Stefan Hundt: „Es ist ein guter Zeitpunkt, um zu gehen“

Abschieds-Interview mit Lennestadts Bürgermeister


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Abschied nach elf Jahren als Bürgermeister: In seinem letzten Interview mit LokalPlus blickte Stefan Hundt noch einmal zurück. von Nils Dinkel
Abschied nach elf Jahren als Bürgermeister: In seinem letzten Interview mit LokalPlus blickte Stefan Hundt noch einmal zurück. © Nils Dinkel

Lennestadt. Nach elf Jahren als Bürgermeister, davor fast acht Jahre Jahre als Beigeordneter und Vertreter an der Seite seines Vorgängers Alfons Heimes, verlässt Stefan Hundt zum 31. Oktober die politische Bühne Lennestadts. Seinem Nachfolger Tobias Puspas hinterlässt er, so ist sich Hundt (62) sicher, ein gut bestelltes Feld. Und betont im Abschieds-Interview mit LokalPlus: „Hier hat man mit vielen tollen Menschen zu tun.“


Herr Hundt, Sie sind seit elf Jahren Bürgermeister in Lennestadt – warum hören Sie jetzt auf?

Aus einer Summe von Gründen. Doch zwei Gespräche mit guten Wegbegleitern in den vergangenen Jahren haben auch viel zu der Entscheidung beigetragen. Einer sagte vor Jahren zu mir: „Du hast viel gearbeitet, Stefan, gönn dir jetzt diese nächste Phase für deine Familie und dich.“

Und der Zweite sagte, auch schon vor einiger Zeit: „Du darfst bei der Entscheidung nicht den Moment sehen, sondern die Zukunft: Willst du diese Arbeit noch mit 65, 66 und 67 Jahren machen?“ Diese Hinweise kamen von Menschen, die es gut mit mir meinten. Ich bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass ich dieses Amt mit 67 nicht mehr innehaben möchte. Es ist ein guter Zeitpunkt zu gehen: Das Feld ist gut bestellt und in der Entwicklung politischer Entscheidungen sind wir gut unterwegs. Der Übergabezeitpunkt passt: Mein Nachfolger kann auf ein solides Fundament auftreten und ich kann das Haus geordnet übergeben.
 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel
Ein Abschied, der von Corona überschattet wird – sogar die geplante Abschiedsfeier darf nicht wie geplant und gewünscht stattfinden. Belastet Sie diese Entwicklung?

Nein. Sie belastet mich nicht. Wir haben im Leben immer unterschiedliche Rahmenbedingungen. Die Gesellschaft muss sich dem Jetzt stellen. Die Welt geht nicht davon unter, wenn man wegen Corona keine Abschiedsfete feiern kann.

Beschreiben Sie das Bild, dass Sie bei dem Wort „Lennestadt“ im Kopf haben!

Eine fantastische Gesellschaft in einer fantastischen Landschaft.

An welches Ereignis in Ihren Jahren in Lennestadt erinnern Sie sich besonders gern?

Ein Highlight war auf jeden Fall das Stadtjubiläum 2019: der Festakt vor dem Rathaus, 1000 Jahre Kirchveischede... Das war ein tolles Jahr der Gemeinschaft: Die Feierlichkeiten waren nicht auf einen Ort spezialisiert, immer waren überall alle dabei.
 von Marius Albert
© Marius Albert
Eine ganz, ganz wichtige Ratsentscheidung und ein großer Erfolg war die Lenneschiene und ganz speziell im Zusammenhang damit das TalVital. Und positiv in den vergangenen Jahren war die Steigerung der Kaufkraftbindung auf über 100 Prozent, was wir nicht zuletzt dem guten Zusammenspiel von Gewerbe, Politik und Marketing zu verdanken haben.

Und woran denken Sie nur ungern zurück?

Zwei Dinge haben mir unglaublich weh getan, beide aus der Forstwirtschaft: Kyrill und die Käfer. In der Öffentlichkeit bekommt man ja oft nicht mit, welche menschlichen Schicksale damit verbunden sind. Bei Kyrill 2007 war ich noch Beigeordneter und Bürgermeister Alfons Heimes war gerade im Urlaub. Er konnte gar nicht glauben, was ich ihm erzählte – und ich selbst habe auch erst später realisiert, was in dieser Nacht passiert ist.

