Borkenkäfer-Plage lässt Waldbauern verzweifeln – Umweltministerin informiert sich in Olpe

Doppelt so viel Schadholz wie nach „Kyrill“


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Ministerin Ursula Heinen-Esser (Mitte) im Kreis von Waldbauern und den Abgeordneten Jochen Ritter (links) und Matthias Heider (rechts). von Wolfgang Schneider
Ministerin Ursula Heinen-Esser (Mitte) im Kreis von Waldbauern und den Abgeordneten Jochen Ritter (links) und Matthias Heider (rechts). © Wolfgang Schneider

Kirchesohl/Kreis Olpe. Den heimischen Wäldern geht es schlecht – und damit auch den privaten Waldbesitzern. Mehrere Stürme, zwei Dürresommer in Folge und vor allem der massive Borkenkäfer-Befall haben deutliche Spuren hinterlassen. Das wurde am Montagnachmittag, 13. Juli, beim Treffen von Waldbauern mit CDU-MdB Matthias Heider und NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser in einem Waldstück bei Olpe-Kirchesohl deutlich.


„Die Borkenkäfer-Kalamität ist eine Katastrophe und das Schlimmste, was uns in den letzten Jahrzehnten ereilt hat“, leitete Heider ins Thema ein. Ministerin Heinen-Esser pflichtete bei: „Der Wald ist in einer sehr großen Krise. Bis zum Jahresende wird es 34 Millionen Kubikmeter Schadholz geben.“ Zum Vergleich: Das ist mehr als doppelt so viel wie nach dem verheerenden Orkan „Kyrill“.

Die Ministerin, die sich als sehr gut vorbereitet und fachlich versiert erwies, sieht vor allem zwei Probleme: das Schadholz zügig aus den Wäldern zu bekommen und die Wiederaufforstung voranzutreiben.
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Heinen-Esser verwies darauf, dass das Land NRW im Rahmen seines Konjunkturprogramms 28 Millionen Euro für die Waldbesitzern bereitstelle. Aus der Bundesförderung von insgesamt einer halben Milliarde Euro rechnet sie mit 100 bis 125 Millionen Euro, die nach NRW fließen.

„Wir wären froh, wenn wir in den Genuss von Fördermitteln kämen, aber da gibt es hohe Hürden und ellenlange Anträge“, berichtete Michael Bieke (Bonzel), der Bezirksvorsitzende des Waldbauernverbandes. Er bat die Ministerin um ein unbürokratisches und einfaches Antragsverfahren. Die CDU-Politikerin machte ihm wenig Hoffnung: „Es handelt sich bei den Fördermitteln um Steuergelder. Es muss gewährleistet sein, dass die da ankommen, wo sie sollen. Deshalb kann ich Ihnen Anträge nicht ersparen.“
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Die Gleichstellung von Privat- und Staatswald forderte Ferdinand Funke (Serkenrode) als Landesvorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung. Viele Privatwaldbesitzer fühlten sich von den hoheitlichen Förstern des Landesbetriebs bevormundet. Die Benachteiligung von Forstbetriebsgemeinschaften müsse endlich aufhören, so Funke. „Schildern Sie das an konkreten Beispielen und lassen mir das schriftlich zukommen“, entgegnete die Ministerin.

„Wir arbeiten Tag und Nacht an der Schadholzaufarbeitung. Beim Borkenkäfer haben wir alle Stadien von der weißen Larve bis zum flugfähigen Käfer. Wir reden nicht von Millionen-, sondern von Milliardenschäden“, schilderte Ludger Mester (Privatwald Walter Viegener), wie dramatisch die Situation in den Wäldern ist.
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Angesichts der Dimensionen der Borkenkäfer-Plage seien 30.000 Euro Höchstförderung je Waldbesitzer ein Desaster. Mester: „Ich habe Angst, dass manche Waldbesitzer resignieren und nicht mehr aufforsten.“ Er forderte mehr staatlich finanzierte Lagerkapazitäten, um die enormen Holzmengen, die durch den Borkenkäfer oder bei noch zu erwartenden Stürmen anfallen, zwischenzulagern.

„Der Staat kann nicht jeden Schaden zu 100 Prozent ausgleichen. Das geht auch bei Corona nicht, denn das kann der Staat einfach nicht leisten“, warb Ursula Heinen-Esser um Verständnis. Vielmehr gehe es darum, wie man die Fördermittel am sinnvollsten einsetze. Sie hält die Begrenzung der Förderung für richtig, „weil sonst die großen Waldbesitzer alles abgreifen“.
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Michael Richard, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, warb darum, Schadholz-Waldflächen in bestimmten Fällen in landwirtschaftliche Flächen umzuwandeln. Dies sei bisher kaum möglich, mache aber gerade im besonders waldreichen Kreis Olpe Sinn.

„Das nehmen wir mit und prüfen es“, versprach die Ministerin. Sie berichtete, dass im Ministerium derzeit auch darüber nachgedacht werde, die Errichtung von Windkraftanlagen auf Kalamitätsflächen zu erleichtern, um Waldbesitzern zu helfen.
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