Realschule, Gewerbegebiete, Umwelt: Diskussion am Gymnasium Maria Königin

Bürgermeister-Kandidaten stellen sich Lennestädter Themen


In der Turnhalle des Gymnasiums stellten sich die vier Kandidaten - coronabedingt mit Masken und auf Abstand - der Diskussion und den Fragen der Schüler. von Kerstin Sauer
In der Turnhalle des Gymnasiums stellten sich die vier Kandidaten - coronabedingt mit Masken und auf Abstand - der Diskussion und den Fragen der Schüler. © Kerstin Sauer

Lennestadt. Der eine setzt auf Teamarbeit, der Zweite hat ein offenes Ohr für die Jugend, der Dritte hat den Klimawandel auf allen Ebenen im Blick und der Vierte lässt auch die globalen Probleme nicht außer Acht: Vielfältig wie ihre Themen haben sich die Bürgermeisterkandidaten der Lennestadt bei der Podiumsdiskussion am Gymnasium Maria Königin am Montag, 24. August, gezeigt.


Während sich Kerstin Bauer (UWG) krankheitsbedingt abmelden musste, stellten sich Tobias Puspas (CDU), Sebastian Sonntag (SPD), Dr. Gregor Kaiser (Grüne) und Engelbert Prevorcic (Linke) in der Turnhalle den Fragen der Oberstufenschüler. Und nutzten die Chance, zu vorgegebenen Themen ihre Standpunkte zu äußern – und zwar sehr ausführlich, so dass letztlich zwei der vier geplanten Themengebiete nur kurz angeschnitten werden konnten.

Hier ein kurzer Überblick:
Bildung
Einheitliche Systeme und digitale Medien für alle Schüler – das wünscht sich Sebastian Sonntag. Gerade das Homeschooling der vergangenen Monate habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass alle Schüler Zugang zu den Plattformen der Schulen hätten. Gleichzeitig möchte Sonntag das Gymnasium Maria Königin auch weiterhin mit einem finanziellen Zuschuss unterstützen: „Das MK macht gute Arbeit“, ist sich der 28-Jährige sicher. Gerne würde er die Zusammenarbeit der beiden Lennestädter Gymnasien vertiefen. Die Realschule in Grevenbrück möchte der Kandidat der SPD zweizügig parallel zur Sekundarschule erhalten.
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Bildungsgerechtigkeit – darauf legt Dr. Gregor Kaiser einen Fokus. Stichwort Inklusion: „Alle Schüler haben die gleichen Chancen zum Miteinanderlernen verdient.“ Zweiter zentraler Punkt ist für den Kandidat der Grünen, die Sekundarschule zu stärken: „Die Lennestädter Schulpolitik war in den letzten Jahren etwas sprunghaft: Erst sollte die Realschule in Grevenbrück geschlossen werden, dann hat sie neuen Schwung erhalten – zum Nachteil der Sekundarschule, denn die Schüler, die nach Grevenbrück gehen, fehlen im Konzept der Sekundarschule.“
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„Die Schule muss aus Schülern Menschen machen, die selber denken“, forderte Engelbert Prevorcic. Geld, um es in die Bildung zu investieren, sei in diesem Land da – es werde nur an den falschen Stellen eingesetzt. Als Schulform favorisiert der Kandidat der Linken das Gesamtschul-Modell: „Warum teilt man Menschen in verschiedene Gruppen ein?“, fragte er und verwies auf das gemeinsame Lernen und ein einheitliches Bildungssystem.
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Für ein hingegen vielfältiges Schulsystem setzt sich Tobias Puspas ein: angefangen von der Grundschul-Landschaft bis hin zur Erwachsenenbildung der VHS. Auch für die Sekundarschule wolle er sich stark machen, sieht aber auch klare Vorteile im Fortbestand der Realschule: „Es wäre fatal, wenn wir in Grevenbrück einen Schulstandort dieser Größe verlieren.“ Jede Schule habe erstmal ihre Daseinsberechtigung, und die Realschule „funktioniert sehr gut“. Zukünftig müsse man sich aber die Entwicklung in Grevenbrück genau ansehen und immer wieder neu bewerten: „Es ist nicht alles in Stein gemeißelt.“
Wirtschaft und Finanzen
„Wir können nicht versuchen, immer weiter zu wachsen zu Lasten der Natur“, erteilte Dr. Gregor Kaiser der Schaffung von immer mehr neuen Gewerbegebieten eine klare Absage. Mit Blick auf beispielsweise das derzeitige Waldsterben betonte er: „Wir sehen die Problematik ganz klar hier vor Ort und können nicht so tun, als ginge es uns nichts an. Wir sind am Ende dessen, was wir nutzen können.“ Jetzt brauche es intelligente Konzepte, die einerseits die Wirtschaft unterstützen, auf der anderen Seite aber die Natur nicht außer Acht lassen.
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Auch Tobias Puspas forderte einen „vernünftigen Mittelweg zwischen Umweltschutz und Wirtschaftswachstum.“ Basis für das politische Agieren in einer Kommune sei ein vernünftiger, solider Haushalt. Und da trage nunmal die Gewerbesteuer massiv zu bei: „Sie sichert uns unsere Existenz. Daher müssen wir eine Entwicklung in der Wirtschaft zulassen und auch jungen Unternehmen Raum geben, um zu existieren.“

Dem stimmte Sebastian Sonntag zu: „Wir haben in Lennestadt ein gutes Bildungssystem und noch eine flächendeckende medizinische Versorgung.“ Um die Wirtschaft weiterhin auf soliden Füßen zu halten, „müssen wir halt auch mal in den sauren Apfel beißen und ein größeres Gewerbegebiet zulassen.“
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Doch ganz gleich, in welcher Form die Wirtschaft vorangetrieben wird – „ihr macht unsere Zukunft aus“, betonte Engelbert Prevorcic mit Blick auf die Schüler und hob den Wert von menschlicher Arbeit hervor.

Persönliche Einblicke in ihr Leben gaben die vier Kandidaten abschließend in der „Entweder… oder“-Runde oder beim Vollenden von vorgegebenen Satzanfängen. Damit gingen zwei informative Stunden für die Oberstufenschüler des Gymnasiums Maria Königin zu Ende – die einigen Schülern augenscheinlich die Richtung gewiesen haben: „Vorher war ich mir unsicher“, sagte eine 17-Jährige im Anschluss an die Veranstaltung, „jetzt weiß ich, wen ich wähle.“
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