Testbetrieb mit E-Bus soll für Nutzer kostenlos sein

Hohe Akzeptanz in Drolshagen – Skepsis in Lennestadt


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Die Route für den Testbetrieb in Drolshagen führt vom Dornseifer-Markt zum Stadtbad. von Rüdiger Kahlke
Die Route für den Testbetrieb in Drolshagen führt vom Dornseifer-Markt zum Stadtbad. © Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. Zwei unterschiedliche Teststrecken, zwei konträre Einstellungen bei den potenziellen Nutzern. Das ist die Lage im Vorfeld der Tests zum autonomen Fahren in Drolshagen und Lennestadt-Meggen. Geplant war der Start fürs Frühjahr. Inzwischen geht Günter Padt, Geschäftsführer des ZWS, davon aus, dass die Busse ab Sommer fahren. Das machte er kürzlich auf einer Fachtagung zur „Mobilität in Südwestfalen“ deutlich.


In einem Workshop stellte Padt den Stand des Projektes zum autonomen Fahren mit einem Elektrobus vor. Am 16. März konnten Interessenten in Drolshagen schon mal auf einer kurzen Strecke ausprobieren, wie die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs aussehen könnte.

Auf einer 1,2 Kilometer langen Teststrecke soll der Bus demnächst ein Jahr pendeln, um Erfahrungen zu sammeln. Dabei, so Padt, geht es um die Erschließung eines Quartiers, das bisher nicht direkt an das ÖPNV-Netz angebunden ist. In Lennestadt-Meggen geht es auf einem 2-Kilometer-Kurs um die „Anbindung der letzten Meile“. Dort fährt der Bus vom Bahnhof aus ein am Hang gelegenes Wohngebiet an.
Reaktionen unterschiedlich
Bei Befragungen zeigte sich, dass die künftigen Nutzer sehr unterschiedlich reagierten. So seien die Akzeptanzforscher in Drolshagen überrascht gewesen vom hohen Grad der Zustimmung. In Lennestadt machten die Forscher eher Skepsis aus und registrierten „deutlich Vorbehalte“, so Padt. Dort seien eher mögliche Probleme als eventuelle Chancen thematisiert worden.

Im Sommer 2018 hatte die ZWS zugegriffen. Ein Projekt zum  autonomen Fahren im Ruhrgebiet war nicht zustande gekommen. Drolshagens Bürgermeister Ulrich Berghof hatte den Kontakt vermittelt. Der ZWS als Nahverkehrsbetreiber zog mit und gab beim Wissenschaftszentrum InnoZ in Berlin, das auch den autonom fahrenden Bus betreibt, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Es sollten:
  • Routen vorgeschlagen werden
  • die Machbarkeit und Relevanz geprüft werden
  • die Akzeptanz erforscht werden
  • Einsatzszenarien sollten durchgespielt
  • und eine Demofahrt sollte organisiert werden.
  • 23 Strecken für Tests geprüft
 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke
Padt: „Wir haben 23 Korridore betrachten lassen“. Es galt zu klären, welche Strecken für den Bus geeignet sind. Dabei mussten auch technische und rechtliche Fragen geklärt werden, einschließlich der Kosten und Fördermöglichkeiten. Auch das ein Grund für die leichte Verzögerung. Nach „sehr guten Kritiken“ für den Probetrieb soll die eigentliche Testphase nunmehr im Sommer anlaufen. Ein Jahr lang sollen die Busse in den beiden Kommunen unterwegs sein.

Dabei strebt der ZWS an, dass die Busse kostenlos genutzt werden können. An den Projektkosten von etwa 300.000 Euro wird sich auch die heimische Industrie beteiligen. Der ZWS hofft zudem auf Fördermittel. Günter Padt formuliert als Ziel, kleine Orte wieder anzuschließen und einen Verkehr von Haus zu Haus zu testen. Kurzum: die neue Technik soll zu besseren ÖPNV-Angeboten führen.

Zumindest die Mobilität in der Region soll durch Konzepte wie dem autonomen Fahren verbessert werden. Kleine, flexible Einheiten, die möglicherweise nach Bedarf fahren und per App angefordert werden können, sollen neue Möglichkeiten eröffnen. Zielgruppe sind vor allen ältere oder in der Mobilität eingeschränkte Menschen.
Crone: Auch überregionale Mobilitäts-Probleme
Damit sind die Probleme in der Region aber nicht gelöst. Darauf wies Petra Crone hin. Die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete, die die Fachtagung zur Mobilität zusammen mit der Friedrich-Ebert-Stifting organisiert hatte, fordert: „Es muss eine stärkere Vernetzung der Verkehrsmittel geben.“ Allein die Grenze zwischen dem Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis sei schon eine „hohe Hürde“.

Dass in Hagen kein ICE nach Hamburg oder Berlin mehr halte, zeige auch, wie problematisch überregionale Mobilität sei. Südwestfalen drohe abgehängt zu werden. Mit der Fachtagung sollten aber auch Alternativen und neue Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Vertreter von Verkehrsunternehmen und Touristiker wiesen auf Konzepte hin, an denen gearbeitet werde.
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