Klatsche für die CDU – doch werden daraus Lehren gezogen?

Kommentar zur Bundestagswahl


Topnews
 von Grafik: Sarah Menn
© Grafik: Sarah Menn


Im Kreis Olpe gibt es mit der SPD und den Grünen zwei klare Wahlgewinner. Die Sozialdemokraten legten 5,6 Punkte zu und erreichten im traditionell schwarzen Kreis Olpe ein Wahlergebnis auf Bundesniveau. Und die bei uns bisher schwachen Grünen konnten mit 9,0 Prozent ihr Ergebnis von vor vier Jahren mehr als verdoppeln.

Alle anderen Parteien sind Verlierer. Die FDP büßt auf zugegeben hohem Niveau Stimmen ein, die AfD verliert leicht und die Linke halbiert sich. Der größte Verlierer ist jedoch die CDU. Im „schwärzesten Kreis nördlich des Mains“, wie die Christdemokraten den Kreis Olpe früher stolz nannten, bricht die Union regelrecht ein. Vor vier Jahren lag sie 26,7 Punkte vor der SPD, diesmal sind es nur 12,5 Punkte.

Eigene Realität gebastelt

Ihrem eigenen Führungsanspruch kann das magere Abschneiden nicht gerecht werden. Das mag mit dem negativen Bundestrend der Union und dem schwachen Kanzlerkandidaten Armin Laschet zusammenhängen, sollte aber auch zwischen Bigge und Lenne zum Nachdenken anregen.

Wenn der CDU-Kreisvorsitzende Jochen Ritter dann von einem „beachtlichen Vorsprung“ und einem „fulminanten Wahlkampf“ der Union spricht, bastelt er sich seine eigene Realität. Sicherlich liegt die CDU im Kreis Olpe nach wie vor vorn, doch die Christdemokraten sollten aus dem historisch schwachen Abschneiden dringend ihre Lehren ziehen.

Unglückliche Kandidatenwahl

Das sollten auch die Parteien auf Bundesebene. Die Union hat bei der Kandidatenkür mit Armin Laschet statt Markus Söder aufs falsche Pferd gesetzt und auch die Grünen haben mit Annalena Baerbock statt Robert Habeck sicherlich einige Prozentpunkte liegen lassen.

Wenn jetzt Grüne und FDP den Kanzlermacher spielen wollen, mag das ihr Recht sein. Doch sie sollten sich hüten, die Verhandlungen zum türkischen Basar oder besser Berliner Basar werden zu lassen – nach dem Motto: Wer bietet mir mehr Ministerposten? Mit wem kriege ich Klimaschutz oder Steuersenkungen besser durch? Es kann durchaus sein, dass am Ende der sprichwörtliche Hund nicht mit dem Schwanz wackelt, sondern vielmehr der Schwanz mit dem Hund.

Anstand und Ehrlichkeit

Und wenn ein klarer Wahlverlierer wie Armin Laschet, den die große Mehrheit der Deutschen das Kanzleramt nicht zutraut, trotzdem an die Macht will, stellt sich für mich die Frage nach politischem Anstand und Ehrlichkeit. Machterhalt um jeden Preis kommt bei den Wählern, die nach 16 Jahren CDU-Dominanz offensichtlich einen Wechsel gewollt haben, sicherlich nicht gut an.

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