Arbeitsgemeinschaft Olper Senioren lässt Landtags-Kandidaten ins Jahr 2030 blicken

Prognosen statt Programmatik


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Die Landtagskandidaten - von links: Bastian Halbe (Piraten), Joachim Hoffmann (FDP), Dr. Gregor Kaiser (Grüne), Wolfgang Langenohl (SPD) und Jochen Ritter (CDU) - stellten sich den Fragen von Moderator Heinrich Maiworm. von Rüdiger Kahlke
Die Landtagskandidaten - von links: Bastian Halbe (Piraten), Joachim Hoffmann (FDP), Dr. Gregor Kaiser (Grüne), Wolfgang Langenohl (SPD) und Jochen Ritter (CDU) - stellten sich den Fragen von Moderator Heinrich Maiworm. © Rüdiger Kahlke

Olpe. Persönlichkeit statt Parteiprogrammatik, Prognosen statt Pragmatismus: Eine Kandidaten-Vorstellung ganz anderer Art hat die Arbeitsgemeinschaft Olper Senioren (AOS) am Donnerstagabend, 19. Januar, im Kolpinghaus präsentiert. Der Vorsitzende Heinrich Maiworm, der die Runde der Kandidaten für die Landtagswahl aus fünf Parteien moderierte, wollte damit deren Kreativität und Spontanität testen – und ihre Erwartungen an die Zukunft abfragen.


Eine Jury aus vier Schülerinnen bewertete, ob die Politiker auf die Fragen antworteten, sich ums eigentliche Thema drückten oder genau auf die Frage eingingen. Auf zwölf Feldern war es darum gegangen, wie sich die Kandidaten die Welt im Jahre 2030 vorstellen. Sie sollten unter anderem darstellen, wer dann ihre Eltern pflegen, welche Schulfächer es nicht mehr geben, ob die Gesellschaft sich weiter polarisieren, ob Deutschland zum Einwanderungsland werden und wie sie selbst sich dann informieren werden..

Spektakuläre Antworten blieben aus. Der Jury erschienen letztlich die Antworten von Dr. Gregor Kaiser (Grüne) am schlüssigsten. Auf den Plätzen folgten Jochen Ritter (CDU), Wolfgang Langenohl (SPD), Bastian Halbe (Piraten) und Joachim Hoffmann (FDP), der allerdings auch erst später zur Runde gestoßen war. Linke und AfD hatten auf die Einladung nicht reagiert, so Maiworm.
Frage nach Reichtum als Stolperstein
Interessant war die letzte Frage, wer 2030 der reichste Mensch sein werde. Sie sorgte kurz für Irritationen, ob es um monetären Reichtum oder andere Werte gehe. Dr. Gregor Kaiser machte schnell deutlich, was sich auch durch seine anderen Antworten zog: Mitmenschlichkeit, Zuwendung, das Sich-Kümmern als Zukunftsaufgabe. Insofern bedeutet für ihn Reichtum, Zeit zu haben, sich um andere zu kümmern und eigenen Interessen nachgehen zu können. Für Jochen Ritter war das eine Frage nach den Maßstäben, die man selbst anlegt.

Für Wolfgang Langenohl ist der Maßstab bescheiden: Reich sei, wer mit seinem Lohn auskomme. Ihm fiel dann noch schnell ein, dass auch die von Kaiser ins Spiel gebrachte Menschlichkeit ein wichtiger Aspekt sei. Bastian Halbe blieb seiner Linie treu, dass mit dem Internet alles besser, transparenter und demokratischer werde. Für ihn ist der Reichste, der über die meisten Daten verfügt: „Daten sind das neue Öl.“ Für Joachim Hoffmann ist reich, wer tun kann, was ihm Spaß macht. „Die Wertschätzung wird sich verändern“, meinte er.
 von Rüdiger Kahlke
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Weitgehend einig waren sich alle fünf Kandidaten, dass Bürger mehr am politischen Prozess beteiligt werden müssten. Wie das aussehen könnte, darüber gingen die Meinungen auseinander. Piraten-Vertreter Halbe wünschte sich mehr direkte Demokratie. Das Internet fördere den Austausch. Es eröffne auch mehr Manipulationsmöglichkeiten, befürchteten dagegen Jochen Ritter und Dr. Gregor Kaiser. „Wer kann, sollte wählen gehen“, so Wolfgang Langenohl. Das sei direkte Demokratie. Mehr unmittelbare Bürgerbeteiligung kann sich Jochen Ritter allenfalls auf kommunaler Ebene vorstellen.
Rentenalter muss flexibler werden
Die Frage, wie lange sie 2030 selbst noch bis zur Rente hätten, nutzten die Kandidaten dazu, für mehr Differenzierung zu werben. Das Eintrittsalter müsse, je nach Tätigkeit, neu bestimmt werden. Das System werde man „komplett erneuern müssen“, so Joachim Hoffmann von der FDP. Angesichts einer Lebenserwartung von 100 Jahren für Mädchen, die jetzt geboren werden, sei eine Rente ab 65 nicht mehr bezahlbar. Einig waren sich die Kandidaten, dass Berufe im sozialen, im Bildungsbereich und in der Pflege aufgewertet werden müssen. Wo es um Menschen gehe, müssten auch Menschen wirken.
Profile sichtbar gemacht
Mit dem Moderations-Konzept lehnte sich AOS-Vorsitzender Heinrich Maiworm an ein Projekt der Cambridge-Universität an. Sie hatte aufgrund von Facebook-Einträgen ein Persönlichkeits-Profil von Probanden entwickelt. Die Projektion auf die Welt in 2030 sollte den Besuchern etwas vom Profil und der Persönlichkeit der Kandidaten vermitteln. Dabei wurden sowohl unterschiedliches Temperament als eigener Werterahmen und politischer Standpunkt deutlich. Bei den „Etablierten“ in der Runde war dabei die Parteilinie eher zu erkennen als bei anderen.
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In der kurzen Fragerunde im Anschluss wurde aber auch klar, was Thema im Landtagswahlkampf im Mai sein wird. Die – leider nur wenigen – Besucher machten deutlich, dass Sicherheit für sie ein ganz großes Thema ist. „Klasse“, fand SPD-Kandidat Langenohl, dass mit den Jury-Mitgliedern sich zumindest einige Jugendliche für Politik interessierten. Sie hatten bereits vorher bei dem Projekt Kommunalpolitik in der Schule mitgemacht, so Louise Frorath, und waren damit politisch „angefixt“.
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