Gemeinde Kirchhundem nimmt Windkraft-Planungen wieder auf

Reaktion auf Gerüchte und Versammlungen


  • Kirchhundem, 19.04.2018
  • Von Sven Prillwitz
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Kirchhundems Bürgermeister Andreas Reinéry. von Prillwitz
Kirchhundems Bürgermeister Andreas Reinéry. © Prillwitz

Kirchhundem. Das Abwarten in Sachen Windkraftplanungen hat in der Gemeinde Kirchhundem ein Ende: Der Umweltausschuss hat am Mittwoch, 18. April, mehrheitlich beschlossen, den Planungsprozess zur Ausweisung von Vorrangzonen für Windräder wieder aufzunehmen. Damit reagieren Kommunalpolitiker und Verwaltung auf diverse Gerüchte – und insbesondere auf zwei Bürgerversammlungen, die eine Münchner GmbH für die kommende Woche angesetzt hat.


Die BayWa r.e. renewable energy Wind GmbH (siehe Infokasten) hat den Kahleberg zwischen Alpenhaus und Milchenbach sowie den Strauchelberg zwischen Albaum und Heinsberg als mögliche Standorte für Windkraftanlagen ins Auge gefasst. Die beiden Projekte sollen der Öffentlichkeit am Dienstag und Mittwoch, 24./25. April, im Hotel „Carpe Diem“ in Schwartmecke vorgestellt werden. Zu den Versammlungen eingeladen ist auch die Kirchhundemer Verwaltung – allerdings erst seit zwei Tagen, sagt Bürgermeister Andreas Reinéry.

„Wir haben über kuriose Wege Kenntnis von den Versammlungen erhalten und sind nachträglich eingeladen worden, aber erst auf unser Betreiben hin“, so Reinéry. Das Vorgehen der Gesellschaft aus München bezeichnet er als „ungeschickt“. Er hätte sich eine „umfassende und transparente Kommunikation“ gewünscht. Gleichzeitig betont der Bürgermeister, dass die Gemeinde weder den Bereich Kahleberg noch das Areal Strauchelberg bislang in ihre Windkraftüberlegungen einbezogen habe. „Wir befinden uns da also im Bereich der absoluten Spekulation“, so Reinéry.
„Bislang kein offizieller Antrag“
Der Bürgermeister stellt auch klar, dass der Gemeinde bislang „kein einziger offizieller Antrag“ eines Investors zum Bau von Windkraftanlagen vorliege. Das gelte auch für den Bereich Rothaarkamm bei Heinsberg und Hilchenbach (Kreis Siegen-Wittgenstein). Wie die Siegener Zeitung unlängst berichtete, sollen westlich des Hilchenbacher Bürgerwindparks mehr als 30 Windräder aufgestellt werden, knapp zwei Drittel davon auf Kirchhundemer Gebiet. Es handle sich um „gerüchteweise Planungen“, aber eben „nichts Offizielles“, sagt Reinéry.

Allerdings: In dem Planungsgebiet sind Artenschutzgutachten vorgenommen worden, auch in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Olpe. Die Ergebnisse sind der Verwaltung in Kirchhundem aber nicht bekannt.
Kommunale Planungshoheit wichtig
Reinéry hält es vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen für dringend erforderlich, die vor rund eineinhalb Jahren auf Eis gelegten Windkraftplanungen nun wieder aufzunehmen. „Wir haben mit einer Fläche von rund 150 Quadratkilometern das größte Gebiet im Kreis Olpe und damit auch das größte Potential für Windkraftanlagen“, sagt Reinéry. Daher sei es wichtig, dass die Kommune mögliche Vorrangzonen selbst ausweise, um nicht irgendwann womöglich der Willkür von Investoren unterworfen zu sein.

Die Planungen der Gemeinde sollen mit dem aktuell gültigen Rahmen abgeglichen und ggf. angepasst werden. Kein leichtes Unterfangen, zumal die schwarz-gelbe NRW-Landesregierung die angekündigten Einschränkungen für den Bau von Windkraftanlagen noch immer nicht geregelt hat. Immerhin: Viel Raum für Windkraftanlagen gibt es laut Reinéry ohnehin nicht in der Gemeinde Kirchhundem. Die damals eingestellten Untersuchungen hätten „nur wenige Flächen, die überhaupt als Vorrangzonen in Frage kommen“ aufgezeigt.

Unsere Anfrage an die BayWa r.e. renewable energy Wind GmbH mit der Bitte, sich zu den beiden Projekten und Bürgerversammlungen zu äußern, ist bislang noch nicht beantwortet worden. Sobald wir Informationen von der Gesellschaft erhalten haben, liefern wir diese nach.
Kurz & knapp

Die BayWa r.e. renewable energy Wind GmbH gehört als Tochtergesellschaft zum international tätigen Konzern BayWA AG, der sich auf die Bereiche Agrar, Energie und Bau spezialisiert hat und einem Gesamtumsatz von 16 Milliarden Euro.

Die GmbH beschreibt sich auf ihrer Homepage als „führenden globalen Entwickler, Dienstleister, Großhändler und Anbieter von Energielösungen im Bereich der Erneuerbaren Energien“. Welt weit beschäftigt die Gesellschaft nach eigenen Angaben 1400 Mitarbeiter und hat Niederlassungen in 20 Ländern. Der Jahresumsatz soll 2017 bei rund 1,37 Milliarden Euro gelegen haben.
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