„Du weißt nicht, ob du heile nach Hause kommst“
Sirat Kasra fühlt sich heimisch in Elspe
- Lennestadt, 21.04.2018
- Von Nils Dinkel
Elspe. Über den abgelehnten Asylantrag der Familie Kasra, die aus Afghanistan flüchtete und mittlerweile in Elspe lebt, ist viel berichtet worden. Auch über die breite öffentliche und die kommunalpolitische Solidarisierung und Unterstützung, damit die Familie in Elspe bleiben kann. Jetzt hat LokalPlus mit Sirat Kasra gesprochen. Der 18-Jährige spricht über das Erlernen der deutschen Sprache, die Schule, seine Pläne und sein Ehrenamt. Außerdem blickt er zurück auf den Krieg in seiner Heimat und auf die Flucht.
Sirat Kasra besucht nun die 10. Klasse der Lessing-Realschule in Grevenbrück. Im Sommer wird er voraussichtlich die Fachoberschulreife erreichen. Dann beginnt der Berufsalltag für ihn. Er hat einen Ausbildungsvertrag als Maschinen- und Anlagenführer beim Viega-Teilstandort in Elspe unterschrieben. „Ich gebe mein Bestes und werde mein Bestes geben, um die Schule erfolgreich zu beenden“, sagt Sirat Kasra. Er blickt etwas wehleidig auf den neuen Lebensabschnitt, das Berufsleben, denn: Der junge Mann geht gerne zur Schule.
Sein weiteres Engagement - er trainiert die D-Jugend des SSV Elspe - liegt aktuell auf Eis. „Ich habe einen Kreuzbandriss erlitten und musste operiert werden. Das Training zu leiten, macht mir genauso viel Spaß, wie vor den Ball zu treten. Die Hauptsache ist, etwas mit den Jungs zu machen“, sagt Sirat Kasra, der viele Freunde hat, gerne Rad fährt und im Fitnessstudio trainiert. Außerdem ist er gerade dabei, seinen Führerschein zu machen.
Die Familie warf 2015 erneut alles hin. Alle Ersparnisse drückten sie einem Schlepper in der Hand. Mit einer Gruppe anderer Flüchtlinge versuchten sie, den Taliban zu entkommen. „Wir sind gelaufen, gelaufen, gelaufen. Bis zur Erschöpfung. Wir haben nur sehr wenig geschlafen und uns kaum ausgeruht. Es ging immer weiter“, erinnert sich Sirat Kasra. „Wir wollten einfach nur weg.“ Die Familie habe nichts als die Kleidung am eigenen Leib und einer kleinen Tasche gehabt, erzählt der junge Mann. Geplagt von Hunger und Durst sei sie gewesen.
„Ich finde es richtig gut, wie viele Menschen sich für uns einsetzen. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir freuen uns sehr über diese Unterstützung und hoffen, dass das auch etwas bringt. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagt Sirat Kasra. Nun hofft er, dass der zweite Bescheid positiv ist. „Wir bleiben optimistisch und lassen uns nicht beängstigen.“