Großprojekt: Städtisches Gymnasium Olpe will „Internationale Schule“ werden

„Strahlkraft“ für ganz Südwestfalen


  • Olpe, 19.06.2018
  • Von Sven Prillwitz
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Olpe. Das Städtische Gymnasium Olpe (SGO) will sich als „Internationale Schule“ anerkennen lassen. Kooperationspartner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik haben am Dienstag, 19. Juli, das Konzept für das Projekt vorgestellt, von dem ganz Südwestfalen profitieren soll – und zwar schon bald. Langfristig und in mehrfacher Hinsicht.


Die Aufbruchstimmung, der gemeinsam verbreitete Optimismus und die Zufriedenheit waren förmlich mit Händen zu greifen im Olper Rathaus. Superlative machten die Runde. Von einem „Sahnehäubchen“ und „Leuchtturm“ für die Region sprach etwa Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen. Olpes Bürgermeister Peter Weber und Landrat Frank Beckehoff betonten die „große Strahlkraft“ des Projekts, mit dem Südwestfalen im Wettbewerb mit Großstädten bestehen könne. Und Holger Köster, Schulleiter des SGO, betonte, „sofort Feuer und Flamme“ gewesen zu sein.
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Am Städtischen Gymnasium soll ein Zweig nach dem Prinzip der „Internationalen Schule“ eingerichtet werden. Das bedeutet: mehr bilingualer Unterricht, also in deutscher und verstärkt englischer Sprache, orientiert an international gültigen Standards. Nach aktuellen pädagogischen Konzepten, die auf eine stärkere Individualisierung des Lernens und topaktuelle Medien setzen. Hierfür soll am SGO ein sogenanntes „House of Learning“, ein neuer und moderner Lernort, geschaffen werden.
International anerkannter Abschluss
Die „Internationale Schule“ soll Schülern auch eine gezieltere Vorbereitung auf Berufswelt, Studium und Digitalisierung ermöglichen – durch Kooperationen mit Unternehmen und der Universität Siegen. Außerdem sollen Schüler am SGO in der Oberstufe auf freiwilliger Basis das „International Baccalaureate“ (IB)-Diplom ablegen können, einen international anerkannten Schulabschluss, der in zahlreichen Ländern ohne weitere große Formalitäten die Berechtigung zur Aufnahme eines Universitätsstudiums darstellt.
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Die internationale Ausrichtung der Schule und die Kooperation mit Firmen und der Uni Siegen soll Südwestfalen als Bildungsstandort attraktiver machen – für Fach- und Führungskräfte und deren Familien. Egal, ob aus Südwestfalen, Deutschland oder dem Ausland. Verpflichtet ein Unternehmen beispielsweise einen neuen Geschäftsführer aus den USA, könne dieser nach Südwestfalen ziehen und seine Kinder in Olpe unterrichten lassen. Bislang gibt es „Internationale Schulen“ in der Umgebung nur in Großstädten wie Bonn, Dortmund, Köln und Frankfurt am Main.
Mehr Lebensqualität, mehr Bevölkerung?
Von diesem Projekt könne ganz Südwestfalen „nicht nur strukturell, sondern auch bevölkerungsmäßig“ profitieren. Zudem gewinne die Region dadurch mittel- und langfristig an Lebensqualität, sagte Prof. Dr. Holger Burckhart, Rektor der Universität Siegen. Mit dem Vorhaben ließen sich „Regionalbewusstsein und internationale Ansprüche“ kombinieren.
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Ganz wichtig dabei: Das Städtische Gymnasium bleibt eine öffentliche Schule und die Stadt der Schulträger. Der Zweig „Internationale Schule“ ist kostenlos und frei wählbar und soll voraussichtlich pro Schuljahr als zusätzliche, also eigene Klasse angeboten werden – zusätzlich zum derzeit bestehenden schulischen Angebot. „Es kommt nichts weg, sondern etwas hinzu“, versicherten Uni-Rektor Burckhart und SGO-Chef Holger Köster.
Firmen fördern Projekt mit 2,5 Millionen Euro
Die Idee sei in der Wirtschaft entstanden, erklärte IHK-Präsident Felix G. Hensel, und mit mehreren Unternehmen, der IHK, Vertretern der Kreise Olpe und Siegen-Wittgenstein sowie der Uni Siegen entwickelt worden. Binnen eines halben Jahres seien ein Anforderungsprofil erstellt, mit dem SGO die passende Schule gefunden und ein Konzept erstellt worden. 
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Und nicht nur das: Innerhalb von vier Wochen hätten 15 Unternehmen für die kommenden zehn Jahre eine Förderung von insgesamt 2,5 Millionen Euro für das Projekt zugesagt. Ein Beleg für die Attraktivität und Notwendigkeit des Projekts – und ein „Alleinstellungsmerkmal allererster Kategorie“, ergänzte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener.
Noch einige „Hausaufgaben“ zu erledigen
Frühestens in zwei, spätestens in vier Jahren soll am Städtischen Gymnasium Olpe die erste „Internationale Schule“-Klasse eines Jahrgangs gebildet werden. Bis dahin müssen alle Beteiligten allerdings noch diverse Herausforderungen bewältigen. Es braucht noch die Zustimmung der Schulkonferenz und des NRW-Ministeriums. Qualifiziertes zusätzliches Lehrpersonal und einen genauen Lehrplan.

Dazu kommen bauliche Veränderungen und Erweiterungen am Gymnasium. Und ein Konzept für die Finanzierung der laufenden Kosten, die die „Internationale Schule“ verursacht, möglicherweise auch durch Fördermittel aus Programmen wie der „Regionale 2025“. Viel zu tun. Oder mit den passenden Worten von Bürgermeister Peter Weber: „Wir haben noch einige Hausaufgaben zu erledigen.“ Der Begeisterung aller Beteiligten tat das aber keinen Abbruch.
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