Grüne meinen: Konzept für Hohe Bracht ist krachend gescheitert

Pächter-Insolvenz Thema im Kreisausschuss


  • Kreis Olpe, 19.08.2019
  • Von Wolfgang Schneider
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Gilt als Wahrzeichen des Kreises Olpe: die Hohe Bracht. von Symbol Nils Dinkel
Gilt als Wahrzeichen des Kreises Olpe: die Hohe Bracht. © Symbol Nils Dinkel

Kreis Olpe/Lennestadt. Das Aus für die Gastronomie auf der Hohen Bracht durch die Insolvenz des Pächters hat in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen. Auch im Kreisausschuss wurde das Thema am Montagnachmittag, 19. August, ausgiebig diskutiert. Die Grünen hatten den Punkt „Hohe Bracht“ per Antrag auf die Tagesordnung setzen lassen und einen ganzen Fragenkatalog vorgelegt.


Allzu viel Aufklärung brachten die Antworten von Landrat Frank Beckehoff nach Ansicht der Grünen aber nicht. Denn er verwies mehrmals darauf, dass nicht der Kreis Olpe Verpächter der Hohen Bracht sei, sondern vielmehr die kreiseigene Vermögensverwaltungsgesellschaft (VVG). Deren Aufsichtsrat tagt nichtöffentlich. Deshalb wollte Beckehoff zu finanziellen Details des Pachtverhältnisses in der öffentlichen Kreisausschusssitzung keine Auskunft geben.
Probleme seit Herbst 2018 bekannt
Auch die Frage, seit wann Zahlungen des bisherigen Pächters Dalibor Divkovic verzögert eingegangen oder ganz ausgeblieben seien, blieb in öffentlicher Sitzung unbeantwortet. Auf die Frage, wann man von der wirtschaftlichen Schieflage des Pächters erfahren habe, sagte Beckehoff: „Die VVG hat Kenntnisse bereits im Herbst 2018 erhalten und entsprechende Maßnahmen eingeleitet.“

Grünen-Fraktionschef Fred-Josef Hansen kritisierte, das Konzept des Landrates und der Kreistagsmehrheit für die Hohe Bracht sei „krachend gescheitert“. Angesichts der abgelegenen Lage und der fehlenden ÖPNV-Anbindung der Hohen Bracht sowie der niedrigen Gästezahlen sei die geforderte Pacht nicht zu erwirtschaften gewesen. Sie müsse gesenkt werden, damit der künftige Pächter wirtschaftlich eine Chance habe.
 von Barbara Sander-Graetz
© Barbara Sander-Graetz
Landrat Beckehoff, der Aufsichtsratsvorsitzender der VVG ist, widersprach: „Die zu erwartenden Umsatzerlöse und Renditen sind mit Experten abgestimmt worden und waren realistisch.“ Auch Kreisdirektor Theo Melcher, der Geschäftsführer der VVG ist, sah keine Schuld für den Misserfolg der Gastronomie bei der kreiseigenen Vermögensverwaltungsgesellschaft: „Man kann doch den Verpächter nicht für den Erfolg oder Misserfolg des Pächters verantwortlich machen.“

Beide Seiten hätten sich schon vor einiger Zeit verständigt, dass der Pächter nur noch so lange weitermache, bis ein Nachfolger gefunden sei. Dann sei die Zahlungsunfähigkeit dazwischengekommen.
Gläubiger stellte Insolvenzantrag
Von der Privatinsolvenz von Divkovic, die am 23. Juli durch Medienberichte bekannt geworden war, war man offenbar auch im Kreishaus völlig überrascht. „Ich hatte bis zum 22. Juli nicht erwartet, dass es eine Privatinsolvenz gibt“, räumte Landrat Beckehoff ein. Der Antrag auf Privatinsolvenz ist übrigens nicht von Dalibor Divkovic selbst gestellt worden, sondern von einem seiner Gläubiger.

Wie es mit der Hohen Bracht weitergeht, ist bisher noch offen. „Der Erfolg steht und fällt mit einem engagierten und professionellen Pächter“, antwortete Beckehoff auf die Frage der Grünen, wie die Erfolgsaussichten einzuschätzen seien. Die VVG sei vom Konzept der Verpachtung nach wie vor überzeugt.

„Eine Gastronomie birgt immer gewisse Risiken. Die Insolvenz ist sehr bedauerlich, aber so etwas kann passieren“, fand Hans-Peter Gummersbach (CDU). Meinolf Schmidt (UWG), warnte davor, das Wahrzeichen des Kreises Olpe mit seinem Ausflugslokal nicht schlechtzureden: „Wir sollten den guten Ruf der Hohen Bracht nicht beschädigen.“
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