Bewegt haben mich auch die Einzelschicksale der Corona-Pandemie. Und natürlich denke ich nicht gerne an die Wirtschaftskrise zurück….
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Stefan Hundt: „Es ist ein guter Zeitpunkt, um zu gehen“
Welche Persönlichkeiten haben Sie in Lennestadt besonders beeindruckt?

Es gibt so viele tolle Menschen in Lennestadt mit vorbildlicher sozialer Einstellung. Menschen, die sich ganz still in die Gesellschaft einbringen. Wenn ich Namen nennen sollte, fällt mir zum Beispiel der Künstler Sami Gebremariam ein: Ein Asyslbewerber, der sich fantastisch in die Gesellschaft einbringt, egal ob mit seiner Tätigkeit für die Sekundarschule oder in der bildenen Kunst.

Besonders beeindruckt haben mich außerdem immer die Arbeit und das Wirken des ehemaligen Kreisheimatpflegers Günther Becker.

Was macht Stefan Hundt, wenn er nach Jahrzehnten in der Politik dieser den Rücken kehrt?

Ich möchte mich wieder auch im weiteren Sinne – nicht nur zum Honig schöpfen - der Imkerei widmen. Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Und mal wieder richtig backen, das habe ich von meiner Mutter gelernt. 

Es geht immer weiter, auch für mich jetzt: Ich werde jetzt nicht gedanken- und ziellos herumlaufen, sondern mich  in einen neuen Lebensabschnitt einbringen.
Es bleibt noch viel zu tun...
Die Modernisierung der Höfe, ein neugestalteter Marktplatz, die Umgestaltung des Haldengartens, das TalVital – um  nur einige markante Eckpunkte Ihrer Bürgermeister-Zeit zu nennen. Womit kann Ihr Nachfolger noch glänzen?

Da gibt es genug Themen. Themen der Zukunft, in denen wir schon drin sind und die in den nächsten Jahren weiter entwickelt werden. Wir sind im Moment in einem fließenden Prozess: bei der ärztlichen Versorgung, Mobilität, Einzelhandel, Wohnen – die Themen sind eng miteinander verknüpft und lassen sich nicht voneinander trennen. Da machen wir für die Zukunft einen komplett neuen Aufschlag, da wird sich die Gesellschaft umgewöhnen. Ebenso beim Stichwort Leerstände: Man wird sich über eine neue Strukturierung der Gebäudenutzung unterhalten müssen. Die städtebauliche Entwicklung von Altenhundem, Meggen und Grevenbrück werden ebenso Themen sein wie die Digitalisierung.

Das sind die Entwicklungen in Lennestadt. Der neue Bürgermeister hat einen wunderschöenen Entwicklungsprozess vor sich. Das ist ein schöner Wandel, der da stattfindet. Der Rat der Stadt Lennestadt hat seine Hausaufgaben gemacht.

Ein letzter Satz für unsere Leser als Bürgermeister von Lennestadt?

Glück auf zusammen.
Kurz gefragt
Was mag Stefan Hundt? Currywurst oder Delikatesse? Süßes oder Saures? Zehn schnelle Fragen und Antworten in 37 Sekunden hört ihr hier (Audio läuft unter Windows und Android, leider nicht unter iOS):

 



Zur Person:
  • Stefan Hundt wurde 1958 in Drolshagen geboren.
  • 1976 trat er in die Junge Union ein.
  • 1978 machte er sein Abitur am Städtischen Gymnasium in Olpe.
  • Ein Studium schloss er 1983 als Diplom-Verwaltungswirt (FH) ab, im selben Jahr wurde er Mitglied der CDU.
  • Bis 2002 war er Leiter des Stadtbauamtes seiner Geburtsstadt Drolshagen.
  • Dann wechselte er nach Lennestadt, wo er Beigeordneter war sowie Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters Alfons Heimes. Gleichzeitig wurde er Geschäftsführer des Stadtmarketing Lennestadt e.V. und zusätzlich seit 2005 der Lennestädter Liegenschaftsverwaltung und Stadtservice GmbH.
  • Nachdem Bürgermeister Alfons Heimes nach zwölf Jahren im Amt 2009 in den Ruhestand ging, wurde Stefan Hundt als CDU-Kandidat bei der Bürgermeisterwahl 2009 mit 72,9 Prozent der gültigen Stimmen im ersten Wahlgang gewählt.
  • Mit 67,9 Prozent der gültigen Stimmen wurde er 2014 wiedergewählt.
  • Stefan Hundt ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.
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