Geburtshilfe des St. Josefs-Hospitals bleibt erhalten

Lennestadt bekommt Familienzentrum und neuen Kinderarzt


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Johannes Schmitz, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, (links) und Bürgermeister Stefan Hundt haben gemeinschaftlich eine Lösung gefunden. von Nils Dinkel
Johannes Schmitz, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, (links) und Bürgermeister Stefan Hundt haben gemeinschaftlich eine Lösung gefunden. © Nils Dinkel

Lennestadt. Aufatmen für die Lennestädter: Es geht weiter. Die Geburtshilfe im St. Josefs-Hospital in Altenhundem bleibt bestehen. Auch die Ärzte Jaroslaw Priebe und Josef Lapka bleiben. Das teilten Bürgermeister Stefan Hundt und Johannes Schmitz, Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen, am Dienstagabend, 14. November, bei einer Pressekonferenz mit. Für Lennestadt stehen jedenfalls große Pläne auf der Agenda.


Fest steht, dass die Geburtshilfe in Altenhundem bestehen bleibt. Neben Doktor Priebe und Doktor Lapka sollen künftig zwei neue Gynäkologen das Team der Geburtshilfe unterstützen. Seit Monaten herrschte allerdings Unwissenheit über die aktuelle Lage der Geburtenstation in Altenhundem. Dr. Josef Lapka und Jaroslaw Priebe hatten zum Ende des Jahres ihre Verträge als Belegärzte gekündigt. 

Einer der Hauptgründe für die Kündigung der zwei Gynäkologen seien laut Schmitz die steigenden Kosten der Versicherungspolicen gewesen, die jährlich bei rund 155.000 Euro liegen. Da diese Summe aber höher als der Verdienst sei, müssten die Ärzte drauf zahlen. Mit neuen Verträgen und Anstellungen über ein Medizinisches Versorgungzentrum (MVZ) werden diese Kosten nun seitens der Hospitalgesellschaft getragen.

Aber auch die Stadt Lennestadt bezuschusst das Vorhaben mit insgesamt 100.000 Euro im Haushalt 2018. 50.000 Euro davon sollen der Erbringung der Versicherungspolice dienen. Weitere 50.000 Euro sind für die Entwicklung des medizinischen Versorgungskonzeptes vorgesehen. „Die Strukturen sollen gefestigt werden“, sagte Hundt.
Geburtenrate bringt hohe Belastung
Ein weiterer Grund für die Kündigung der beiden Gynäkologen sei die hohe und steigende Geburtenrate gewesen. In diesem Jahr werden rund 500 Babys und damit circa 20 Prozent mehr Kinder geboren als noch im Jahr zuvor. Dies sei für Priebe und Lapka eine „hohe Belastung“ gewesen, erklärte Schmitz. Eine Geburtshilfe sei eben nicht planbar, da muss man fast alle zwei Nächte raus. Somit sei es sehr schwer Nachfolger zu finden.

Doch in Zusammenarbeit mit der Stadt Lennestadt wurden keine Mühen gespart: „Wir haben Fachärzte gefunden“, freute sich Johannes Schmitz. Geplant ist, neue Ärzte über das MVZ anzustellen, um so die Aufgaben auf mehrere Köpfe zu verteilen. Zwei neue Ärzte werden ebenfalls als Belegärzte eingebunden. „Wir wollen Qualität und stabile Strukturen“, sagte Schmitz. Mit insgesamt vier Ärzten soll so eine umfassende Hilfe geboten werden.
Zusammenarbeit mit Siegener Kinderklinik
Außerdem verkündete Schmitz, dass künftig Hand in Hand mit der DRK-Kinderklinik in Siegen zusammengearbeitet werden soll. „Um das abzurunden, werden wir eine kinderärztliche Versorgung einbinden. Das St. Josefs-Hospital soll ein Familienzentrum für Lennestadt und darüber hinaus werden“, sagte der Geschäftsführer der Katholischen Hospitalgesellschaft. Täglich soll ein Kinderarzt anwesend sein. Somit werde eine große Lücke in Lennestadt geschlossen. „Hochrisikogeburten sollen weiterhin in Siegen stattfinden, Normalgeburten in Lennestadt. Fachärztliche Versorgung kommt aufs Land“, erklärte Schmitz. 

Wichtig war Schmitz, dass die „bewährten Köpfe“ behalten, aber entlastet werden. Künftig soll ein Junggynäkologe gemeinschaftlich mit Dr. Priebe und Dr. Lapka zusammenarbeiten. Weitere Unterstützung kommt aus Schmallenberg: Dr. Samir Chaar ergänzt das Team. An der gewohnten Umgebung mit Kreißsaal und Station 4 soll sich nichts ändern. Auch die Hebammen und Mitarbeiter behalten ihre Arbeitsplätze. „Das war das Wichtigste für uns, dass das Team bleibt.“ Alle seien von der Idee des Familienzentrums begeistert.
Auf Konzept aufbauen
„Es ist eine Stück-für-Stück-Veränderung. Aber wir gehen davon aus, dass das MVZ im April mit der Arbeit beginnen kann“, sagte Schmitz. Dafür seien viele Behördengänge zu stemmen und viele Anträge zu stellen. Aber auch in der Überbrückungsphase bräuchten sich die Lennestädter keine Sorgen zu machen. „Es gilt nur noch, Formalitäten zu klären“, so Schmitz.

„Die roten Lampen gingen an, als die Geburtshilfe nicht mehr gewährleistet war. Wir haben sofort gemeinschaftlich innovative und neue Ideen entwickelt. Künftig haben wir ein Versorgungskonzept, auf das wir aufbauen können“, sagte Hundt. Dabei sei nicht zu vergessen, dass mit Schließung der Geburtshilfe in Meschede im März 2017 der Einzugsbereich in weite Teile des Hochsauerlandkreises rage.
Ärztliche Versorgung aufrecht erhalten
Hundt ist es wichtig, die ärztliche Versorgung aufrecht zu erhalten und mit der Hospitalgesellschaft einen guten Partner gefunden zu haben: „Wir haben uns sehr darüber gefreut, einerseits eine medizinische, andererseits eine kommunalpolitische Lösung gefunden zu haben. Wir haben eine Top-Ärzteversorgung in Lennestadt. Die Geburtshilfe bleibt bestehen und wird noch besser.“
Rückblende:
„Zwischen der Hospitalgesellschaft und der niedergelassenen gynäkologischen Praxis der Herren Dres. Lapka und Priebe besteht ein sogenannter Belegarztvertrag. Dieser Belegarztvertrag ermöglicht den niedergelassenen Ärzten im Krankenhaus geburtshilflich tätig zu sein. Der bisherige Haftpflichtversicherer Provinzial hat sich wie schon zuvor im Krankenhausbereich auch aus dem Versicherungsmarkt für niedergelassene, geburtshilflich tätige (Beleg-)Ärzte verabschiedet und kündigte den Versicherungsschutz der beiden Belegärzte zum 30. Juni 2017. Durch intensive Gespräche Geschäftsführung der Hospitalgesellschaft konnte der Haftpflichtversicherungsschutz für die gynäkologische Praxis bis zum 31. Dezember 2017 verlängert werden. Eine langfristige zum Erhalt der Geburtshilfe musste jedoch her. Im Schulterschluss konnten die Stadt Lennestadt und die Hospitalgesellschaft jetzt erreichen, dass die Geburtshilfe in Altenhundem bestehen bleibt“, teilt die Katholische Hospitalgesellschaft Südwestfalen mit.
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