass das heiß diskutierte Thema Rathaus auch den Händlern, Gastronomen und Dienstleistern unter den Nägeln brennt: Sehr viele Befragte hätten nicht nur vorgegebene Antwortmöglichkeiten angekreuzt, sondern ihre Argumente auch selbstständig formuliert, erklärte Stephan Jäger, IHK-Referatsleiter Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik.
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