Menschen mit Behinderung stellen politischen Kandidaten ihre Fragen
Im Dialog mit den Anwärtern
- Kreis Olpe, 21.08.2020
- Von Sigrid Mynar
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Kreis Olpe/Neu-Listernohl. Ein beeindruckendes Experiment, das Menschen mit Behinderung die Möglichkeit gab, die Landrats- und Bürgermeisterkandidaten im Kreis Olpe kennenzulernen und befragen zu können, gelang am Donnerstagabend, 20. August, in der Akademie Biggesee.
Die seit dem vergangenen Jahr gültige Gesetzesänderung besagt, dass Menschen mit Behinderung gerichtlich bestellter Betreuung zukünftig wählen dürfen. „Diesem Umstand und weil es bei vielen Veranstaltungen noch an den notwendigen Rahmenbedingungen für einen echten Austausch mit Menschen mit Behinderungen fehlt, wollten wir Rechnung tragen“, so Petra Lütticke.
Eine Gruppe Hör- und Sprachbehinderter befragte durch Raumwechsel alle Politiker, während in den anderen Räumen drei externe Gruppen der Lebenshilfe und zwei der Werthmann-Werkstätten per Videokonferenz aus Olpe zugeschaltet wurden.
„Der Schnellbus von Olpe nach Siegen muss wieder eingesetzt werden“ war eine Forderung. „Das wird er, das ist bereits fest beschlossen“, sagte Theo Melcher (CDU Kreis Olpe), auch wenn das nicht von heute auf morgen geschehen könne.
Die Kandidaten wurden auch mit der Aussage konfrontiert, dass amtliche Briefe oft nur schwer zu verstehen seien „mit zu vielen verklausulierten Rechtverordnungen“. Andreas Reinéry (Parteilos Kirchhundem): „Hier muss eindeutig nachgearbeitet werden. Dem stimmte auch Christian Pospischil (SPD Attendorn) zu, schränkte aber ein, es liege auch an der Komplexität der Rechtssicherheit, die in diesen Schreiben zu beachten sei.
Dem widersprach Peter Weber (CDU Olpe) deutlich: „Man muss schon so ehrlich sein, dass 5 Euro nicht realisierbar sind“ und eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft koste nur Geld. Die Wohnungsgenossenschaft im Kreis Olpe habe konkrete Pläne, bezahlbare Wohnungen zu errichten, „die werden bei circa 7 Euro pro Quadratmeter liegen.“
Bernd Clemens (CDU Wenden) merkte an, dass der Wendener Ratssaal über Technik verfüge, die Hörgeschädigten die Teilnahme an Sitzungen ermögliche. Als effektiven Weg nannte ein Teilnehmer die digitale Dolmetscherzentrale. Öffentliche Einrichtungen müssten dazu nur mit entsprechender Technik ausgerüstet werden. Diesen Hinweis nahmen alle Kandidaten auf.
Uli Berghoff (CDU Drolshagen) resümierte: „Der Abend hat mein Bewusstsein erweitert, ich bin froh, dabei gewesen zu sein“. Eine Aussage, die Udo Dittmann, Leiter der Akademie und seine Mitarbeiterin Ines Gerke-Weipert, sichtlich zufriedenstellte.